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Valley - Tal der Wächter

Titel: Valley - Tal der Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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Spring, um Arnes willen! So kurz können deine Beine doch nicht sein!«
    Auf Letzteres ging Hal nicht ein. Immer wieder hüpfte er verzweifelt an dem schwarzen Felsblock hoch, nur um sich die Handflächen an dem rauen Stein aufzuschürfen. Um sich her hörte er es rascheln und tappen.
    »Los, Hal!«
    Hal stellte seine vergeblichen Versuche ein und traf eine Entscheidung. Er drehte sich um und zog das Schwert, das er Ragnar abgenommen hatte. Er wog es in der Hand, betrachtete die Klinge mit den vielen Kerben und Scharten vom Kampf um das Haus und das derbe, mit Stoff umwickelte Schwertheft. Der Handschutz war breit und stabil.
    Hal stand mit gezücktem Schwert abwartend da.
    Von oben rief ihm Aud irgendetwas zu, aber er hörte sie schon nicht mehr. Er hörte nur noch das Blut in seinen Ohren rauschen, ein Dröhnen, das ihn eigenartigerweise beruhigte.
    Der Nebel hellte sich auf und verfinsterte sich wieder, dunkle Gestalten bewegten sich darin, kamen immer näher. Hal erkannte nur schemenhafte Umrisse, aber sie waren annähernd so groß wie Menschen, allerdings erschreckend mager. Ihre Beine sahen im spärlichen Mondlicht aus wie Striche, ihre gereckten Arme glichen geknickten Schilfrohren.
    Hal holte ein Mal ganz tief Luft. Er hob das Schwert.
    Die Gestalten stürzten vor.
    Da fuhr Hal herum und rammte die Schwertspitze, so tief es ging, in den weichen Boden. Die Klinge verschwand bis zur Hälfte darin. Ohne sich um das hastige Tappen ringsum zu kümmern, nahm er ein letztes Mal Anlauf und sprang.
    Sein Stiefel landete auf dem Schwertknauf und bog ihn nach hinten und dann wurde der ganze Hal hinaufgeschleudert.
    Seine ausgestreckten Hände bekamen den Vorsprung zu fassen, schon lagen seine Ellbogen darauf.
    Er strampelte mit den Beinen, stemmte sich auf die Unterarme, hievte sich auf das Felssims. Etwas prallte gegen seine Stiefelsohle.
    Im letzten Augenblick zog er seine Füße aus dem Getümmel am Fuß des Felsens, dem Scharren und Tappen, dem Fauchen und Zähneknirschen der Wesen, die gegen die steile Felswand drängten.
    Ohne zu überlegen oder kurz zu verschnaufen, kletterte er weiter, von einem Vorsprung zum nächsten, ohne Rücksicht auf seine schmerzende Schulter, so hoch und flink er nur konnte.
    Die Angst verlieh ihm ungeahnte Kräfte. Der Nebel lichtete sich und da sah er endlich ein Stück weiter oben Aud sitzen. Ihr Kopf hob sich schwarz vor dem hellen Mond ab.

    Die Felskuppe war eine ausreichend breite Fläche, die an den meisten Stellen so eben war, dass man bequem darauf stehen konnte.
    Das Ganze war ungefähr so lang wie drei liegende Männer und so breit wie zwei. Auf einer Seite war das schartige Gestein verwittert und bröckelig, die drei anderen Kanten machten einen einigermaßen stabilen Eindruck. In allen Richtungen endete die Kuppe über schroff abfallenden, steilen Felswänden.
    Hal und Aud sahen sich kurz um und kamen zu dem Schluss, dass die Trolde vor allem an zwei Stellen angreifen konnten, nämlich dort, wo sie selbst heraufgekommen waren, und dann noch an einem schmalen Sims ein Stück weiter, einer Stelle, wo es nicht ganz so steil hinaufging.
    Der Felsen war eine Insel im Nebel.Weit weg im Norden war der Hügelkamm über Ruriks Haus zu erkennen, das Tal dazwischen lag unter einem silbrigen Nebelmeer verborgen, flach und schweigend und, bis auf die beiden sich kräuselnden Rauchfäden, die von Svens unsichtbarem Haus aufstiegen, undurchbrochen. Im Osten ragte scharf umrissen der Gipfel des Eckzahns aus dem Dunst, im Süden konnte man eben noch den niedrigen Berg erkennen, auf dem sich Aud den Knöchel verstaucht hatte. In ihrer Nähe ragten noch ein paar andere Felsen auf, am Horizont schimmerte das Gebirge. Hal und Aud waren ganz allein unter dem Mond.
    Dicht unter ihnen schwappte das Nebelmeer gegen den Fels. Seine Oberfläche war glatt, aber darunter ahnte man die herandrängenden, unheimlichen Gestalten, und zwar überall, auf allen Seiten.
    Es kratzte und scharrte unablässig, obwohl der Nebel die Geräusche ein wenig dämpfte.
    Aud und Hal hockten dicht an der Kante nebeneinander, Aud hatte ihr Schwert in der Hand, Hal sein Messer.
    »Ich hab mir was überlegt«, sagte Hal. »Mal angenommen wir können sie uns nicht bis zum Tagesanbruch vom Hals halten. Angenommen sie kommen hier rauf und wir können nicht fliehen... Dann schlage ich vor...« Er sah Aud an. »Ich schlage vor, dann benutzen wir das Schwert.«
    »Gut.«
    »Ich meine nicht als Waffe. Ich meine...«
    »Schon

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