Vampir-Legende
nach unten, und sie waren an ihren Enden spitz wie Pfeile.
Vampirzähne!
***
Dieser Ausdruck schoß auch durch den Kopf des Sheriffs, doch er nahm ihn nicht so recht zur Kenntnis, denn das war einfach zu realitätsfern. Er sah hier etwas, das es nicht geben durfte, das normalerweise ins Reich der Sagen und scheußlichen Legenden gehörte.
Beide Brüder hatten bisher kein Wort gesprochen und sich absolut still verhalten. Nur ihre Hände bewegten sie, um sich auf dem Wasser zu halten.
Wasser?
Plötzlich hatte der Sheriff einen bestimmten Verdacht. Er dachte an den Geruch des alten Franklin, den sie vor drei Jahren tot in seiner Hüte am See gefunden hatten. Er war zerfleischt worden und hatte lange in seinem eigenen Blut gelegen. Und dieses Blut hatte so ähnlich gerochen wie die Flüssigkeit in dem Bottich.
War das Blut?
Altes Blut vielleicht, das sich bereits zersetzte.
Er wollte es jetzt ganz genau wissen, und es kostete den Sheriff Überwindung, seine Hand über den Rand hinweg in den Bottich zu schieben und den praktischen Versuch zu starten. Er tauchte mit der Spitze des Zeigefingers hinein und zog die Hand wieder zurück.
Es war zu dunkel, um genau erkennen zu können, was da an der Haut klebte. Probieren wollte er es auch nicht. Eine Taschenlampe lag im Wagen, dafür steckte ein Feuerzeug in seiner Brusttasche. Er holte es hervor. Die kleine Hamme brachte er dicht an den ausgestreckten Finger heran, und er betrachtete die schwarzrote Flüssigkeit. Sein Blut und das der anderen Menschen war heller. Dieses hier, das an seinem Finger klebte, war alt und verbraucht. Der Sheriff verzog das Gesicht. Er wischte den Finger hastig an einem Taschentuch trocken, und er befürchtete bereits, daß er sich einen Schritt zu weit nach vorn bewegt hatte.
Was da vor ihm im Wasser schwamm, war einfach furchtbar. Das durfte es nicht geben, das waren keine Menschen mehr, sondern Monstren, und Monstren mußten getötet werden. Radikal!
Die Kugeln steckten in der Trommel des Revolvers. Er brauchte die Waffe nur hervorzuholen und abzudrücken.
Plötzlich lächelte der Blonde. Ein Lächeln, das Gary Ducesse anwiderte, denn es war so wissend und zugleich so verflucht arrogant. »Hallo, Blutspender, weißt du nun Bescheid…?«
Der Sheriff sagte nichts. Er konnte nichts sagen. Er mußte über die Worte zunächst nachdenken, und es wollte ihm auch zuerst nicht in den Sinn, daß er damit gemeint war.
Blutspender…
Zwei mal zwei Zähne…
Vampirhauer…
Da entstanden schon die entsprechenden Bilder in seinem Kopf, und die waren nicht freundlich. Was immer er von Vampiren gehört oder was immer er über sie gelesen und gesehen hatte, es hatte jedesmal grauenvoll geendet.
Er mußte schneller sein und schießen.
Gary Ducesse griff nach der Waffe. Seine Hand lag bereits auf dem Griff, als er zuerst die Schritte hörte, und dann die kalte Stimme. »Laß stecken, Sheriff, sonst bist du sofort tot…«
***
»Heißen Sie Gary Ducesse? Sind Sie der Sheriff?« Mit diesen Worten betrat Abe Douglas das Office, wobei er seine Dienstmarke mit dem Stern hochhielt, uns in seinem Schlepptau wußte und mitansah, wie der schlaksige Typ blaß wurde, die Beine vom Schreibtisch nahm und das Comic-Heft fallen ließ.
»Nein, ich bin nicht der Sheriff.«
»Wer sind Sie dann?«
»Peter Dawson, der Vertreter.«
»Okay, Dawson, mein Name ist Abe Douglas, FBI. Ab sofort übernehmen ich und meine Kollegen Sinclair und Suko hier das Kommando. Man hat Sie hoffentlich eingeweiht, Mr. Dawson.«
»Eigentlich nicht. Oder nicht so überzeugend.«
»Wo finde ich den Sheriff?«
»Er ist unterwegs.«
»Genauer!«
Peter Dawson geriet ins Schwitzen. Mit der forschen Art des FBI-Agenten kam er nicht zurecht. Dieser Mann aus dem Norden störte seinen beschaulichen Dienst. Er sprach schnell, kam sofort auf den Punkt, und Dawson verfluchte seinen Job, der ihn an den Schreibtisch gezwungen hatte. Er hob die Schultern.
»Ist das alles?« Douglas’ Stimme klang wie eine Drohung.
»Nein, ich…«
»Meine Güte, in was bin ich hier hineingeraten. Ich will endlich Klarheit. Ich habe mit dem Sheriff telefoniert. Er weiß Bescheid. Ich wollte Informationen über…«
»Ich weiß ja, wo er ist.«
»Endlich!«
»Er hat angerufen. Er beobachtet das Haus, in dem die beiden Brüder leben.«
Douglas lächelte und drehte sich zu uns um. Wir waren an der Tür stehengeblieben, wo auch eine schlichte Holzbank stand, auf der einige Zeitungen lagen. Eine Barriere
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