Vampir à la carte (German Edition)
über den Kopf legte. Die beiden Enden drückte sie unter dem Kinn zusammen, dann zog sie die vordere Seite so weit nach vorn, bis ihre Stirn bedeckt war. Damit war allerdings ihr Hinterkopf ungeschützt, also nahm sie ein zweites Stück Folie und wickelte es so um ihren Kopf, dass nur noch das Gesicht von den Augen abwärts frei war.
Eigentlich kam sich Alex in dieser Aufmachung völlig albern vor, zumal sie keine Ahnung hatte, ob das überhaupt irgendetwas nützen würde. Dennoch wollte sie es ausprobieren, immerhin benutzten diese Wissenschaftsverrückten so was auch immer, um sich vor Weltraumstrahlen und allem anderen zu schützen, das in ihren Verstand eindringen wollte. Irgendeinen wissenschaftlichen Hintergrund musste das haben, und mit etwas Glück war sie so vor der Gedankenleserei dieser Vampire sicher.
»Ich muss wirklich den Verstand verloren haben«, stöhnte sie leise und nahm die Messer an sich, ehe sie aus der Küche hinausging. »Ich bin heute Morgen als langweilige Köchin auf dem Planeten Erde aufgewacht und dann irgendwie in die Twilight Zone geraten, wo ich mich als drittklassiger Ersatz für Buffy die Vampirjägerin entpuppe.«
Sie lief wieder zum Fuß der Treppe und murmelte: »Und wo zum Teufel bleibt jetzt Buffy? Sie könnte ich jetzt hier gut gebrauchen.«
Alex wusste, es war vermutlich nicht allzu klug, Selbstgespräche zu führen, wenn sie versuchte, sich gleichzeitig an ein Rudel Vampire heranzuschleichen. Aber so konnte sie sich zumindest ein wenig Mut machen. Außerdem war es eher unwahrscheinlich, dass sie ihre Schwester übertönen würde, die sich nach wie vor die Lunge aus dem Leib schrie. Unwillkürlich fragte sie sich, was wohl da oben mit Sam geschah.
Wahrscheinlich spielte sich da irgendeine seltsame Blutorgie ab, bei der ein Dutzend von diesen Mistkerlen sich um ihre Schwester geschart hatte, von denen jeder abwechselnd in Sams nacktes Fleisch biss. Eigentlich hätte sie sofort nach oben rennen müssen, als sie dieses Kreischen hörte, sagte sie sich aufgebracht, als sie das obere Ende der Treppe erreichte. Aber sie wusste auch, ganz ohne Waffen war sie verloren, und selbst mit ihrer jetzigen Ausrüstung ging sie ein großes Risiko ein, denn die Wirksamkeit ihrer Waffen war mehr als zweifelhaft. Ihr Blick fiel auf die Tür, die, wie sie von früheren Besuchen her wusste, zur Toilette führte, doch der dringend angesagte Gang dorthin rückte auf der Prioritätenliste weiter nach hinten, denn die Rettung ihrer Schwester hatte absoluten Vorrang.
Doch wenn sie sich schon vor Angst in die Hose machen sollte, dann würde sie erst recht ein paar Vampire ordentlich in den Hintern treten, entschied Alex, während sie den Schreien zu einer der Türen folgte. Dahinter befand sich das Schlafzimmer, das ihre Schwester sich mit Mortimer teilte. Alex hörte weitere Stimmen, doch jetzt, da sie dicht vor der Tür stand, fiel es ihr schwerer, zu verstehen, was sie sagten. Die qualvollen Schreie ihrer Schwester überlagerten alles andere, sodass Alex sich auf nichts anderes konzentrieren konnte.
Sie holte tief Luft, nahm die Messer in die andere Hand und drehte langsam den Türknauf herum, wobei sie die gleiche Begeisterung verspürte wie ein Kind vor einem Zahnarzttermin.
Kaum konnte sie durch den Türspalt spähen, schaute sie sich um. Es waren nicht zwölf, sondern nur vier Personen bei Sam: Mortimer, Bricker, dazu noch ein Mann und eine Frau, die sie beide nicht kannte. Keiner von ihnen war damit beschäftigt, Sam zu beißen, allerdings hielten sie sie aufs Bett gedrückt.
Perverse Kreaturen, dachte sie voller Abscheu, ehe ihr Blick auf Sam fiel. Sofort wurde die Sorge um ihre Schwester noch drängender, denn Sam wurde nicht nur von der Bande festgehalten, sie hatten sie zudem noch an Hand- und Fußgelenken ans Bett gefesselt. Eines der Seile schien allerdings durchtrennt zu sein. Sam war vollständig bekleidet, was Alex zumindest als gutes Zeichen wertete, weil es vermuten ließ, dass der Moment noch nicht erreicht war, wenn es zur Orgie kommen sollte. Und wie es aussah, hatten sie Sam bislang auch noch nicht gebissen – jedenfalls nicht an den Stellen, die nicht von ihrer Kleidung bedeckt wurden.
Aber Sam war so kreidebleich, als hätte man ihr alles Blut aus dem Körper entzogen. Dennoch verhielt sie sich nicht wie jemand, der durch großen Blutverlust geschwächt war. Immerhin wurde sie von vier Vampiren aufs Bett gedrückt, denen in Filmen und Büchern nachgesagt wurde, sie
Weitere Kostenlose Bücher