Vampir à la carte (German Edition)
verstrich, ohne dass ihr jemand die Tür öffnete. Verdammt, wenn man sie schon auf einem Altar opfern wollte, damit ein paar Blutsauger was zu saugen hatten, dann musste man sie ja nicht auch noch warten lassen.
Dieser letzte Gedanke brachte Alex zu der Erkenntnis, dass sie allmählich den Verstand verlor. Zumindest kam es ihr nicht gerade normal vor, sich zu ärgern, nur weil ihre zukünftigen Mörder nicht sofort reagierten. Sie seufzte und schüttelte den Kopf, während sie ein zweites Mal anklopfte, allerdings auch nicht viel lauter. Sie konnte sich einfach nicht dazu durchringen, so mit der Faust gegen die Tür zu hämmern, als wollte sie tatsächlich, dass jemand herkam und sie umbrachte. Als noch weitere Minuten vergangen waren, ohne dass geöffnet wurde, fasste sie nach dem Türknauf und drehte ihn. Zu ihrer großen Überraschung war die Haustür gar nicht abgeschlossen.
Sie öffnete die Tür vorsichtig, wobei sie sich fühlte wie die Heldin in einem alten Horrorfilm in Schwarz-Weiß, die ein Geisterhaus betrat … oder einen Vampirhort, dachte sie zynisch und murmelte dann: »Mag sein, dass ich sterben muss, aber wenigstens habe ich meinen Humor nicht verloren.«
Als sie bemerkte, wie laut sich ihre Stimme in der Stille anhörte, zuckte sie vor Schreck zusammen. Dann trat sie ein und wurde von einer Kakophonie aus Kreischen, Schreien und dem beharrlichen Klingeln eines Telefons überfallen. Am Telefon war vermutlich Russell, der die anderen vor Alex’ Ankunft warnen wollte. Wie es schien, kümmerte niemanden das Klingeln, was aber vermutlich damit zu tun hatte, dass sie nichts hören konnten, weil die Schreie zu laut waren, die aus dem ersten Stock zu ihr drangen. Es waren schrecklich laute, qualvolle Schreie … und es war die Stimme ihrer Schwester, die Alex in diesem Moment erkannte.
Instinktiv lief sie zur Treppe, blieb dann aber stehen, da sie andere Stimmen vernahm, die sich gegenseitig etwas zubrüllten und dabei versuchten, Sam zu übertönen.
»Verdammt noch mal, warum funktioniert das nicht?« Das klang nach Mortimer, und es hörte sich ein wenig sorgenvoll an, wie Alex beunruhigt feststellen musste.
»Ich weiß es nicht! Wir haben ihr die vorgeschriebene Menge gegeben«, antwortete jemand anders.
»Dann gib ihr mehr!«, brüllte Mortimer.
Alex stand da und biss sich auf die Lippe, während sie nach etwas Ausschau hielt, das sich als Waffe einsetzen ließ. Ein Kruzifix, Weihwasser oder ein Knoblauchkranz wären jetzt genau das Richtige gewesen, aber so etwas würde sie hier sicher nirgends finden. Sie sah, dass in der Küche Licht brannte, also lief sie hin, entdeckte den Messerblock und ging zielstrebig darauf zu. Die zwei größten Klingen zog sie daraus hervor, aber dann geriet sie ins Stocken. Die Dinger würden ihr überhaupt nichts nützen, denn sie hatte gesehen, welche verheerenden Verletzungen Cale bei dem Unfall erlitten hatte, und dennoch war das für ihn kein Hindernis gewesen, ihr nach draußen zu folgen. Was sie brauchte, war eine Panzerfaust … oder einen Pflock.
Sie trat von einem Fuß auf den anderen, während sie krampfhaft überlegte, was sie tun sollte. Schließlich durchsuchte sie die Schubladen, bis sie auf einen großen hölzernen Kochlöffel stieß. Mit einem der Messer bearbeitete sie das Ende des Stiels, bis es angespitzt war. Das war zwar nur eine grobschlächtige Arbeit, da lediglich das äußerste Ende ein wenig spitzer zulief, aber das würde genügen müssen. Es würde vielleicht reichen, wenn sie es mit dem nötigen Schwung in den Leib ihres Widersachers jagte.
Nachdem sie den provisorischen Pflock in die Gesäßtasche geschoben hatte, ging sie in Richtung Tür, blieb aber gleich darauf wieder stehen, da ihr einfiel, dass Vampire Gedanken lesen konnten. Sie benötigte einen Plan, sonst würden sie ihr sofort ihren Willen aufzwingen und sie dazu veranlassen, kampflos die Waffen zu strecken. Ein Hinterhalt wäre natürlich die beste Lösung … oder irgendeine Methode, mit der sie verhindern konnte, dass sie sich einen Zugang zu ihrem Gehirn verschafften.
Langsam drehte sie sich um ihre eigene Achse, während sie jedes einzelne Teil in der Küche in Augenschein nahm. In der zweiten oder dritten Schublade war doch irgendetwas gewesen …
»Aha!«, murmelte sie, als sie bei der erneuten Suche fündig wurde. Sie nahm die Rolle mit Aluminiumfolie aus der ersten Schublade, die sie noch einmal geöffnet hatte, und riss ein langes Stück davon ab, das sie sich
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