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Valley - Tal der Wächter

Titel: Valley - Tal der Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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Mistgabeln und Hacken nach und prügelten mit Dreschflegeln drauflos. Unns Bottiche ergossen ihren stinkenden Inhalt in einem Schwall auf die Angreifer. Aus dem Dunkel waren gequälte Schreie zu hören.
    »Wie viele sind’s bei euch, Ketil?«, erkundigte sich Hal.
    »Bloß sechs oder sieben. Wir haben auch am anderen Ende ein Netz runtergeworfen, damit sie nicht rauskönnen.« Ketils Augen blitzten und er grinste schadenfroh. »Unser Willkommen scheint ihnen gar nicht zu gefallen.«
    Er trat wieder an das Netz und schaute hinein. Eine Schwertklinge schoss durch die Maschen und traf ihn unter der Achsel. Mit einem gurgelnden Schrei taumelte er nach hinten, dunkles Blut sprudelte auf seine Kleidung. Hal fluchte und fing ihn auf, dann schleifte er den Verwundeten von dem Netz weg. Der Junge barg das Gesicht an seinem Hals und Hals linke Hand wurde warm und nass.
    Ein zorniges Klagegeheul. Der Schmied Grim schubste Hal weg und nahm Ketil selbst in die Arme. Er ließ seinen Sohn behutsam zu Boden gleiten, erst auf die Knie, dann in sitzende Haltung, sodass Ketil zusammengesackt an der Hauswand lehnte. Blut lief aus seinem Mund.
    Da drängten sich Hals übrige Gefährten um das Netz und stießen unter lautem Gebrüll brutal mit ihren Harken und Fischspeeren hinein. Hal zerrte zwei von ihnen zurück. »Hört auf! Ihr zerreißt bloß das Netz! Gisli, Bolli – ihr beide bleibt hier und haltet Wache. Lasst keinen entwischen. Ihr anderen kommt mit.«

    Sie kehrten um und überquerten wieder den nebligen Hof. Von Süden und Westen hörte man Kampfgeräusche. Hals Gesicht war vollkommen starr, seine Hand ganz kalt von Ketils Blut.
    Er winkte seine beiden Begleiter auf die Südseite des Hauses. Sie kamen an Eyjolfs inzwischen leerem Kuhstall vorbei und sprangen über die eingestürzte Mauer. Dahinter blieben sie stehen und schauten über das Feld.
    Geradeaus sammelten sich die Verteidiger wie die Raubvögel stumm um zwei rechteckige schwarze Gruben. Eyjolf und ein anderer Mann hielten Fackeln in den Händen. Der flackernde Lichtschein huschte über ihre grimmigen Gesichter. Andere Männer hatten Steine in den Händen, aber die wurden offenbar nicht mehr benötigt. Aus einer Grube drang lautes Stöhnen. Um die Stiefel der Verteidiger lagen kleine Äste und die Überreste der Torfstücke und Grasbüschel, mit denen man die Fallgruben getarnt hatte.
    »Kommt ihr zurecht, Eyjolf?«, rief Hal.
    Die Fackel hob sich, der Alte kam herüber. Sein rötlich angeleuchtetes Gesicht schwebte körperlos im Nebel. »Wir haben hier drei von diesen Prachtexemplaren. Drei andere sind nicht in die Falle getappt und weggerannt, als wir uns auf sie stürzen wollten.«
    »Sind eure Gefangenen tot?«
    »Die meisten zappeln noch.Wir haben eben überlegt, wie wir sie am besten erledigen.«
    Hal spürte wieder Ketils Gesicht an seinem Hals, er sah Brodir vor sich, Olaf, den massigen Umriss von Björn, dem Händler... »Unterhaltet euch ruhig laut darüber, damit die Gefangenen es hören und ordentlich Angst bekommen«, flüsterte er, »aber bringt sie nicht um. Sorgt nur dafür, dass sie nicht entkommen.«
    »Sven hätte die Kerle bei lebendigem Leib verbrannt«, erwiderte Eyjolf sauer.
    »Ich bin aber nicht Sven.Tu, was ich dir sage, Alter.« Hal wandte sich an seine beiden Begleiter. »Macht sieben im Osten und sechs hier. Bleiben noch mal sieben im Westen für Kugis und Sturlas Gruppe übrig. Das könnte schwierig werden.«
    Ein Mann erwiderte: »Unn und ein paar andere sind gleich beim ersten Hilferuf hingelaufen.«
    »Trotzdem dürften sie in der Klemme sein. Kommt!«
    Noch einmal mussten sie den Hof durchqueren.Von Osten her, aus der Richtung von Leifs Fangnetz, wurden die Kampfgeräusche leiser, aber der Lärm im Westen wurde immer lauter. Sie liefen an Unns Gerberei vorbei eine schmale, unbeleuchtete Gasse entlang in Richtung Misthaufen. Durch die Lücken zwischen den Gebäuden und über die eingestürzte Mauer sah Hal den Vollmond auf die nebelverhangenen Felder leuchten. Davor hoben sich schwarz die Umrisse der Kämpfenden ab, die zu zweit oder zu dritt mit Schwert und Sense oder Schwert und Hacke aufeinander eindroschen.
    Hals Begleiter hatten längere Beine als er. Sie überholten ihn und stürzten sich ins Getümmel.
    Auch Hal beschleunigte seine Schritte, zückte im Laufen sein Messer und stolperte im nächsten Augenblick über einen Mann, der rücklings auf dem Boden lag. Hal schlug der Länge nach hin und schürfte sich die Handflächen

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