Vampir-Expreß
Vampir-Express vorauseilen würden und in Petrila auf uns warteten.
Unangefochten erreichte ich den Gepäckwagen, huschte hinein und ging sofort auf die Mitteltür zu. Kurz davor verhielt ich meinen Schritt. Die Tür war nicht völlig geschlossen, so dass ich den Kopf drehen musste, um durch den Spalt peilen zu können.
Dunkel war es nicht. Nach wie vor brannte die Birne auch in dem Raum, wo die Särge standen. Niemand hatte sie weggenommen Fünf Totenkisten. In Reih und Glied aufgebaut mit zur Seite gelegten Deckeln. Aber keine Vampire.
Leer war der Raum, wenigstens aus meiner Sicht. Trotzdem zog ich die Beretta und drückte die Tür völlig auf. Ich stand mit gezogener Waffe auf der Schwelle und sah, dass dieser Teil doch nicht leer war, wie es den Anschein gehabt hatte.
Hinter den Särgen hockte eine Gestalt. Ada Bogdanowich!
Langsam drückte sie ihren Oberkörper in die Höhe. Zunächst sah ich nur ihr graues, irgendwie entstelltes Gesicht. Das kannte ich mittlerweile ja. Unbekannt waren mir bisher die beiden langen Vampirzähne gewesen. Das hätte ich noch gut verkraften können, mit Vampiren kannte ich mich schließlich aus.
Seltsam allerdings war das um den Mund verteilte Blut, das einen roten schmierigen Film bildete.
Ich ahnte Schreckliches. »Du bist zu einem Vampir geworden, nicht wahr?« erkundigte ich mich flüsternd.
»Ja, das bin ich.« Ihre Stimme klang rauh. Die Augen in dem grauen Gesicht funkelten.
»Hast du schon ein Opfer gefunden?« Es fiel mir schwer, diese wichtige Frage zu stellen.
»Und wie, John Sinclair, und wie…«
***
Die drei großen Fledermäuse wurden plötzlich sehr schnell, sie ließen sich von den Winden tragen und verkürzten die Distanz zu dem auf dem Bahnsteig stehenden Marek.
Suko befand sich einfach zu weit entfernt, um effektiv eingreifen zu können. Außerdem hätte er seine Waffe ziehen müssen, aber er durfte den vierten Vampir nicht aus den Augen lassen, der ihn sicherlich angreifen wollte.
Deshalb blieb dem Inspektor nur eine Chance. Er musste dem Pfähler eine Warnung zuschreien. »Marek, weg!«
Der Pfähler hörte den Schrei, drehte für einen Moment den Kopf, sah Sukos Winken und sprang mit einem seltsam grotesk wirkenden Satz zur Seite. Dabei schwang er die rechte Hand, deren Finger den Pfahl umklammert hielten.
Was weiter geschah, konnte Suko nicht erkennen, denn vom Dach her erhob sich der vierte Blutsauger. Es sah schaurig aus, wie der gewaltige Schatten in die Höhe stieg und sich zu voller Größe entfaltete. Ein Untier, ein unheimliches Geschöpf, ein grausames Wesen, das allein auf Vernichtung programmiert war.
Für einen Moment sah Suko den Kopf. Klein wirkte er zwischen den Flügeln, und der Inspektor schaute auch in die gefährlichen Augen, die blutgeädert waren.
Dieses Untier kannte kein Erbarmen. Ein Fauchen drang dem Chinesen entgegen.
Seine Lage war einfach zu schlecht, um schießen zu können. Er lag noch halb auf dem Vordach, die letzten Meter musste er robben, dann hatte er genau die Position.
Die Fledermaus stieg höher. Wieder einmal wunderte sich Suko, wie schnell diese Monstren sein konnten. Ein großer schwarzer Schatten stieg in den Himmel, der sich drehte, um seinen neuen Gegner zu fixieren.
Mit der Beretta war Suko diesem Blutsauger überlegen. Er musste nur seine Stellung noch ein wenig verändern, um eine genaue Ziellinie zu bekommen.
Suko lief ein paar Schritte auf die Dachmitte zu. Er hatte es schon knirschen hören, das Dach war morsch, aber daran dachte er nicht. Wurde aber im nächsten Moment drastisch daran erinnert. Als er das Rauschen vernahm, sich drehte, den Arm ausstreckte, um den Vampir unter Feuer zu nehmen, da passierte es. Wahrscheinlich hatte der Inspektor genau die morscheste Stelle auf dem Dach erwischt. Er brach ein.
Unter sich vernahm er noch das Knirschen und Brechen. Er selbst riss die Arme hoch, und aus seiner Kehle löste sich ein überraschter Schrei. Die Mündung der Beretta geriet aus der Ziellinie, es hatte keinen Sinn mehr, abzudrücken und die blutrünstige Fledermaus besaß nun freie Flugbahn.
Suko hörte das Rauschen in dem Augenblick, als unter ihm alles wegbrach. Eingehüllt in Trümmerstücke und Holzsplitter fiel er dem Boden entgegen und landete in der ehemaligen Wartehalle. Zum Glück konnte der Inspektor fallen. Er war austrainiert, und so leicht brach er sich nichts.
Zusammen mit Gebälk und Trümmern landete der Chinese im Wartesaal, duckte sich zusammen und drehte sich
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