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Valley - Tal der Wächter

Titel: Valley - Tal der Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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den Hügelgräbern entlang der Straße haben wahrscheinlich genauso gedacht. Und was wurde aus ihnen? Ein Haufen morscher Knochen.Wie und wo willst du ihn denn umbringen?«
    »In Hakons Haus, dachte ich.Wenn ich erst mal da bin, fällt mir schon etwas ein.«
    »So, so...« Snorri nickte weise. »Was dagegen, wenn ich noch etwas dazu sage?«
    »Was denn?«
    »Du bist ein Dummkopf. Gibt’s noch Wein?«
    »Nein.« Hal rappelte sich schmollend auf. »Wenn du so darüber denkst, will ich dich nicht länger belästigen! Leb wohl!«
    »Immer mit der Ruhe.Willst du in dem Unwetter draußen ersaufen? Setz dich wieder hin. Wird’s bald!« Snorris Augen blitzten. Hal hielt seinem Blick stand, solange er konnte, dann ließ er sich auf den Boden sinken. Der Alte kicherte heiser. »Hast du noch nie gehört, wie groß Hakons Haus ist, Kleiner? Es heißt, die Troldmauern sind dort noch sieben Meter hoch und davor befindet sich ein tiefer schwarzer Wassergraben. Innerhalb der Mauern leben an die zweihundert Mann, alle breitschultrig, kräftig und etliche Köpfe größer als du. Ein falscher Schritt und sie schnappen dich und knüpfen dich so ruck, zuck am Galgen auf, dass du meinst, noch unten zu stehen, wenn du längst baumelst. Du bist kein Held aus den alten Sagen, der es mit der ganzen Bande auf einmal aufnehmen könnte, aber du bist auch nicht so einer, der sich arglistig auf die Lauer legt und einen günstigen Augenblick abpasst – dafür leg ich meine Hand ins Feuer, denn du hast mir schon nach dem ersten Schluck alle deine Geheimnisse verraten!« Er schob seine Schüssel weg, seufzte zufrieden und streckte sich auf seinem Strohlager aus. »Hör auf mich, Kleiner, und geh morgen zu deiner Mutter zurück. Aber jetzt wollen wir erst mal schlafen.«
    Hal konnte vor Wut kaum sprechen. Endlich beruhigte er sich. »Gibt es irgendwo noch Stroh?«
    »Im Schuppen hinterm Haus. Willst du dir welches holen? Dann nimm den Knüppel da in der Ecke mit, damit kann man die kleineren Ratten verscheuchen. Nach den großen wirfst du einen Stein und schnappst dir so viel Stroh, wie du tragen kannst. So mache ich es immer.«
    Hal schlief auf der nackten Erde.

9
    Zu den fürchterlichen Ungeheuern, denen der jugendliche Sven auf seinen Streifzügen begegnete, gehörten der Tieftal-Drache, der aus seiner Felsspalte hervorschnellte und seine Opfer mit einem Happs verschlang, der Alte Trold vom Eckzahn, der schmerbäuchig vor seinem großen Kochtopf mit Menschenfleisch hockte, und die gefräßigen Sumpfkobolde aus der Gegend um die Flussbiegen, die des Nachts in mit Kinderhaut bespannten kleinen Booten umherpaddelten. Der Abwechslung halber tötete Sven sie nicht mit dem Schwert. Um den in seinem Loch hausenden Drachen zu erstechen, benutzte er einen angespitzten Kiefernstamm, den Alten Trold brachte er mit einer List dazu, in seinen eigenen Kochtopf mit siedendem Öl zu steigen, und die Boote der Kobolde versenkte er, indem er mit einem Kuhfell wedelte und einen solchen Windstoß erzeugte, dass die Boote allesamt kenterten und die Insassen ertranken.

    Am nächsten Morgen fühlte Hal sich wie zerschlagen und sein Schädel brummte. Seine Strümpfe schienen an den Zehen neue Löcher zu haben, als hätte über Nacht ein Tier daran genagt. Und als er entdeckte, dass Snorri das restliche Brot aus seinem Bündel geholt und zum Frühstück verputzt hatte, hob das seine Laune auch nicht gerade.
    Der Alte hörte sich Hals Beschwerden gelassen an. »Das Brot war alt und trocken und hat nach nichts geschmeckt. Hättest du es selbst gegessen, wäre es dir ohnehin nicht bekommen. Hättest du es wieder mitgenommen, hättest du es nur schleppen müssen. Du kannst mir dankbar sein. Jedenfalls regnet es nicht mehr. Da willst du bestimmt bald den Heimweg antreten.«
    Wortlos schnürte Hal seine Stiefel zu und warf den Mantel um. Dann drückte er die Tür auf und trat ins grelle Morgenlicht hinaus. Weiße Wolken hingen tief über der Hochebene und verdeckten die Berge, die Luft war frisch und feucht. Es konnte jederzeit wieder zu regnen anfangen. Leise hustend rückte er sein Bündel auf der Schulter zurecht.
    »Ich gehe aber nicht heim. Ich habe eine Aufgabe zu erfüllen und wandere weiter talabwärts, durch die Schlucht und an den Wasserfällen vorbei. Es wäre nett, wenn du mir etwas über diesen Weg erzählen könntest. Lauern dort irgendwelche Gefahren?«
    »Gefahren...« Snorri schürzte die Lippen. »Nun ja, es ist ein einsamer Weg, das steht mal fest. Ein

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