Vampir à la carte (German Edition)
sah sie, wie hinter ihr ein SUV in die Einfahrt einbog. Damit blieb ihr nicht mal mehr die Möglichkeit, den Rückwärtsgang einzulegen und die Flucht zu ergreifen, solange das Tor noch offen stand. Leise fluchend nahm sie den Fuß vom Bremspedal, und der Mietwagen rollte weiter zum nächsten Tor. Ein Blick in den Rückspiegel ließ sie erkennen, dass sie Brickers SUV hinter sich hatte, der sich neben ihren Wagen stellte, während das erste Tor geschlossen wurde.
Alex verfolgte das Geschehen mit großer innerer Unruhe, da sie nicht wusste, ob sie hier noch einmal lebend herauskommen würde.
Jemand klopfte ans Fenster, und sie sah zur Seite, wo sie den lächelnden Russell entdeckte, der sie fragend ansah. Ihr Blick wanderte von dem blonden, goldäugigen Russell zu dem dunkelhaarigen Mann, der hinter ihm vorbeiging, um sich den Wagen von unten anzusehen. Francis hieß er, und auch wenn niemand je ein Wort darüber verloren hatte, vermutete Alex, dass die beiden nicht nur Arbeitskollegen waren, sondern auch zusammenlebten. Sie waren die Einzigen, die Sam ihr und Jo nicht vorgestellt hatte. Es war die Art, wie die zwei sich ansahen und miteinander umgingen, die Alex vermuten ließ, dass sie mehr als nur gute Freunde waren.
Alex sah zu Russell und drückte auf den Schalter in der Armlehne, damit das Fenster heruntergefahren wurde. Gleichzeitig bemühte sie sich, an etwas anderes zu denken als an den wahren Grund für ihren Besuch.
»Hi, Alex, was gibt’s?«, fragte Russell zur Begrüßung.
Etwas an seiner Körperhaltung und an der Art, wie er redete, weckte bei ihr die Befürchtung, dass es bereits zu spät war, um noch ihre Gedanken vor ihm zu verbergen. Dennoch zwang sie sich zu einem Lächeln und versuchte ganz gelassen zu antworten. »Nichts, ich wollte nur mal zu Sam.«
»Schon ziemlich spät, nicht wahr?« Ihr entging nicht, dass er die Augen ein wenig zusammenkniff.
»Ein bisschen«, stimmte sie ihm zu, und erst jetzt wurde ihr klar, dass die Sonne schon bald aufgehen würde. Sie schaute zum SUV, aus dem zwei Männer ausstiegen und mit Francis redeten, der Alex’ Wagen inzwischen überprüft hatte. Sie kannte sie von früheren Besuchen hier im Haus und wusste, dass sie normalerweise tagsüber hier ihren Dienst verrichteten. Vermutlich hatte sie gerade den Moment des Wachwechsels abgepasst.
»Ich rufe im Haus an, damit jemand Sie an der Tür in Empfang nimmt.«
Bei seinen Worten drehte sich Alex abrupt wieder zu Russell um. Sein Gesicht wirkte wie verschlossen, nur seine Augen ließen Besorgnis erkennen. Sie war sich sicher, dass er den Moment genutzt hatte, um sich in ihren Gedanken umzusehen, daher überlegte sie, ob sie den Rückwärtsgang einlegen und Gas geben sollte, um das erste Tor zu durchbrechen.
Aber Russell machte diese Überlegung zunichte, indem er sagte: »Das würde ich an Ihrer Stelle nicht machen. Sie könnten sich dabei verletzen.«
Erschrocken musste Alex schlucken. Er hatte ruhig und leise mit ihr gesprochen, und dennoch klangen seine Worte wie eine Drohung. Aber schlimmer noch war die Erkenntnis, dass es ihm tatsächlich möglich war, ihre Gedanken zu lesen.
»Fahren Sie weiter.«
Sie sah, dass Francis das zweite Tor geöffnet hatte und nun darauf wartete, dass sie weiterfuhr.
»Es ist nicht so schlimm, wie Sie denken«, sagte Russell, als sie zögerte. Als sie ihn noch einmal anschaute, fügte er an: »Fahren Sie zum Haus, dort wird man Ihnen alles erklären. Es wird alles gut werden.«
Ihre Kehle war wie zugeschnürt, als sie das Fenster schloss und losfuhr, um das zweite Tor zu passieren. Dabei hielt sie das Lenkrad fest umklammert. Das kurze Stück bis zum Haus war die schlimmste Strecke, die sie je hatte zurücklegen müssen, weil sie befürchtete, dass sie ihrem eigenen Untergang entgegenfuhr.
Cale hätte vor Erleichterung fast laut aufgeschluchzt, als er die Kühlbox endlich erreicht hatte. Diese Erleichterung steigerte sich um ein Vielfaches, als er sah, dass der Deckel geöffnet war und der Inhalt wie kostbare Rubine im Schnee funkelte. Er griff nach dem nächstbesten Beutel und drückte ihn gegen seine Fangzähne, dann wartete er voller Ungeduld darauf, dass der Beutel leer wurde. Seine Gedanken kreisten währenddessen um die Frage, wo Alex hin war.
Er hätte ihr alles erklären sollen, bevor er sie seine Zähne sehen ließ, warf er sich nun vor. Es musste für sie ein Schock gewesen sein, ohne Vorwarnung mit seinen Fangzähnen konfrontiert zu werden. Aber er hatte
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