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Valley - Tal der Wächter

Titel: Valley - Tal der Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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selbst.«
    Hal nahm eine Laterne und besah sich die Gefallenen. Drei Hakonssons waren darunter, einer davon war Hals Bekannter Einar. Hord und Ragnar waren nicht dabei.
    Dazwischen lagen fünf Mitglieder von Svens Haus, von denen wiederum drei – ein Mann und zwei Frauen – ihren Schwertwunden schon erlegen waren. Der Schweinehirt Kugi zählte zu den Verwundeten. Sein Arm und seine Brust waren übel zugerichtet.
    Hal kniete sich neben ihn. Kugi war grün um die Nase, doch sein Blick brannte leidenschaftlich. »Gut gemacht, Kugi!«, lobte ihn Hal. »Du bist nun einer der Helden unseres Hauses.Wir bringen dich nun in die Halle.«
    Kugi fragte mit leiser, aber fester Stimme: »Heißt das, wir haben gesiegt?«
    »Wir haben sie an allen drei Seiten zurückgeschlagen. Mindestens die Hälfte aller Feinde ist gefallen oder wurde gefangen genommen. Ich muss jetzt mit Leif sprechen.« Hal drückte Kugi ermutigend die Schulter und stand auf. Die anderen Verteidiger beugten sich über die Gefallenen, manche weinten. Der Anblick machte Hal traurig, aber er ließ sich nichts anmerken. »Aud«, sagte er, »kannst du dafür sorgen, dass die Verwundeten in die Halle gebracht werden? Wer noch kämpfen kann, soll hierbleiben und weiter Wache stehen. Ich lasse Gudny gleich Verpflegung und Bier herschicken. Der erste Angriff ist abgewehrt, aber wir dürfen jetzt noch nicht nachlassen.«

    Hal und Aud begleiteten die Verwundeten in die Halle. Unterwegs nahmen sie das Schwert in Augenschein, das Hal dem gefallenen Einar abgenommen hatte. Drei andere eroberte Schwerter ließen sie der kleinen Truppe an der Mauer.
    Die Waffe hatte einen groben Griff aus einem plumpen Metallkeil, den man mit einem Stoffstreifen umwickelt hatte, damit er sich besser halten ließ. Die Klinge war ein Stückchen länger als Hals ausgestreckter Arm und voller Kerben und Dellen.
    »Ziemlich stumpf, das Ding«, konstatierte Aud, »bis auf die Spitze. Nicht unbedingt die Waffe eines Helden.«
    »Hords Schmiede sind eben noch nicht so geschickt wie die alten Meister«, antwortete Hal. »Wenn du willst, behalt das Ding. Ich kann es sowieso nicht benutzen, wie du es vorhergesagt hast. Es ist zu lang für mich.« Es klang matt und abwesend. Die Ereignisse des Überfalls schlugen noch einmal über ihm zusammen: die Schreie der Verwundeten, die Gesichter der Toten. Er hörte Aud zwar reden, hörte sie sagen, wie erfolgversprechend bisher alles verlaufen sei, war aber mit den Gedanken ganz woanders. Irgendwo dort draußen im Nebel sammelte Hord seine Leute, zählte seine Verluste und formierte sich neu. Was würde er tun? Fliehen? Wohl kaum. Das würde ihm nur Schande machen … Was dann? Das hing davon ab, wie viele Kämpfer ihm geblieben waren.
    »Sieh mal, wir haben Gefangene gemacht!«, sagte Aud da.
    Vor dem Tor zur Halle hatte sich im Schein der Laternen ein kleiner Menschenauflauf gebildet. In der Mitte stand Hals Bruder Leif, der laute Worte mit schwungvollen Gebärden untermalte. Auch er hatte ein Schwert erobert. Um ihn scharten sich fünf, sechs Mitglieder des Verteidigungstrupps aus der kleinen Gasse, die Verwundeten von der Westseite und ein, zwei Mitglieder von Eyjolfs kleiner Truppe. Sie alle betrachteten zwei verzagte Hakonssons, die blutüberströmt, waffenlos, ohne Helme und mit auf dem Rücken gefesselten Händen dastanden.
    Der Bäcker Bolli, dessen Jacke an der Schulter blutdurchtränkt war, trat dem einen Gefangenen so heftig vors Schienbein, dass der mit schmerzverzerrtem Gesicht zurücktaumelte. Leif und viele andere lachten. Jemand verpasste dem anderen Mann von hinten einen Fausthieb. Blut tropfte auf den Boden. Die Menge drang wie ein Mann auf die Feinde ein.
    Hal trat näher. »Lass das, Bolli!«, fuhr er den Bäcker an. »Und du auch, Runolf!«
    Bleiche, hassverzerrte Gesichter wandten sich ihm zu. »Die Mistkerle haben Ketil und Grim auf dem Gewissen«, sagte jemand.
    »Trotzdem. Lasst sie in Frieden.« Hal merkte, dass er mit beiden Händen den Schwertknauf umklammerte. Er ließ den Blick über die mit einem Mal verstummte Menge wandern. »Wer die beiden noch einmal anrührt, kriegt es mit mir zu tun.Was war hier los, Leif?«
    Sein Bruder hielt den Kopf gesenkt. Er atmete schwer und sah Hal schräg von unten an. »Insgesamt sieben sind uns ins Netz gegangen, auch Hord und Ragnar«, antwortete er mürrisch. »Sie haben sich trotzdem erbittert gewehrt. Ein paar von uns wurden verwundet, aber ich selbst habe einen Feind erstochen, und Thorli

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