Vampir à la carte (German Edition)
Ich muss Hilfe holen«, sagte sie in kläglichem Tonfall, während sie sich fragte, ob er seine Beine wohl jemals wieder würde gebrauchen können.
»In der Kühlbox … Blut …«, knurrte er, woraufhin sie den Lichtschein auf sein Gesicht richtete. Er sah noch bleicher aus als vor ein paar Minuten, sodass der Blutverlust seine Haut fast blassgrau erscheinen ließ. Dennoch versuchte er nach wie vor, sich über den Sitz zu ziehen. Seine Augen loderten jetzt in einem fiebrigen Silber und waren ganz auf die Kühlbox konzentriert. »Mach sie auf.«
Es klang fast so, als würde er sie anfauchen. Sofort klappte sie den Tragegriff zur Seite und öffnete den Deckel … und dann riss sie ungläubig die Augen auf, als sie die Beutel sah, die sich in der Box stapelten. Beutel voll mit … Blut. Sie nahm einen davon heraus, um ihn genauer zu betrachten. »Was …?«
Im nächsten Augenblick hatte Cale ihr auch schon den Beutel aus der Hand gerissen, und voller Entsetzen sah sie, wie lange, spitze Fangzähne zum Vorschein kamen, als er den Mund aufmachte. Als er die Zähne in die Blutkonserve drückte, wich Alex unwillkürlich einen Schritt zurück und stieß sich am Türrahmen den Kopf an. Sie verlor den Halt und landete im eisigen Schnee. Dabei blieb der Lichtkegel der Taschenlampe die ganze Zeit über auf Cale gerichtet. Er hatte die Augen geschlossen, vielleicht weil das Licht ihn blendete, vielleicht aber auch vor Erleichterung oder Genuss. Was es war, konnte sie nicht sagen. Sie sah nur, dass der Beutel allmählich leerer wurde, da sich das weiche Plastik zusammenzog.
»Noch einen«, keuchte er, nachdem er den geleerten Beutel von seinen Zähnen gezerrt hatte.
Alex konnte ihn nur fassungslos anstarren.
»Alex«, knurrte er. »Bitte.«
»Was bist du?«, fragte sie mit zitternder Stimme.
Cale kniff wieder die Augen zu. »Ich wollte nicht, dass du es so erfährst.«
»Was erfahre? Dass du ein Vampir bist?« Sie bemerkte den Anflug von Hysterie in ihrer Stimme und machte die Augen zu. Das war also der Haken. Er war vollkommen … abgesehen von der Tatsache, dass er ein blutsaugender Dämon war. Himmel, hätte sie es noch irgendwie schlimmer antreffen können?
Die Geräusche aus dem Wagen verrieten ihr, dass er abermals versucht hatte, seine Beine zu befreien, wohl um an die Kühlbox heranzukommen. Dass er sich dabei nur noch weitere Verletzungen zufügte, schien ihn nicht zu kümmern, allerdings hatte er wohl auch keine andere Wahl. Immerhin konnte er es sich nicht leisten, so von Rettungssanitätern oder Feuerwehrleuten angetroffen zu werden.
»Bitte«, wiederholte er schwer atmend.
Alex zögerte, aber als er sich unter schier unerträglichen Qualen noch ein oder zwei Meter weiter in Richtung Kühlbox zog, drückte sie ihm hastig einen weiteren Beutel in die Hand. Hauptsache, er kam nicht noch näher. Er nahm den Beutel, aber diesmal durchbohrte er ihn nicht sofort mit seinen Fangzähnen, die sie in aller Deutlichkeit vor sich sah.
»Alex, es ist okay«, sagte er.
Ein unterdrücktes Lachen kam ihr über die Lippen, und sie hielt sich hastig die Hand vor den Mund, um den hysterischen Ton zu ersticken.
Cale seufzte voller Verzweiflung und drückte seine Zähne in den Beutel.
Alex beobachtete ihn, und auf einmal schoss ihr durch den Kopf, ob er sie wohl gebissen hatte. Ihr waren keine Bisswunden aufgefallen, aber manche Stellen ihres Körpers konnte sie nur sehen, wenn sie einen Spiegel zur Hand hatte oder sich verrenkte und verdrehte. Dann kam ihr eine Stelle in den Sinn, der er sich besonders gewidmet hatte, und sie überlegte, ob er sie dort nicht nur mit Zunge und Lippen verwöhnt, sondern sie auch unbemerkt gebissen hatte, um ihr Blut zu trinken. Womöglich war das ja die Erklärung, weshalb sie beim Sex zwischendurch immer wieder bewusstlos wurde. Vermutlich fehlten ihrem Körper längst ein bis zwei Liter Blut!
Ungläubig starrte sie Cale an und fragte sich, wie er es wohl angestellt hatte, sie den Biss nicht spüren zu lassen. O Mann, sie hatte gedacht, dass er eine Lust bereitete, wie sie sie noch nie erlebt hatte. Jetzt wurde ihr bewusst, wieso sie so empfand: Er musste in der Lage sein, sie glauben zu lassen, dass es ihr Spaß machte, was wiederum bedeutete, dass es ihm irgendwie möglich war, ihren Verstand zu beeinflussen. Jetzt wurde ihr auch klar, wieso sie nach dem Aufwachen im Restaurant eigentlich ihre Kleidung hatte einsammeln wollen, dann aber duschen gegangen war.
Als sie sah, wie sich der
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