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Valley - Tal der Wächter

Titel: Valley - Tal der Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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hat einem anderen den Kopf abgeschlagen. Dann haben sie Ketil umgebracht, und Grim, der es mit angesehen hatte, war außer sich. Er sprang vom Dach und wollte seinen Sohn mit dem Hammer rächen. Er hat einen der Feinde erschlagen, aber dann kam Hord, kämpfte wie ein Dämon und tötete ihn. Grim war ein mutiger Mann.« Die Menge raunte zustimmend, Leif nickte bekräftigend. »So wie die Dinge liegen«, fuhr er fort, »wüsste ich nicht, warum wir gegenüber diesen Kerlen auch nur das kleinste bisschen Gnade zeigen sollten.«
    Leif hob die Stimme nicht, aber es klang trotzdem wie eine Herausforderung, und er hatte die Umstehenden auf seiner Seite. Etliche Männer riefen Hal etwas zu, aber er ging nicht darauf ein, sondern antwortete: »Du hast deine Geschichte noch nicht zu Ende erzählt, Leif.Wo sind Hord und Ragnar geblieben?«
    Leif zuckte die Schultern. »Sie haben das Netz am anderen Ende der Gasse zerschnitten und sind entkommen. Diese beiden hier waren zu schwer verwundet, um auch zu fliehen. Die Schlacht ist zu Ende.Wir haben gesiegt und können mit den Gefangenen machen, was wir wollen. Ich bin dafür, sie umzubringen.«
    »Nein«, erwiderte Hal. »Wir sperren sie in den Kornspeicher. Bolli, du stehst am nächsten dran. Du übernimmst das.«
    Die anderen schienen unschlüssig. Ihre Feindseligkeit war deutlich zu spüren, aber niemand machte den Mund auf.Alle sahen Leif an, damit er die allgemeine Stimmung in Worte fasste. Leif schaute erst auf seine Füße und dann von einem zum anderen. Ihr drängendes Schweigen ermutigte ihn. »Die beiden sind unsere Feinde, Hal«, sagte er schroff. »Sie haben das Gesetz des Tals gebrochen und unsere Leute getötet. Dafür ist nur eine einzige Strafe vorgesehen – der Tod.«
    Jubelrufe. Hal gab sich einen Ruck. Mit einer Hand hielt er immer noch den Schwertknauf umfasst, mit der anderen tastete er nach dem Messer in seinem Gürtel. »Eigentlich schade, dass ich dir das offenbar erst erklären muss, Leif«, setzte er zu einer Antwort an. »Wir verschonen die Männer aus zwei Gründen. Erstens, weil es unehrenhaft ist, wehrlose Gefangene umzubringen und zweitens, weil die Nacht noch nicht um ist. Unsere Feinde draußen vor der Mauer sind immer noch zu neunt. Hord wird wiederkommen, und dann ist es gut, wenn wir Geiseln haben und verhandeln können. Das begreift ja wohl der Dümmste. Und darum wiederhole ich: Bolli...« – er sah den Dicken nicht an, sondern hielt den Blick unbeirrt auf Leif gerichtet -, »... du bringst die Gefangenen in den Kornspeicher.«
    Wieder wandten sich alle Köpfe Leif zu. Der rührte sich erst nicht, dann nickte er auf einmal kaum merklich. Die Umstehenden tuschelten miteinander, aber niemand äußerte offenen Widerspruch, und die Gefangenen wurden rasch weggebracht.
    »Gut so«, sagte Hal. »Jetzt müssen wir Spähtrupps zusammenstellen, die alle Seiten des Hauses beobachten. Wenn Hord noch einmal...«
    »Ich denke, Bruder«, unterbrach ihn Leif da heiser, »du könntest allmählich wieder aufhören, uns herumzuscheuchen. Zugegeben, dein Plan hat gut geklappt, das muss man schon sagen. Und vielleicht ist es auch am besten, wenn wir die Geiseln erst einmal verwahren, wie du vorschlägst. Aber die ganze Lage hat sich geändert.Wir haben den Angriff abgewehrt, und ich glaube nicht, dass die Hakonssons mit nur noch neun Mann einen zweiten Versuch wagen. Damit können wir auf deine Dienste wieder verzichten und uns vielleicht lieber ins Gedächtnis zurückrufen, dass du es warst, der das ganze Unglück überhaupt verursacht hat.« Er sah sich selbstbewusst um und wurde mit zustimmendem Raunen belohnt.
    Aud konnte sich nicht mehr beherrschen. »Red keinen Schwachsinn, Leif! Die Schuld trägt Hord Hakonsson, nicht Hal!«
    Hal fasste beschwichtigend nach ihrer Hand. »Zum Zanken haben wir keine Zeit.Wenn Hord wieder angreift...«
    Aber die Unmutsrufe wurden lauter. »Siehst du?«, rief Leif. »Die Leute wissen, dass ich recht habe. Du machst nur Ärger, Hal, das war schon immer so.Wie viele von uns mussten deinetwegen sterben? Wie viele sind verwundet? Du bringst Schande über uns, Bruder, und wenn Mutter nicht vor Kummer außer sich wäre, hätte sie dir das heute auch in aller Deutlichkeit gesagt.«
    Hal beherrschte sich nur mühsam. »Meinst du wirklich, Bruder?«
    »Ja. Und jetzt halt einfach den Mund und lass mich die Dinge regeln.«
    »Hal...« Aud griff nach seinem Arm.
    »Schon gut.« Er schüttelte sie ab. Dabei öffnete sich seine Jacke und es

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