Vampir-Legende
kehrte niemals Ruhe ein. Auch in der Nacht ging es in dieser Stadt hoch her, besonders im French Quarter, der Altstadt, durch die wir fahren mußten, und wir sahen so manchen Bau, der uns bekannt vorkam, denn hier hielten wir uns nicht zum erstenmal auf.
Wir hatten das bunte Treiben erlebt. Wir hatten es genossen und auch gefürchtet, und wir dachten noch heute mit Schrecken an den Voodoo-Kult, gegen den wir damals gekämpft hatten. [2]
Heute ging es um Vampire – vielleicht, denn zu Gesicht bekommen hatten wir sie nicht.
Der Fahrer tat sein Bestes, er hupte, er fuhr sogar über Gehsteige, aber er kam nie so schnell voran, wie wir es uns gern gewünscht hätten.
Irgendwo blieben wir immer stecken.
Für uns war die Nacht und die Umgebung ein einziger bunter Jahrmarkt, was auch an den unzähligen bunten Lichtern lag. Keine grellen, weißen Farben, dafür ein buntes Flackern. Signale von Lokalen, in denen gegessen, getrunken, gefeiert und abgeschleppt werden konnte. Auch leichte Mädchen gab es in dieser Stadt genug. Sie hielten sich in den Lokalen auf, standen auf der Straße, warteten in Hauseingängen oder bewegten sich dicht bei den zahlreichen Hotels oder hockten in deren Bars. Zumeist farbige, exotische Wesen, die das Herz eines interessierten mitteleuropäischen Touristen bis zum Hals schlagen ließen.
Uns machten sofort einige dieser Damen an, wenn wir mal wieder irgendwo feststeckten. Vor den Scheiben erschienen sie und gaben durch eindeutige Gesten zu verstehen, was sie mit uns alles anstellen würden.
Wir gingen darauf nicht ein.
Die Girls würden weiterhin auf Kundschaft warten müssen.
Abe Douglas tippte dem Fahrer auf die Schulter. »Wie lange noch?« fragte er.
»Keine Ahnung, Sir.« Der Mann mit der Wollmütze schob seinen Kaugummi von einer Mundseite in die andere. »Ich kenne mich hier auch nicht aus, mit dem Verkehr meine ich. Heute ist er allerdings besonders schlimm.«
»Ihr habt es gehört«, sagte Abe, dem unsere Nervosität nicht verborgen geblieben war. »Sicher.«
»Wir packen das noch.« Abe grinste. Den Schock des Mordes hatten wir mittlerweile verdaut. Was uns erwartete, wußten wir nicht. Wir hofften allerdings, endlich eine Spur zu finden, die uns zu einem Blutsauger hinführte. Bisher hatten wir nur ein Opfer gesehen und nicht den Täter, und der war wichtiger.
Der Fahrer wollte es uns beweisen. Unter Mißachtung einiger Verkehrsregeln benutzte er wieder einen Gehsteig als Straße, drängte sich durch eine Einfahrt in einen Hinterhof hinein, fuhr ihn durch, umkurvte einige der im Weg stehenden Gegenstände und erreichte schließlich eine zweite Durchfahrt.
Sie führte uns auf eine belebte Straße. Hupend erreichten wir sie. Auf dem Gehsteig spritzten die Menschen zur Seite. Unser Fahrer lachte nur und kurbelte das Lenkrad nach rechts.
»Jetzt sind wir da.« Er wedelte mit der rechten Hand nach vorn. »Da hinten liegt das Hotel.« Er hupte, bahnte sich einen Weg und gab wieder Gas.
Ich saß neben dem Fahrer, schaute nach rechts, den Gehsteig entlang und sah die zahlreichen Bauten, die den typischen Südstaatencharakter aufwiesen. In der unteren Hälfte die auf Säulen ruhenden Vorbauten, weiter oben die Veranden.
Auch den Namen des Hotels konnte ich lesen. Von oben nach unten verteilten sich Buchstaben in einem grellen Blau auf einem weißen Untergrund. Hotel Concorde.
Und aus diesem Hotel stürmte plötzlich eine Gestalt. Im Nu erschien sie im Licht unserer Scheinwerfer. Es war zu erkennen, daß ein Farbiger das Haus verlassen hatte, und ich sah auch die grelle Angst in seinem Gesicht wie eingemeißelt. Er lief auf die Straße, ohne sich umzuschauen, und er hatte die Hände dabei ausgestreckt, als wollte er irgendeinen Feind abwehren.
Der Feind war das Taxi.
Unser Fahrer kreischte und schimpfte zugleich. Er trat aber auch auf die Bremse. Zu spät für den farbigen jungen Mann. Den erwischte die Frontpartie des Wagens!
Das Taxi stand. Der Fahrer war wütend. Er trommelte mit beiden Händen auf den Lenkradring. Um den jungen Mann kümmerte er sich nicht, das überließ er uns.
Suko, Abe und ich waren zur gleichen Zeit draußen. Der Vorfall war natürlich nicht unbemerkt geblieben. Für Sensationen hatte man hier immer ein Auge. So wunderte es mich nicht, daß aus allen Richtungen die Gaffer herbeiströmten. Trotzdem erreichten wir den jungen Mann zuerst, der auf der Seite lag. Das linke Knie hielt er mit beiden Händen umklammert, während das rechte Bein zuckte.
Der
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