Vampiralarm (German Edition)
brachte.
Dafür schrie ihre innere Stimme umso lauter.
Was tust du hier? rief sie. Lauf endlich weg, Colleen! Spring aus dem Bett und renn, was das Zeug hält! Noch hast du eine Chance.
Lauf weg!
SO LAUF DOCH!
Es gelang ihr nicht. Sie schaute in seine Augen, die wie flüssiges Quecksilber ständig in Bewegung zu sein schienen, auf ihr ruhten und sie gefangen hielten. Sein Lächeln wurde eine Spur breiter, als sie – zugleich entsetzt und fasziniert – erkannte, welche Macht diese Augen über sie hatten.
Er legte einen Finger an seine Lippen. "Pssst …"
Endlich fand Colleen die Stimme wieder. "Wer bist du?", flüsterte sie, hin- und hergerissen zwischen Hysterie und Verzückung.
"Du hast mich beobachtet", sagte er. Seine Stimme klang sanft und dunkel. "Fürchte dich nicht, kleine Colleen. Ich werde dir nichts zu Leide tun." Er strich ihr zärtlich mit einer Hand übers Haar, und obwohl seine Berührung wie pures Eis war, schauderte sie nicht nur vor Kälte. "Ich liebe dich doch."
"Wer … bist du?" Sie schluckte. "Und woher kennst du meinen Namen?"
Er lächelte noch immer, doch seine Augen, unergründlich wie ein See im Mondschein, spiegelten keine Gefühle wieder. "Ich weiß noch mehr über dich, kleine Colleen", sagte er. "Viel mehr."
"Wer … bist du?", wiederholte sie stotternd ihre Frage.
"Mein Name ist Damian. Damian St. Clair."
Dann drehte er sich um und ging zur Tür. Bevor er auf den dunklen Flur hinaustrat, wandte er sich noch einmal zu ihr um.
Sein Lächeln war Einladung und Warnung zugleich.
Widerstreitende Gefühle tobten in Colleen und machten es ihr schier unmöglich, auch nur einen einzigen klaren Gedanken zu fassen. Bevor sie wirklich begriff, was sie tat, stieg sie aus dem Bett und folgte ihm.
Was machst du hier? schrie eine mahnende Stimme in ihrem Kopf. Dieser Junge ist mitten in der Nacht in dein Zimmer eingedrungen, du kennst ihn überhaupt nicht – und doch läufst du ihm nach wie ein dressierter Hund?
Tief in ihrem Inneren war sie sich darüber im Klaren, dass sie sich höchstwahrscheinlich in große Gefahr begab. Doch genauso sicher wusste sie, dass sie nichts dagegen hätte tun können, selbst wenn sie gewollt hätte. Es war wie ein unwiderstehlicher innerer Zwang.
Ein Blick in die unergründlichen Tiefen seiner Augen hatte genügt, um rettungslos in seinen Bann zu geraten. Sie schien nur noch zu einem einzigen Zweck zu existieren: ihm nahe zu sein.
Wie eine Marionette, deren Fäden jetzt von einer größeren Macht als ihrer eigenen gehalten wurden, stieg sie die Stufen zum Foyer hinunter. Er erwartete sie mit einem kühlen Lächeln und streckte ihr die Hand entgegen.
"Komm zu mir, kleine Colleen", flüsterte er sanft.
Sie gehorchte. In einem Augenblick geistiger Klarheit begriff sie, dass sie ihm völlig ausgeliefert war. Doch der Moment des klaren Denkens verging, noch ehe sie diesen Gedanken festhalten konnte. Zurück blieb nur das diffuse Gefühl, etwas sehr Wichtiges vergessen zu haben.
Er legte die Arme um sie, ein taubes Gefühl an den Stellen hinterlassend, wo seine Finger ihre bloße Haut berührten. Sie spürte es kaum. Alles, woran sie denken konnte, war er – Damian.
Wie wunderschön er war.
Wie begehrenswert.
Ein dunkler Engel, mit Berührungen kalt wie Eis.
Er lächelte, als habe er ihre Gedanken gelesen. Vielleicht hatte er das ja sogar wirklich. Konnte er das? Konnte er Gedanken lesen?
"Ich wusste es schon in dem Augenblick, als ich dich zum ersten Mal sah", sagte er mit seiner sanften, einschmeichelnden Stimme, die Colleen auf seltsame Weise einzulullen schien. "Du bist die, nach der ich schon so lange Zeit gesucht habe. Frohlocke, kleine Colleen. Du bist die Auserwählte."
Ihre Zunge fühlte sich schwer und unförmig in ihrem Mund an, doch schließlich gelang es Colleen unter großer Mühe, eine einzige Frage zu formulieren: "Auserwählt – für was?"
Sein Lächeln begann zu flackern, und kurz blitzte in seinen Augen etwas auf, das sie schaudern ließ. Tief in ihr schrie etwas auf, ein Laut wie der eines gequälten Tieres, und für den Bruchteil einer Sekunde lockerte sich die Fessel, die sich um ihr Bewusstsein gelegt hatte.
Colleen zuckte zusammen, als sie sah, wie seine schönen, ebenmäßigen Züge sich auf fürchterliche Weise verzerrten und etwas unaussprechlich Schreckliches an ihre Stelle trat. Dann war der Augenblick vergangen, und sie wusste nicht einmal mehr, warum sie sich so erschreckt hatte.
"Geduld, kleine Colleen,
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