Vampir-Expreß
spanischen Flamenco-Tänzers.
Noch lächelte er…
Während wir das Wasser aus der Flasche in unsere Gläser laufen ließen, sprachen wir schon über den Fall. »Die Vampire können sich doch nicht in Luft aufgelöst haben«, beschwerte sich Dragan.
»Nein, das nicht.«
»Also müssen sie sich noch im Zug aufhalten, falls sie nicht abgesprungen sind.«
»Das entspräche nicht ihren Plänen.«
Dragan trank und schüttelte den Kopf. »John, Sie sind so ruhig. Geht Sie das denn alles nichts an? Lässt es Sie kalt, oder was haben Sie auf einmal?«
»Ich habe mich damit abgefunden, dass wir die Blutsauger nicht mehr im Zug finden werden«, erklärte ich.
»Und wo dann?«
»Sie müssen verschwunden sein.«
Dragan hob die Arme. »Das ist es doch gerade. Es würde ihren Plänen widersprechen.«
Ich nahm auch einen Schluck. Das Wasser prickelte auf der Zunge. »Nicht unbedingt.«
»Wieso?«
»Denken Sie mal über Vampire nach, Dragan. Was sind das eigentlich für Wesen?«
»Blutsauger«, antwortete er spontan.
»Richtig. Und was noch?«
»Untote, Wiedergänger, meinetwegen auch Zombies. Was immer Sie wollen, John.«
Ich stach meinem rechten Zeigefinger in seine Richtung. »Sie sind gut informiert, doch etwas haben Sie vergessen. Einen Begriff, der des Rätsels Lösung wahrscheinlich am nächsten kommt.«
»Und der wäre?«
»Fledermäuse!«
Ich sagte nur das eine Wort, schaute mein Gegenüber an und las das Erstaunen auf seinem Gesicht. Dragan Domescu runzelte die Stirn, strich mit Daumen und Zeigefinger seiner gesunden Hand über die Wangen und wiederholte den Begriff.
Ich nickte. »Es sind Fledermäuse. Eine andere Möglichkeit gibt es nicht für mich. Die Vampire haben sich in Fledermäuse verwandelt. So sagt es die Legende, so wird es immer erzählt, und so ist es auch, mein lieber Dragan. Wir brauchen hier im Zug keine Vampire mehr zu suchen. Sie befinden sich wahrscheinlich auf dem Weg nach Petrila.«
Dragan Domescu atmete tief ein. »Wenn das wirklich so wäre, dann…«
»Glauben Sie mir, das ist so. Es gibt einfach keine andere Möglichkeit.«
Der junge Mann überlegte. »Wenn sie das so sicher behaupten, möchte ich es schon glauben. Nur wäre das Problem damit nicht aus der Welt geschafft. Und auch nicht das Problem der Ada und Vera Bogdanowich.«
»Das stimmt leider.«
»Was sollen wir tun?« Er lachte plötzlich. »Die können sich doch nicht auch in Fledermäuse verwandelt haben. Sie sagten selbst, dass Vera kein Vampir ist.«
»Dabei bleibe ich auch.«
»Wo stecken sie?«
»Im Zug.«
»Den haben wir dreimal durchsucht!«
»Und wie viele abgeschlossene Toiletten vorgefunden?« hakte ich nach.
»Haben Sie sie gezählt?«
»Nein.«
»Na bitte.«
»Dann könnten wir noch einmal nachschauen.«
»Das werden wir auch. Und diesmal finden wir sie, darauf können Sie sich verlassen.«
Dragan trank sein Glas leer. Es befand sich noch Wasser in der Flasche. Das ließ er stehen.
Ich erhob mich ebenfalls. Dragan verzog sein Gesicht, als er den linken Arm zu heftig bewegte. Die Wunde bereitete ihm doch größere Schmerzen, als er zugeben wollte. Mir ging es leidlich. Die Tabletten hatten geholfen. Im Kopf spürte ich nur mehr ein etwas dumpfes Gefühl, das sich allerdings ertragen ließ.
Wir verließen den Speisewagen. Dragan blieb hinter mir. Er wunderte sich, wie zielstrebig ich voranschritt und erkundigte sich bei mir, wohin ich denn wollte.
»In unser Abteil.«
»Glauben Sie daran, dass wir die beiden dort finden?«
»Möglicherweise.«
»Was sollte sie veranlasst haben…«
Ich ließ ihn nicht aussprechen. »Der Triumph. Sie können dort auf uns warten und ihren Triumph auskosten. Das ist alles.«
»Das wäre eine Unverschämtheit. Außerdem sprechen Sie stets in der Mehrzahl. Vera gehört nicht dazu.«
»Natürlich.«
Wir erreichten das Abteil ein paar Minuten später. Ich riss die Tür zur Seite und hörte einen leisen Schrei. Vera hatte ihn ausgestoßen. Sie saß wieder auf ihrem Platz, drehte den Kopf und schaute aus weit aufgerissenen Augen zur Tür, wo sie Dragan und mich jetzt erkannte.
»Gott, haben Sie mich erschreckt«
»Keine Panik«, sagte ich und lächelte. »Wir haben alles überstanden.«
»Und du auch, Vera!« Dragan drängte sich an mir vorbei und lief auf das Mädchen zu. Er kniete sich nieder, fasste nach Veras Hand und drückte ihre Finger. »Wie geht es dir?«
Das Mädchen senkte den Kopf. Es begann zu weinen. Eine völlig natürliche Reaktion, für
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