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Vampir sein ist alles

Vampir sein ist alles

Titel: Vampir sein ist alles Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tate Hallaway
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verbunden ist?“
    Ich zuckte mit den Schultern. „Das ist alles, was ich habe.“
    „Ist er in Schwierigkeiten?“
    Das befürchtete ich allmählich. Ich nickte.
    „Dann beeil dich lieber!“, sagte Benjamin. „Ich passe solange auf dieses Ende der Schnur auf.“
    Ich wusste nicht, ob mir das so recht war; vor allem, weil Benjamin ganz ungeniert meinen nackten Körper anstarrte. Ich sah, wie sich mein Körper auf dem Bett in Reaktion auf seinen gierigen Raubtierblick bewegte, und wirkte rasch einen Schutzzauber, der mich wecken sollte, falls Benjamin mir zu nahe kam. Sebastian mochte ihm untersagt haben, mich zu töten, doch vielleicht hatte er nicht daran gedacht, auch ein Verstümmelungsverbot auszusprechen.
    Benjamin schürzte beleidigt die Lippen, als er die Magie spürte. „Da will man mal jemandem einen Gefallen tun!“, brummelte er vor sich hin. „Pfff... Weiber!“
    Ich dachte schon, er würde aus dem Zimmer stürmen, doch er blieb gegen den Bettpfosten gelehnt stehen und verschränkte die Arme vor der Brust.
    Wieder sah ich hinter seinen Augen etwas Unheilvolles aufblitzen. „Du machst dich besser auf den Weg, Fräulein!“
    Ich nickte ihm zum Abschied zu und begann, mich an der dünnen Schnur entlangzuhangeln. Raum und Zeit wurden, wie ich feststellte, ab und an komprimiert. Obwohl ich mit gleichbleibender Kraft an der Schnur zog, schien ich zunächst über die Landstraße zu rasen, wurde dann aber langsamer, als ich an einer Stelle vorbeikam, an der jemand ein handgeschnitztes Kreuz und einen Teddy hingestellt hatte. Es war, als käme ich da, wo sich vermutlich Geister aufhielten, wo also ein Geist von jemandes Trauer festgehalten wurde, langsamer voran. Ich erschauderte und versuchte, schneller zu werden, doch ich hatte das Gefühl, durch Schlamm zu laufen. Es war wie in dem Traum, in dem man rennt und rennt, ohne von der Stelle zu kommen. Die Knopfaugen des Teddys blitzen im Scheinwerferlicht eines vorbeifahrenden Autos auf.
    Kaum war ich dem Sog der kleinen Gedenkstätte entronnen, gelangte ich innerhalb eines Sekundenbruchteils nach Madison. Die weißen Schaumkronen auf dem See glitzerten im Schein des Mondes und der Straßenlaternen. Der Wind strich durch die Baumkronen. Der typische See-
geruch - jene seltsame Mischung aus totem Fisch und dem erfrischenden Aroma von Süßwasser - lag über den mit Tau benetzten Rasenflächen. Ein Mann mit einem Hund kam mir entgegen. Zumindest war das mein erster Eindruck. Als die beiden näher kamen, sah ich, dass es ein Mann und ein Kojote waren, die irgendwie miteinander verschmolzen zu sein schienen.
    Plötzlich verschwand Sebastians Schnur. Besser gesagt, löste sie sich in ein Gewirr aus Hunderten dünnen Fäden auf, die alle in unterschiedliche Richtungen führten.
    „Verdammt!“ Welchem von ihnen sollte ich folgen? Als ich an den Fäden zog, spannten sie sich, als führten sie alle zu Sebastian. „Das ist unmöglich“, murmelte ich vor mich hin.
    Der Kojotenmann blieb stehen und schaute in meine Richtung. In der Dunkelheit konnte ich nur kantige Gesichtszüge und schwarze Augen erkennen. Obwohl er ein gutes Stück von mir entfernt war, fühlte ich mich regelrecht von seinem durchdringenden Blick durchbohrt und wäre am liebsten sofort weggelaufen. Es war ein echter Raubtierblick, und ich hatte das Gefühl, dass er mich viel besser sehen konnte als ich ihn.
    Er hob eine Hand und ...
    Winkte?
    Die Geste war so absurd, dass ich hysterisch zu kichern begann und zurückwinkte.
    Dann gewann die Angst jedoch die Oberhand über mich, und ich machte kehrt und rannte davon. Ich hörte galoppierende Pfoten hinter mir, und als ich wieder an dem Kreuz am Straßenrand vorbeikam und langsamer wurde, hörte ich auch ein Heulen. Ich versuchte, schneller voranzukommen, weil ich nicht wusste, ob auch mein Verfolger an dieser Stelle gebremst wurde. „Dreh dich nicht um!“, flüsterte ich mir voller Panik zu. Ich fühlte mich wie ein Kind, das einem Albtraum zu entrinnen versucht, und ich schwöre, ich spürte heißen Atem in meinem Nacken, kurz bevor ich wieder in meinem Körper landete.
    Ich richtete mich keuchend auf. Meine Haut fühlte sich kalt und feucht an. Ich schaute mich nach Benjamin um, aber ich konnte ihn natürlich nicht mehr sehen. „Benjamin, bist du da?“
    Das Licht ging kurz aus und wieder an.
    „Gut“, sagte ich. „Bitte lass niemanden herein. Ich wurde verfolgt.“
    Eine plötzliche Windböe fegte am Fenster vorbei.
    „Danke“, sagte ich

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