Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Valley - Tal der Wächter

Titel: Valley - Tal der Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
Vom Netzwerk:
die flinken Bewegungen der Klinge.
    Schließlich stieß er einen Schrei aus, als erwachte er aus einem Traum: »Halt! Der Schinken muss noch ein paar Monate reichen. Gib her.« Er packte den Schinken und verfrachtete ihn wieder in sein Versteck, wobei er zwischendurch neidisch zu dem Messer auf Hals Knien hinüberschielte.
    Hal überlegte kurz, betrachtete noch einmal die Lumpen des Alten und die schmuddelige Hütte und sagte: »Hör mal, wenn dir das Messer gefällt, gebe ich es dir. Als Bezahlung für die Übernachtung, meine ich, und für die köstliche Suppe.«
    Er hielt dem Alten das Messer hin und der nahm es mit bebender Hand entgegen. Seine Augen waren ganz rund vor Fassungslosigkeit und er betrachtete erst das Messer, dann Hal und dann wieder das Messer. »Ausgezeichnet«, sagte er wieder. »Fabelhaft. Und der Wein auch!«
    Danach verstanden sich die beiden gleich besser und der Wein tat ein Übriges. Sie stellten sich einander vor. Der Alte hieß Snorri und hatte weder eine Familie noch irgendwelche andereVerwandtschaft. Er beackerte die Felder zwischen der Straße und dem Fluss und verkaufte seine Rüben an vorbeikommende Reisende. »Früher mal haben die Häuser von Sven und Rurik um diesen Grenzstreifen gekämpft«, erzählte er. »Dieses Stück Land war Schauplatz unzähliger Morde und Blutbäder – eine halbe Meile weiter sieht man noch die vielen Hügelgräber -, und beide Familien haben schlimme Gräueltaten verübt, aber keine war der anderen überlegen. Schließlich kamen sie überein, das Land einfach brachliegen zu lassen. Als ich noch ein junger Bursch war, kam ich vom Besitz der Ketilssons hier heraufgewandert, sah die Felder herrenlos daliegen und eignete sie mir an.«
    Hal blickte mit skeptischem Gesicht von seinem Becher auf. »Gräueltaten? Svens Haus? So ein Unsinn! Wir sind eine ehrbare, friedfertige Familie.«
    »Wie gesagt, das ist alles schon lange her.« Snorri wischte seine Schüssel mit einer Brotrinde aus. »Vielleicht haben sich eure Bräuche – und euer Charakter – seither geändert.« Er schielte auf Hals Hintern. »Du sitzt doch bequem, oder?«
    »Ich habe dir schon gesagt, dass mir kein Schweineschwanz wächst! Heißt das, du lebst ganz allein hier? Fühlt man sich da nicht einsam, wenn man keinem Haus angehört?«
    Der Alte erwiderte brummig: »Man ist schutzloser, das schon, aber ich komme zurecht. Vor nicht mal sechs Tagen hätten mich beinahe drei Männer umgeritten, die im Galopp die Straße entlanggeprescht kamen. Ich musste zur Seite springen, sonst wäre ich unter die Hufe geraten.«
    Hal setzte sich kerzengerade auf. »Ach ja? Erzähl mir doch mehr darüber!«
    »Was gibt’s da noch zu erzählen? Ich bin kopfüber in die Disteln gepurzelt und hab mir an gewissen Körperteilen ein paar üble Kratzwunden geholt, aber die zeig ich keinem, den ich erst so kurz kenne.« Snorri trank einen großen Schluck Wein. »Offen gestanden wundert’s mich, dass du danach fragst.«
    »Ich habe eher nach den Reitern gefragt.«
    »Ach so. Außer dass es zwei Männer und ein Junge waren und dass sie in den Farben der Hakonssons gekleidet waren, kann ich dazu nix sagen.« Die Augen des Alten funkelten neugierig. »Du scheinst die Geschichte ja ausgesprochen spannend zu finden.«
    »Mir ist bloß aufgefallen, dass du von den Hakonssons nicht so abfällig sprichst wie von uns und von den Rurikssons«, schwindelte Hal. »Vielleicht magst du die Hakonssons ja lieber?«
    »Pah! Ich bin natürlich davon ausgegangen, dass wir beide als Hochländer von den Hakonssons dasselbe halten.«
    Hal war immer noch misstrauisch. »Nämlich...?«
    »Dass die Hakonssons ein aufgeblasenes, unausstehliches Pack sind und dass sie, wie jeder weiß, gelegentlich mit Fischen Unzucht treiben. Aber erlaube mir noch einmal die Frage:Was findest du an den Hakonssons so spannend?«
    Unterdessen hatte Hal reichlich Wein intus. Ihm war so schön warm, und er war so behaglich müde, als läge er unter einer Daunendecke. Er ließ sämtliche Bedenken beiseite und erzählte Snorri von seinem Kummer und seinem Plan.
    Der Alte musterte ihn prüfend, dann nickte er bedächtig. »Du betonst immer wieder, wie gerecht und ehrenwert dein Vorhaben ist, aber habe ich dich recht verstanden, dass du den Mörder deines Onkels umbringen willst?«
    Hal zuckte die Schultern. »Es muss sein.«
    »Wieso? Hinterher bist du genauso verdammenswert wie er.«
    »Gar nicht! Er ist ein Verbrecher und soll seine Tat büßen!«
    »Die Männer in

Weitere Kostenlose Bücher