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Vampir-Expreß

Vampir-Expreß

Titel: Vampir-Expreß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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sahen wir nicht. Ein grauer Winterhimmel hing dick und schwer über der Pußta. Er ließ keine Sonne durch. Es war einer der Tage, an denen es überhaupt nicht hell werden wollte.
    Wir ließen uns direkt einen Platz zum Abendessen reservieren und machten uns wieder auf die Suche. Nach Vampiren!
    Sehr oft hatten wir über die fünf Särge gesprochen, die im Gepäckwagen standen, doch bisher hatte sich nichts getan. Wahrscheinlich waren sie noch verschlossen.
    Wieder fuhren wir in einen kleinen Bahnhof. Er erinnerte mich an den, den ich mal vor Jahren in dem Film »Ich denke oft an Piroschka« gesehen hatte. So verträumt, so klein, so nostalgisch. Ein breites Holzhaus, eine alte Wasserpumpe, ein paar Menschen, die sich versammelt hatten, um die Ankunft des Zuges abzuwarten. Ich wusste nicht, wie lange unser Aufenthalt dauern würde. Als einige Reisende ausstiegen, hielt auch mich nichts mehr, denn ich wollte mir ebenfalls die Beine vertreten. »Kommen Sie mit?« fragte ich Dragan.
    »Nein, ich bleibe im Abteil.«
    »Haben Sie einen Grund?«
    »Ja, Vera Bogdanowich. Ich möchte mich mit ihr gern einmal unterhalten.«
    »Denken Sie an die Tante!«
    »Der alte Drachen ist ausgestiegen.«
    »Tatsächlich«, murmelte ich. Ich hatte die Frau überhaupt nicht gesehen, suchte und fand sie auf dem Bahnsteig, als sie am Zug entlang in Richtung Lok schlenderte. Dort befand sich auch der Gepäckwagen. Es war nur ein Gedankenblitz, der mich durchströmte, ohne jeglichen Hintergrund.
    Wenig später hatte ich ebenfalls den Zug verlassen, befand mich auf dem Bahnsteig und hörte die Stimmen der Menschen Ein kleines Mädchen kam auf mich zu und überreichte mir eine Blume. Sie sagte etwas, das ich nicht verstand, ich lächelte, nickte und bedankte mich artig. In dieser kurzen Zeitspanne des Aufenthalts bekam ich mehr von den Menschen dieses Landes mit als bei dem Fall, der mich unfreiwillig vor einigen Wochen nach Ungarn geführt hatte. Damals ging es um Mandraka, den Schwarzblut-Vampir, er hatte es tatsächlich geschafft, Myxin, den Magier, wieder auf die andere Seite zu ziehen. [2] Beide waren bisher verschwunden. Ich wusste auch nicht, was mit ihnen geschehen war.
    Über die Pußta wehte ein kalter Wind. Er ließ die Rockschöße eines hin-und hereilenden Bahnbeamten flattern. Der Mann sah aus wie eine Figur aus einer Lehar-Operette. Ich hielt ihn kurz auf und sprach ihn auf deutsch an.
    »Wie lange dauert der Aufenthalt?«
    »Ich bekomme Bescheid.« Er eilte weiter.
    Da war nichts zu machen. Auf dem Balkan gingen manche Uhren eben anders.
    Ich sah Ada Bogdanowich allein. Sie hatte sich von den anderen Reisenden abgesondert und schritt auf den Gepäckwagen zu, vor dem sie unerwartet stehen blieb.
    Hastig schaute sie sich um. Es war die Bewegung eines Menschen, der nicht will, dass er beobachtet wird, und auch ich sah zu, schnell in Deckung eines Holzpfeilers zu gelangen.
    Noch rechtzeitig genug, denn sie hatte mich nicht entdeckt. Die Frau spazierte vor dem Wagen auf und ab. Manchmal bedachte sie ihn mit einem prüfenden Blick. Ich war auch davon überzeugt, sie nicken zu sehen, als wollte sie sich selbst bestätigen. Wusste sie von den Särgen?
    Wahrscheinlich, sonst hätte sie den Wagen nicht so unentwegt angestarrt.
    Ein schriller Pfiff ertönte. Es war das Zeichen für die Reisenden, wieder in den Zug zu steigen. Ada Bogdanowich kam nicht zurück. Sie stieg nahe dem Gepäckwagen ein.
    Auch ich »enterte« den Zug.
    Eigentlich rechnete ich damit, Dragan Domescu in unserem Abteil zu sehen, doch ich traf ihn auf dem Gang. Er machte einen nachdenklichen Eindruck.
    »Was ist los?« fragte ich ihn.
    »Eigentlich nichts, John, aber lassen Sie uns ein wenig reden.«
    »Hier?«
    »Ja, nicht im Abteil.«
    Wir drückten uns zur Seite, weil andere Reisende vorbei wollten. Die Kälte draußen hatte die Gesichter der Fahrgäste gerötet. Jetzt bestiegen sie den gut geheizten Zug.
    Ich bot Dragan eine Zigarette an. Er nahm das Stäbchen, bekam auch Feuer und drehte den Glimmstengel zwischen seinen Fingern hin und her. Die Stirn hatte er gerunzelt, der Mund zeigte einen verkniffenen Ausdruck, und die Zungenspitze huschte über seine Lippen.
    »Was stimmt nicht?«
    Dragan hob die Schultern und blies den grauen Rauch gegen eine Scheibe. »Das Mädchen ist seltsam«, sagte er.
    »Wie seltsam?«
    Dragan lachte. »Ich kann es nicht so direkt beschreiben, aber die Kleine ist nicht nur altmodisch angezogen, sie hat auch solche Ansichten. Die passt in

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