Vampiralarm (German Edition)
sechzehn sieht sich diesen Film an. Und das ist mein letztes Wort!"
Jake grinste breit. "Das trifft sich gut. Wie du weißt, bin ich bereits siebzehn."
"Schön und gut, ich kann’s dir nicht verbieten. Aber ich finde, du solltest den Mädchen mit gutem Beispiel vorangehen. Und davon abgesehen: Wenn dieser Kopek Recht behält – was ich noch immer nicht so recht glauben kann – und die Leute tatsächlich in Massen herbeiströmen, wirst du ohnehin kaum Gelegenheit haben, auch nur einen Blick auf die Leinwand zu werfen." Er lachte triumphierend. "Immerhin arbeitest du noch für mich, vergiss das nicht, mein Junge."
Jake verzog ächzend das Gesicht. "Und du wirst wahrscheinlich dafür sorgen, dass ich vor Arbeit nicht mehr weiß, wo mir der Kopf steht, wie?" Doch schließlich hob er die Schultern und nickte schicksalsergeben. "Okay, okay. Du hast gewonnen, Jock. Ich verzichte freiwillig. Es wäre ja auch unfair, wenn ich mir den Streifen ansehen dürfte, während die Mädels verzichten müssen …"
"Aber das ist doch Unsinn!", unternahm Colleen einen letzten Versuch, ihren Großvater umzustimmen. "Jake soll sich den Film ruhig ansehen können, die Zwillinge und ich aber auch. Immerhin sind wir alle fünfzehn, und ich sehe beim besten Willen keinen Grund, warum man sich einen Film mit sechzehn anschauen darf, mit fünfzehn aber nicht. Das ist doch hirnrissig!"
Doch da half kein Jammern und kein Flehen. Wenn sich der alte Jock erst mal etwas in den Kopf gesetzt hatte, brachte ihn so schnell keiner mehr davon ab. Das wusste auch Colleen inzwischen, und deshalb gab sie es schließlich auch auf und tröstete sich mit dem Gedanken, dass sie sich den Film ja auch in einem Jahr noch ansehen konnte …
Und dann war er endlich gekommen: der Tag, auf den sie alle so lange hingearbeitet hatten. Überall im Ort hingen Plakate aus, die die große Premiere ankündigten, und Colleen, Jake und die Zwillinge hatten ihr Bestes gegeben, um per Mundpropaganda die Werbetrommel für den neuen Film zu rühren. Mittels ein paar einfacher Requisiten, wie altmodischen Kerzenlüstern und schweren Samtvorhängen, hatte sich das Foyer des Palace in eine Art "Schloss Dracula" verwandelt.
Jake, der an diesem Abend an der Erfrischungstheke stehen sollte, war ebenfalls stilecht zurechtgemacht worden: Ein schwarzes Cape, weißes Make-up und ein blutrotes Seidenhemd ließen ihn aussehen wie Graf Dracula persönlich. Das Vampirgebiss aus Plastik, das Lara und Pris in einem Scherzartikelladen in Greeneville gekauft hatten, rundete die Verkleidung perfekt ab.
Richtig glücklich wirkte Jake in seinem neuen Outfit dennoch nicht. Die Plastikzähne behinderten ihn beim Sprechen, sodass er nur undeutlich nuscheln konnte. Und als Colleen ihm dann auch noch mit dem Make-up zu Leibe gerückt war, hatte er sich zunächst vehement dagegen gesträubt. Sie hatte all ihren Charme spielen lassen müssen, um ihn zu überreden, sich doch noch von ihr schminken zu lassen.
Jetzt war alles perfekt – fehlten nur noch die Besucher.
"Hoffentlich kommt überhaupt jemand", murmelte Jock und sah zum x-ten Mal nervös auf seine Uhr. Lara und Pris verdrehten genervt die Augen, während Colleen ihm beruhigend eine Hand auf die Schulter legte. "Nur keine Panik, Grandpa. Die Leute werden schon kommen."
Jetzt trat auch Jake zu ihnen herüber. "Muschta wiklisch kana Sorschen maschen."
Die Mädchen kicherten, und auch Jock konnte ein Lächeln nicht unterdrücken, als Jake puterrot anlief und sich das Plastikgebiss aus dem Mund zerrte.
"Versucht ihr doch mal, mit diesem verdammten Ding im Mund zu reden", maulte er beleidigt, musste aber schließlich auch lachen. "Was ich eigentlich sagen wollte: Du musst dir echt keine Sorgen machen, Jock. Ich bin ziemlich sicher, dass die meisten von den älteren Kids kommen werden."
"Ich hoffe, ihr habt Recht." Jock senkte den Blick und fügte leise hinzu: "Denn wenn es nicht klappt, kann ich das Palace dicht machen. Das ist so sicher wie das Amen in der Kirche."
Eine knappe Stunde später waren Jocks Zweifel so gut wie ausgeräumt. Und das nicht ohne Grund, denn vor den großen Flügeltüren am Eingang des Palace hatte sich bereits jetzt – dreißig Minuten vor dem Einlass – eine lange Warteschlange gebildet.
Ungläubig schüttelte er den Kopf. "Grundgütiger, ich kann’s kaum fassen."
Jake und die Mädchen grinsten. "Haben wir dir nicht gesagt, dass du dich nicht zu sorgen brauchst? Schließlich haben wir über eine
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