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Valley - Tal der Wächter

Titel: Valley - Tal der Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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begleiten, um ihm während seiner Wacht zu dienen, aber sie war strikt dagegen und konnte die Sache mit einer Mehrheit von zwei Stimmen zu ihren Gunsten entscheiden. Man verstreute auch einen beträchtlichen Teil der Gold- und Silberschätze, die Sven bei Gefechten mit den Trolden und seinen Nachbarn erobert hatte, um ihn her, nur den Silbergürtel nahm man ihm ab und hängte ihn in die Halle, auf dass er seiner Sippe Glück brächte. Dann wurde das Grab verschlossen, und der Held blieb auf dem Hügel zurück, um die Trolde fernzuhalten.
    Eigentlich war es überhaupt nicht schwierig, dachte Hal erleichtert. Er hatte zuerst befürchtet, dass er in dem ganzen Durcheinander den richtigen Zeitpunkt verpassen könnte. Oder noch schlimmer, dass er den richtigen Zeitpunkt nur allzu deutlich erkennen würde, aber schlicht zu feige wäre. Doch als Sturla angelaufen kam und es Brandpfeile hagelte, legte Hal alle Ängste und Zweifel ab, als hätte er einen Mantel abgeworfen. Mit einem Mal wusste er, was er zu tun hatte.
    Er wunderte sich selbst darüber, aber nachdem er das Haus verlassen und in den grasüberwucherten Graben hinuntergesprungen war, begriff er, dass er insgeheim die ganze Zeit mit diesem Ausgang gerechnet hatte. Zwar war seine Verteidigungsstrategie raffiniert und erfolgreich gewesen – denn seiner Schätzung nach war die Hälfte aller Feinde gefallen oder gefangen genommen worden -, aber Hord war trotzdem mit seiner Ausrüstung und seinen gut ausgebildeten Kämpfern deutlich im Vorteil, und zudem trieb ihn sein tödlicher Hass auf Hal an. Es war von Anfang an unwahrscheinlich gewesen, dass ein simpler Überraschungseffekt den Ausschlag geben konnte.
    Aber es gab auch noch einen schwerer wiegenden Grund, weswegen Hal die Sache allein zu Ende bringen musste. Der Grund lag weit in der Vergangenheit, in seiner frühen Kindheit, in Katlas Vorhersagen über seinen Charakter und seine Zukunft.War er denn nicht ein Mittwinterkind, über dem sein Leben lang ein Verhängnis schwebte? Er war vom Schicksal dazu bestimmt, jeden ins Unglück zu stürzen, mit dem er es zu tun bekam. Außerdem war er ein direkter männlicher Nachfahre Svens, weshalb er – so hatte es schon Brodir prophezeit – höchstwahrscheinlich früh sterben würde.Wie jetzt klar wurde, sollten alle diese Vorhersagen verblüffend schnell eintreffen. Aber das erschreckte Hal nicht mehr.
    Früher hätte er mit seinem Schicksal gehadert und sich bitter über dessen Ungerechtigkeit beklagt. Jetzt nicht mehr. Dafür hatte er schon zu viel getan und erlebt, welche Folgen sein Tun hatte. Als er Brodir rächen wollte, hatte er eine alte Auseinandersetzung fortgesetzt. Durch seinen Fluchtversuch aus dem Tal und das Überschreiten der Grenze, die der Held errichtet hatte – noch dazu mit dem Gürtel des Helden um die Schulter -, hatte er Sven weiß welches Unheil über seine Familie gebracht.Was immer er getan hatte, es war entweder schiefgelaufen oder nach hinten losgegangen, das Verhängnis hatte nur immer schneller seinen Lauf genommen. Jetzt übernahm Hal für alles, was geschehen war, die Verantwortung, und das war wie ein Befreiungsschlag für ihn.
    Hords Feindschaft hatte ihn gelähmt, genau wie die Ablehnung und das Unverständnis, die er zu Hause erlebt hatte, und nicht zuletzt die Furcht vor den Trolden, die in den Hügeln schon auf ihn warteten. Der Teufelskreis, in dem Hal sich befand, war so perfekt, dass ihn die Vorstellung, endlich daraus auszubrechen, beflügelte. Er hatte nichts mehr zu verlieren.
    Sein Zuhause zu retten, indem er es verließ, war erst der Anfang. Seit er von der Mauer gesprungen war, schritt er schon viel leichter aus.
    Hord legte es also darauf an, dass Hal herauskam, ja? Nun, das konnte er haben. Umso besser, wenn sein Zuhause dann verschont blieb. Aber Hal hatte nicht vor, sich zu stellen, ohne den Plan, den er Aud verraten hatte, wenigstens auszuprobieren. Zwar hatte Aud recht, dass er kaum Aussicht auf Erfolg hatte und es nur noch unwahrscheinlicher machte, dass Hal das Ganze lebendig überstand, aber er wollte es trotzdem versuchen. Hord hinter die Gräber locken zu wollen, grenzte an Wahnsinn, aber gerade dass es so aussichtslos war, machte den Reiz der Sache aus. Hal hatte wieder ein Kribbeln im Bauch wie damals als Kind, als ihm Katla von Svens letzter Schlacht erzählt hatte, in der die Helden Schulter an Schulter im Dunkeln auf dem Felsen gestanden und den Ansturm der Trolde erwartet hatten. Auch Hal überkam eine

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