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Valley - Tal der Wächter

Titel: Valley - Tal der Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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kapiert. Bin einverstanden.«
    »Wenigstens kommt uns der Mond zu Hilfe«, sagte Hal nach einer langen Pause.
    »So wie damals, als Arne und Sven auf dem Felsen ihren letzten Kampf ausfochten.«
    »Ja. Wenigstens müssen wir nicht ganz im Dunkeln kämpfen.«
    »Konntest du die Trolde eigentlich erkennen?«, fragte Aud unvermittelt. »Als du noch unten warst, meine ich.Wie sehen sie aus?«
    Hal spielte mit dem Messer, dass die Klinge aufblitzte. Er räusperte sich. »Ich habe nur Umrisse gesehen. Sie sind schrecklich dünn...«
    Aud strich sich die Haare aus dem Gesicht. »Wie in den alten Geschichten.«
    »Kann sein.« Hal spielte mit dem Messer. »Tragen die Trolde in den alten Geschichten Kleider?«
    »Kleider?«
    »Keine richtigen Kleider, eher zerfetzte Lumpen... Ich weiß auch nicht, es war zu neblig und zu dunkel. Jedenfalls habe ich sie mir nie angezogen vorgestellt. Was zum Kuckuck treiben die eigentlich da unten?«
    Ein misstönendes schrilles Kratzen wie von spitzen Klauen auf Stein drang zu ihnen herauf.
    »Ich würde mal sagen, sie klettern hoch«, sagte Aud beiläufig.
    »Prima«, erwiderte Hal. »Mir wurde schon langweilig.«
    »Hat Arne auch gesagt«, stellte Aud fest.
    »Nein, das war Sven.«
    Aud sprang auf. Ihre Hände zitterten. Obwohl sie mit den Zähnen klapperte, blieb ihre Stimme ganz ruhig. »Sie klettern an derselben Stelle hoch wie wir. Sonst noch wo...?« Sie näherte sich der Kante, spähte in die Tiefe und lauschte angestrengt. »Ja, hier auch. Ich übernehme diese Seite.Willst du das Schwert haben, Hal?«
    »Nein. Nimm du es.«
    »Ich weiß aber nicht, wie...«
    »Dann sind wir schon zwei. Hau einfach drauf, wenn sich was bewegt.«
    Dann wandte sich jeder seiner Seite zu. Der Mond war eine grellweiße Scheibe, der Himmel von silbrigen und schwarzen Schlieren überzogen. Hal stand sprungbereit und mit gezücktem Messer da.
    So hatten bestimmt auch Sven und die anderen Helden auf dem Troldfelsen gestanden, in den letzten Augenblicken vor dem Ansturm der Trolde. Es war kein unehrenhafter Tod.
    Die Geräusche wurden lauter, der Nebel schien zu brodeln.
    Hal machte sich darauf gefasst zuzustechen …
    Hinter sich hörte er Aud aufkreischen.
    Als er sich umdrehte, sah er, wie sie das Schwert auf einen dunklen Kopf niedersausen ließ. Die Klinge durchtrennte knackend das Genick, der Kopf fiel in die Tiefe und schlug am Fuß des Felsens auf. Die Hände des Wesens umklammerten noch die Felskante. Mit einem erstickten Ausruf des Abscheus trat Aud darauf, einmal, zweimal, bis die Finger losließen.
    Man hörte den dumpfen Aufprall von etwas Schwerem. Aus dem Nebel drang von unten aufgeregtes Fauchen und Geraschel.
    Hal stieß den angehaltenen Atem aus. Es war so schnell gegangen, dass er kaum einen Blick auf das Gesicht des Angreifers hatte werfen können. Zwar hatte der Trold das Kinn auf die Brust gedrückt, sodass sein Gesicht im Schatten gelegen hatte, aber trotzdem war es Hal so, als ob …
    Nein. Nein! Das war ausgeschlossen.
    Hinter Hals Rücken scharrte es leise.
    Hal fuhr herum – und stellte fest, dass jemand neben ihm kauerte.
    In dem verfilzten langen Bart blinkten gebleckte Zähne, das Gesicht war eingefallen und entstellt, und die Höhlen, in denen die Augen gesessen hatten, klafften tief und schwarz wie Erdspalten.
    Auf der Brust, von der das weiße Hemd in Fetzen hing, hatte sich die schmale Stichwunde verbreitert, und die Stelle war so dunkel, als wäre die Haut ringsherum geplatzt und abgefallen.
    Onkel Brodir streckte ihm die schwielige Klauenhand hin. »Komm her, Hal! Lass dich umarmen, Kleiner.«

29
    »Was mich betrifft, so errichtet mir ein Grab auf den Hügeln oberhalb des Hauses, damit ich allzeit über euch wachen kann, und jene von euch, die meine Gesetze einhalten, sollen sich dereinst dort zu mir gesellen.«

    Hal schrak schreiend zurück. Dann trat er nach ihm und traf den Hockenden vor die knochige Brust. Die Gestalt kippte nach hinten, wobei das weiße Leichenhemd wie die Flügel eines Seevogels im Mondlicht flatterte, dann war die Spukgestalt verschwunden. Man hörte sie krachend durch Laub und Geäst stürzen, einen Aufprall – dann war es einen Augenblick still.
    Auch Hal war nach hinten gestürzt. Die Augen traten ihm aus dem Kopf, sein Mund stand offen. Er hörte sich hecheln wie einen Hund. Unter Schmerzen rappelte er sich auf, kroch bis an die Felskante und verrenkte sich den Hals.
    Unter ihm verschwand die Felswand im Nebel. Hal konnte gerade noch das Sims

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