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Valley - Tal der Wächter

Titel: Valley - Tal der Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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bewegten sie sich entlang des schwarz spiegelnden Bandes des Wassergrabens, dann sammelten sie sich und schließlich hörte Hal die Hundemeute ihr Jagdgeheul anstimmen.
    Über ihm lagen die Hügelgräber, im Osten war das Meer – ihm blieb nichts anderes übrig, als westwärts zu fliehen, wieder talaufwärts. Das war seinen Verfolgern auch klar. Weiter unten, wo das Gelände flacher war, hatten sie versucht, ihm den Weg abzuschneiden, und ihm unbekannte Abkürzungen benutzt. Kaum hatte er den Schäferpfad überquert und war im Farngestrüpp untergetaucht, als die ersten Hunde auch schon angehetzt kamen und schwanzwedelnd und geifernd seine Spur aufnahmen. Die Jagd hätte bereits dort zu Ende sein können, wenn er nicht den verbliebenen Stiefel tief in eine Felsspalte gesteckt hätte, so tief, wie seine Arme reichten. Anschließend war er durch einen Bach gewatet. Das hatte ihm einen kleinen Aufschub verschafft. Die Hunde hatten sich jaulend und knurrend um die Felsspalte gedrängt, und er war weiter bergauf geklettert, wobei er, sooft es ging, durch einen der kleinen Bäche watete, die sich wie Adern zum Meer hinunterzogen.
    Trotz alledem hatten die Verfolger seine Spur den ganzen Tag über nicht verloren. Und nun war Hal mit seinen Kräften so gut wie am Ende.

    Als er den rettenden Wald schon fast erreicht hatte, kam die kläffende Meute über die Hügelkuppe gestürmt. Aus dem aufgeregten Gebell schloss er, dass ihn die Hunde gesehen hatten. Bäume hin oder her, es konnte nicht mehr lange dauern.
    Er rutschte eine Böschung hinunter, landete unter dem Blätterdach der vordersten Eichen des Waldsaums auf dem ersten Fleckchen trockenen Bodens an diesem Regentag und erblickte unvermutet einen Heldenpfahl, der die Grenze zwischen zwei Besitzungen markierte. Das Gesicht der Figur war vor lauter Moos nicht mehr zu erkennen, aber der Rumpf lag teilweise noch frei. Hal glaubte, im Vorbeihasten violette Farbreste auf dem verwitterten Holz erkannt zu haben.
    Violett war die Farbe der Arnessons und das bedeutete …
    Nein. Das Haus war bestimmt noch viel zu weit weg. Er würde es niemals rechtzeitig erreichen.
    Hal lief auf gut Glück in den dämmrigen Wald hinein, duckte sich unter Ästen weg, stapfte durch ein Dickicht aus welkem braunem Farn. Er stapfte barfuß durch modriges Laub, trat in tückische Löcher, stolperte über Wurzeln, verhakte sich in Ranken. Er fiel hin, stand wieder auf und wankte weiter – nur um gleich darauf wieder hinzufallen. Er war zu Tode erschöpft. Bald würde er, wenn er wieder hinfiel, nicht mehr aufstehen können. Er zog sich an einem Ast hoch und kämpfte sich durch das nächste Farndickicht. Drei Schritte, dann knickte sein Bein ein. Mit vorgestreckten Händen tat er noch einen torkelnden Schritt... und purzelte einen steilen Abhang hinunter. Im Fallen knickte er Farnwedel, wühlte die Erde auf, überschlug sich wieder und wieder...
    Und landete unsanft auf fest gestampftem Lehm und Kieseln – ein Waldweg.
    Die letzten Steinchen kullerten den Abhang herunter, die Farnwedel richteten sich wieder auf. Hal rührte sich nicht mehr.
    Er blieb einfach rücklings mitten auf dem Weg liegen, mit gespreizten Beinen, ein Knie angewinkelt, und blickte in die Baumkronen. Der Himmel verdunkelte sich schon, es wurde Abend. Darüber musste er sogar ein bisschen schmunzeln. Er hatte seine Verfolger den ganzen Tag lang auf Trab gehalten, was gar keine so schlechte Leistung war. Aber jetzt war Schluss. Es war zwecklos, das Unvermeidliche noch länger hinauszuzögern. Bring’s hinter dich. Es reicht.
    Er schloss die Augen, wartete, lauschte …
    Ja. Da kamen sie.
    Hal machte keine Anstalten aufzustehen. Er widmete den Geräuschen nicht einmal mehr besondere Aufmerksamkeit, weshalb er erst nach einer ganzen Weile merkte, dass irgendetwas nicht stimmte. Was da kam, waren weder Hunde noch eine Horde Männer, nein, es klang ganz anders.
    In einer Anwandlung von Neugier hob Hal matt den Kopf und sah im Zwielicht einen einzelnen Reiter herantraben.
    Die Satteldecke des Pferdes war mit violetten Bordüren verziert.
    Mit einem heiseren Schrei hob Hal die blutverschmierte Hand.
    Der Reiter kreischte, das Pferd bäumte sich verschreckt auf, seine stampfenden Hufe hinterließen unweit von Hals Kopf tiefe Abdrücke im Boden.
    Als er das Kreischen hörte, riss Hal die Augen weiter auf. Er blickte zu der schlanken Silhouette im Sattel auf und ihm wurde vor Erleichterung ganz flau im Magen.
    »Aud?«, fragte er mit

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