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Valley - Tal der Wächter

Titel: Valley - Tal der Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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jetzt unsere Schwerter, ziehen los und überzeugen die Bewohner der Höfe von dieser Idee.«
    Einer seiner Männer wandte ein: »Aber wir sind es nicht gewöhnt zu kämpfen. Wir kennen nur Ackerbau und Viehzucht.«
    »Auch das wird sich ändern«, entgegnete Sven. »Jede Nacht, wenn draußen die Trolde herumschleichen, verkriecht ihr euch unter eure Betten. Jetzt, da ich euer Familienoberhaupt bin, ist Schluss damit. Es wird Zeit, dass unsere Feinde unsere Familie fürchten lernen.« Er zückte sein Schwert. »Irgendwelche Einwände?«
    Niemand erhob Einwände. Die Männer gingen ihre Waffen holen.
    Sein Trick hatte die Verfolger nicht getäuscht. Er kauerte geduckt in einer Senke und lauschte dem vielstimmigen Hundegeheul, das über die regennassen Hügel tönte und bis zu den Felsen weiter oben hallte, während die Hunde platschend durch den Bach gesprungen kamen. Einen Augenblick lang drückte er das Gesicht ins Gras und redete sich gut zu. Wenn er nicht gleich aus der Senke kletterte, würden die Hunde bald dort oben auf der Anhöhe erscheinen und ihn entdecken. Er malte sich aus, wie flink und jagdlustig die Meute war, er stellte sich die Männer vor, die hinter den Hunden hereilten, ihre grimmigen Mienen, ihre Dreschflegel und Sicheln, Messer und Stricke. Nach der langen Hetzjagd würden sie sich nicht mehr die Mühe machen und ihn zum Hof zurückschleifen. Sie würden sich den erstbesten Baum mit einem ausreichend starken Ast suchen und die Sache an Ort und Stelle zu Ende bringen.
    Er schloss die Augen, drückte das Gesicht fest ins Gras und den Lehm, sog den säuerlichen Geruch tief ein. Es wäre so viel einfacher, nicht mehr wegzulaufen. Sie hatten ihn den ganzen Tag lang verfolgt, und inzwischen war sein Knie dick geschwollen und wurde immer steifer, sogar während der kurzen Ruhepause, die er sich hier unter dem bleiernen Himmel gegönnt hatte, weil er gehofft hatte, die Meute würde die falsche Spur aufnehmen und flussabwärts laufen. Aber die Hunde hatten seine Witterung sogar im Wasser gefunden und jetzt waren sie ihm wieder dicht auf den Fersen. Selbst wenn er weiterrannte, würden ihn die Verfolger über kurz oder lang erwischen.Warum also nicht einfach liegen bleiben?
    Gleich hinter der Anhöhe, wo sich der Fluss in mehrere kleine Wasserfälle ergoss, war lautes Kläffen zu hören. Wahrscheinlich hatten die Hunde die Stelle gefunden, wo er sich an den Felsen den Arm aufgeschürft hatte. Das Gebell rüttelte Hal wieder auf, er gab sich einen Ruck. Die Senke war nicht besonders tief. Der Hang ließ sich bewältigen, auch mit einem verletzten Knie. Hal griff in die langen Grasbüschel und zog sich hoch. Seine bloßen Füße glitten aus, die Finger stießen gegen Steine und er rutschte ein Stückchen zurück. Dann fanden seine Zehen Halt und er unternahm noch einen weiteren entschlosseneren Versuch. Das Knie tat zwar weh, aber es war auszuhalten. Hand über Hand zog sich Hal den Abhang hoch. Das letzte Stück ging es durch gewundene Dornenranken, aber er biss die Zähne zusammen und lag kurz darauf bäuchlings auf ebenem Boden.
    Vor ihm lief die Anhöhe in unzähligen, mit Felsbrocken übersäten Senken nach Westen aus. Dahinter erhob sich eine blaugraue Fläche wie eine Decke aus Bäumen, die jemand zusammengeknüllt über den kahlen Berg geworfen hatte. Ein Wald. Ein Wald bedeutete Schutz. Lieber den Versuch riskieren, ihn zu erreichen, als im offenen Gelände liegen zu bleiben und totgebissen zu werden.
    Stolpernd und humpelnd machte sich Hal auf den Weg über die ungeschützte Berghöhe.
    Über dem brennenden Haus stiegen schwarze Rauchsäulen auf und hoben sich von dem dunkelgrauen Wolkenhimmel ab.

    Den einen Stiefel hatte Hal schon im Wassergraben eingebüßt, irgendwann zwischen der Landung im weichen, nachgiebigen Schlamm und dem letzten verzweifelten Strampeln, das ihn wieder an die Wasseroberfläche brachte. Der Stiefel war schon weg, als Hal, nach Luft schnappend, den Kopf in den Regen streckte und wie ein paddelnder Hund im Schutz der Dunkelheit ans Ufer schwamm.
    Anfangs dachte er, er wäre den Verfolgern schon entkommen, weil sie alle Hände voll damit zu tun hätten, das Feuer zu bekämpfen. Immer optimistischer werdend, hatte er mehrere Felder überquert, bis er von weiter oben einen besseren Blick auf den Hof hatte.Von den Ausläufern der Hügelkette aus erkannte er im frühmorgendlich grauen Licht und vor dem Hintergrund der in Flammen stehenden Halle die Fackeln des Suchtrupps. Erst

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