Vampir-Legende
sich auf dem Boden liegend herum, streckte den linken Arm aus, und es gelang ihm, den rechten Knöchel des Fliehenden zu packen.
Eisern hielt er fest.
Der Sheriff brüllte, dann fiel er nach vorn. Er konnte sich nicht mehr so abstützen, daß es etwas gebracht hätte. Sein Arm knickte weg, er prallte mit dem Gesicht auf den harten Boden, hatte Blut im Mund und spürte es auch aus der Nase rinnen.
Das war es gewesen. Er wußte es. Das war es…
Er schrie!
Clayton hatte ihm in den Rücken getreten und drückte ihm nun den Fuß ins Kreuz. Durch sein eigenes Schreien hörte er die Stimme des G-man, aber er verstand nicht, was der Mann sagte.
Dafür spürte er sehr bald die Hände an seinen Schultern. Clayton wuchtete ihn hoch und schleuderte ihn so weit herum, bis er gegen die Wand prallte.
Dort blieb er stehen, mit weichen Knien und keuchendem Atem. Die Schmerzen in seinem Gesicht beeinträchtigten sein Sehvermögen. Er schaute nach vorn, er sah in die Düsternis hinein, die für ihn voller dunkler Schatten hing.
Dann wischte er sich mit einer automatischen Bewegung das Blut aus dem Gesicht. Hinter der Stirn hämmerte es. Es waren Stiche, die durch seinen Kopf peitschten, die ihn folterten, die ihn keinen klaren Gedanken mehr fassen ließen.
Seine Füße waren schwammig geworden, die Knie weich. Er hätte sich am liebsten auf den Boden gesetzt und geweint wie ein kleines Kind. Er war verweichlicht worden, keine Kämpfe mehr, das Leben hatte ihn satt und prall gemacht. »He, Sheriff!«
Clayton sprach ihn an. Er wollte nicht hören, hielt den Kopf gesenkt. Blut tropfte aus seiner Nase und prallte vor den Fußspitzen zu Boden, wo es Flecken bildete.
Er spürte eine Hand unter seinem Kinn, und sein Kopf wurde wieder in die Höhe gedrückt.
»Sieh mich an!«
Der Sheriff tat es, und sein Blick blieb trotzdem verschwommen. Ihn umgab eine andere Welt, und er hatte Mühe, sich in dieser wieder zurechtzufinden.
»Die Vampire warten, Sheriff…«
»Nein…« Mehr brachte er nicht hervor.
Clayton spielte den Fürsorger. Er wischte und tupfte Blut aus dem Gesicht seines Gegenübers. Dabei reinigte er auch die Umgebung seiner Augen und begleitete das Tun mit einem Kommentar. »Schließlich sollst du sehen, was dich erwartet. Das sind wir dir schuldig…«
Ducesse begriff noch nicht sofort. Erst wenig später, als man ihn gedreht und vorgeschoben hatte. Da bewegte er sich mit unsicheren Schritten nach vorn, und zwar dorthin, wo sich auch der mit Blut gefüllte Bottich befand.
Zuerst wollte er es nicht glauben. Er dachte, es sei ein böser Traum, aber es stimmte.
Sie schwammen nicht mehr, dafür waren sie dabei, aus ihrem makabren Pool hervorzuklettern…
***
Beide waren nackt!
Und beide boten einen schrecklichen Anblick. Er konnte sie besser erkennen, denn der G-man hatte bei etwas entfernt liegenden Fenstern die Vorhänge ein wenig zur Seite gezogen, damit mehr Licht in den Raum dringen konnte. Aber nicht soviel, als daß es die Vampire gestört hätte, es reichte nur für den Sheriff aus, der nicht glauben wollte, was er zu sehen bekam.
Das war der kalte Horror. Das durfte nicht die Wirklichkeit sein. Die nackten Vampire, an deren bleicher Haut das Blut in dicken Strömen herabfloß, als wäre es gefärbter Leim. Es klebte überall, in den Haaren, den Gesichtern, am Oberkörper, den Beinen, und es rann tiefer, wobei es bald um die Füße herum Lachen bildete.
Sie kamen auf ihr Opfer zu.
Sie gingen nebeneinander und fühlten sich gut. Es war ihren Bewegungen anzusehen. Der Vampir mit den weichen Gesichtszügen hob seine Arme an und preßte sein verschmiertes Haar nach hinten. Es war zu einer blutbeschmierten Perücke geworden. Im Nacken drehte er es zusammen, er lächelte dabei, und auch über seine Zähne rannen dünne Fäden aus Blut.
Makaberes Theater war es nicht. Es war die Wirklichkeit, und das machte alles um so schlimmer.
Der Sheriff konnte es nicht glauben. Er träumte. Er spürte etwas anderes in sich. Ein Gefühl, das er nicht beschreiben konnte, das eigentlich keines war, aber trotzdem noch in seinem Innern festsaß. Die Gestalten schwankten vor seinen Augen wie die Bilder eines schlecht ablaufenden Filmstreifens.
Soßig, mariniert, in düsteren Farben, die verliefen. Ducesse war verwirrt, allerdings nicht so stark, als daß er nicht mitbekommen hätte, was in den folgenden Sekunden mit ihm geschah.
Die beiden nackten Blutsauger kamen auf ihn zu. Sie gingen, aber ihm kamen sie vor, als würden
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