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Vampir sein ist alles

Vampir sein ist alles

Titel: Vampir sein ist alles Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tate Hallaway
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so will“, stellte William fest.
    Ich hatte in der Tat gelernt, Lilith besser als früher zu kontrollieren und IHRE Energie in kleineren Einheiten einzusetzen.
    „Vielleicht brauchen die Götter einfach Magie“, bemerkte Griffin, der sich inzwischen zu uns gesellt hatte. Er stopfte hungrig ein Sandwich mit Erdnussbutter in sich hinein. „Wie wir Nahrung brauchen.“
    „Willst du damit sagen, dass Micahs Gott schlappmacht, weil Micah keine magischen Kräfte hat? Weil er ihn nicht mit Magie versorgt wie Garnet Lilith?“, fragte William. Es klang, als wollte er sich schon wieder mit Griffin anlegen.
    „Nein“, entgegnete Griffin, „das wollte ich nicht. Aber es ist eine gute Theorie.“
    Da hatte er allerdings recht.
    „Ich wäre dann so weit - du auch?“, sagte Mátyás gähnend. „Am liebsten hätte ich mich schon vor ein paar Stunden aufs Ohr gelegt.“
    Da wir sowieso nicht wussten, wann Marge schlafen ging, hatten wir die anderen nicht rausgeworfen, sondern bleiben lassen, solange sie wollten. Ich hatte allerdings nicht damit gerechnet, dass sich das Ganze bis zum frühen Morgen hinziehen würde. Von dem letzten Gast hatte ich mich verabschiedet, als der Himmel in einem leuchtenden Indigoblau erstrahlte und sich am Horizont bereits der Sonnenaufgang andeutete. Das Gequake der Laubfrösche und das Gezeter der Spatzen schallten laut über die Maisfelder, als ich wieder ins Haus ging. Der Geruch von Kuhmist und Klee hatte in der Luft gelegen, und meine Schuhe hatten dunkle Flecken auf
dem taubedeckten Rasen hinterlassen.
    Mátyás legte sich auf die Couch, die er sich bei seiner Ankunft als Schlafplatz ausgesucht hatte. Sein Kissen und seine Decke hatte er sich bereits geholt. Ich setzte mich auf den Beistelltisch. „Ich weiß nicht, ob ich einschlafen kann, wenn du mich so anstarrst“, sagte er.
    „Soll ich nach nebenan gehen?“
    „Nein, du musst in meiner Nähe sein, um mich zu Marge zu führen. Vielleicht kannst du ja ein bisschen singen?“
    „Soll das ein Scherz sein?“
    Er wirkte verlegen. „Na ja, als ich klein war, hat es funktioniert.“
    Ich konnte mir gut vorstellen, wie Sebastian Mátyás früher in den Schlaf gesungen hatte. Er hatte eine schöne Stimme. Sebastian sang immer unter der Dusche. Meistens auf Deutsch. „Ich kenne aber keine österreichischen Volkslieder“, sagte ich. „Doch ich kann etwas intonieren. Das hilft, den Zauber einzuleiten.“
    „Klingt gut“, entgegnete Mátyás.
    Etwas verlegen fing ich mit meinem Sprechgesang an. Ich wählte etwas Einfaches. „Wir sind ein Kreis - in einem Kreis.“ Diese Worte hatte ich gelernt, als ich mit der Hexenkunst begonnen hatte. „Ohne Anfang und ohne Ende“, ging es weiter, dann wiederholte man den Text endlos. Damit konnte man jemanden in Trance versetzen. Und es schien auch zu funktionieren, denn Mátyás fielen langsam die Augen zu. Nun musste ich versuchen, ihm die richtige Richtung zu weisen.
    Ich nahm Marges Kamm in die Hand und konzentrierte mich darauf. Dann dachte ich an Marge - an ihr langes, welliges graues Haar und ihre geliebten Hawaiihemden. Ich hatte ein ziemlich gutes Bild von ihr vor meinem geistigen Auge. Das einzige Problem war, dass ich keine Ahnung hatte, wie ich Mátyás, der inzwischen leise schnarchte, diese Informationen übermitteln sollte. Ich gab mir wirklich alle Mühe, sie ihm rüberzuschicken, aber ich wusste nicht, ob ihn das Bild auch erreichte.
    Vielleicht kam ich auf der Astralebene weiter. Ich setzte also den Weg fort, den ich mit dem Sprechgesang begonnen hatte, und versetzte mich in Trance. Ich war ziemlich erschöpft; in den letzten Tagen hatte ich viel zu wenig geschlafen. Der Kopf sank mir auf die Brust. Als ich die Augen öffnete, wartete Mátyás bereits ungeduldig auf mich. „Du hast ja ganz schön lange gebraucht!“
    Wir waren an einem Ort, an dem ich schon gewesen war, doch genauer benennen konnte ich ihn nicht. Ich sah eine Ebene mit hohem Gras vor mir, das sich im Wind bog. Der weite Himmel war dunkellila, beinahe schwarz. Auch Mátyás wirkte auf der Astralebene finsterer und unheilvoller als sonst. Das dunkle Haar fiel ihm über die Augen, und er war unglaublich hager. Er trug einen Trenchcoat, der an den Säumen schon ein wenig ausgefranst war und im Wind flatterte. So sah er wirklich wie der Butzemann aus.
    „Wohin?“, wollte er wissen.
    Gute Frage. Ich sah mich um. In der Ebene konnte ich nichts Besonderes entdecken, bis mir auf einmal die Zinken eines riesiges

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