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Vampir sein ist alles

Vampir sein ist alles

Titel: Vampir sein ist alles Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tate Hallaway
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„Zwei, um genau zu sein. Und seinen Steuerberater.“
    „Walter? Ich liebe Walter!“, sagte Mátyás mit einem liebevollen Lächeln. „Was?“, rief er, als ich ihn schräg ansah. „Er verwaltet meinen Treuhandfonds.“
    Ich nickte zerstreut. Lilith rollte sich gerade in meinem Bauch zusammen. Nachdem ich so lange ohne SIE gewesen war, merkte ich nun, wie sehr IHRE Gegenwart meine Sinne schärfte. Die gedeckten Farben in Sebastians Wohnzimmer leuchteten regelrecht im Kerzenschein. Ich nahm auch den leichten Modergeruch wahr, der von den alten Büchern in den Regalen herrührte, und das Sandelholzparfüm, das jemand aufgelegt hatte. Das Gemurmel der anderen drang an mein Ohr wie sanft gegen das Seeufer schlagende Wellen. Ich war mir meines Körpers wieder viel bewusster: Ich spürte die Spannung meiner Haut unter meinem Shirt und die schmerzenden Schrammen an meinen Knien.
    Auf der magischen Ebene waren die Sinneseindrücke sogar noch intensiver. Ohne jede Anstrengung konnte ich die Auren aller Anwesenden sehen: Williams dunkles Violett, den leuchtenden Messing-Kupfer-Ton von Griffin und Xylias gesprenkeltes Moosgrün, alles miteinander vermischt.
    Wie hatte ich ohne SIE überhaupt leben können?
    „Ich habe mir erlaubt, mir etwas aus Marges Handtasche zu 'borgen'“, raunte Mátyás mir verschwörerisch zu.
    Ich sah ihn erstaunt an. „Was denn? Warum?“
    Er hielt einen Kamm hoch, einen ganz einfachen schwarzen, wie man ihn in der Reiseabteilung von Kaufhäusern neben den Mini-Zahnpastatuben findet. „Für dich“, sagte er und gab ihn mir. „Du musst mir helfen, mich zu konzentrieren.“
    Ich betrachtete ratlos den Kamm, in dessen Zinken ein paar lockige graue Haare hingen. „Soll das heißen, du hast ihn Marge geklaut? Und was soll ich bitte schön damit machen?“
    „Ich habe keine Kontrolle darüber, in wessen Träume ich eindringe“, erklärte Mátyás. „Außer bei meinen Eltern, aber wir sind ja auch blutsverwandt. Du musst mir helfen, meine Fähigkeiten zu steuern, damit wir herausfinden, ob Marge davon träumt, wo sie Vater versteckt hat.“
    Ich schaute von dem Kamm zu Mátyás. „Und wie soll ich das anstellen?“
    „Improvisier einfach! Das kannst du doch.“

P LUTO
    Schlüsselwörter:
Verschwinden, Entführung, Verbrechen
    Nach dem magischen Angriff und der ganzen Aufregung war es nicht so einfach, die Leute loszuwerden. Jeder wollte mich dazu befragen, wer es auf mich (oder zumindest auf Sebastians Dachschindeln) abgesehen hatte und was mit Micah los war.
    „Er hat dir also Lilith gestohlen“, wiederholte William, nachdem ich es abermals einer Schar Neugieriger erklärt hatte. Ich hätte am besten so etwas wie eine Presseerklärung herausgegeben, denn nach einer Weile war ich es leid, immer wieder dieselbe Geschichte zu erzählen. Inzwischen war es bestimmt das sechste Mal!
    Ich nickte und nahm einen Schluck Eistee. Wir hatten Sebastians Vorratskammer geplündert - sich derart magisch zu verausgaben macht natürlich Appetit. Ich schuldete Sebastian einen Wochenvorrat Lebensmittel - wenn wir ihn erst einmal gefunden hatten. Göttin, ich hoffte, dass es ihm gut ging! Und ich betete, dass mir und Mátyás das Traumexperiment gelang.
    „Aber warum?“, fragte William. „Zu welchem Zweck?“
    „Was?“ Ich sah ihn irritiert an, weil ich nicht richtig zugehört hatte.
    „Warum hat Micah Lilith gestohlen? Wozu braucht er SIE?“
    Das war eine ausgezeichnete Frage, die mir bisher noch keiner gestellt hatte. Ich runzelte nachdenklich die Stirn. „Keine Ahnung“, gestand ich, doch ich erinnerte mich noch gut daran, wie alt und erschöpft Micah ausgesehen hatte, als Benjamin Kojote kurzzeitig aus seinem Körper vertrieben hatte. „Möglicherweise braucht er Liliths Energie.“
    „Um seine Batterien wieder aufzuladen?“
    Ich zuckte mit den Schultern. So konnte man es auch ausdrücken. „Man kann sich nicht vorstellen, dass einem Gott jemals die Energie ausgeht, nicht wahr?“ Ich dachte an meine Göttin. Lief ich Gefahr, SIE eines Tages völlig auszulaugen? Micah und Kojote schienen eine engere Bindung zu haben als Lilith und ich. Es sah sogar so aus, als wären sie beinahe schon eins. War es möglich, dass die beiden mehr Energie brauchten, um diese Bindung aufrechtzuerhalten? Oder
laugte es den Gott vielleicht auf Dauer aus, dass er mehr an der Oberfläche war als Lilith.
    „Lilith scheint mir immer effektiver zu werden, je häufiger du SIE hervorholst. Oder zielgerichteter, wenn man

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