Vampiralarm (German Edition)
Seitdem die letzten Zuschauer gegangen waren, also seit mittlerweile über zwei Stunden, half Jake seinem Boss nun schon, das Kino auf Vordermann zu bringen. Und da gab es, seit die Vorstellungen wieder gut besucht waren, jedes Mal allerhand zu tun. Verschüttetes Popcorn musste aufgefegt werden, umgekippte Colabecher galt es zu entsorgen, und dann war da natürlich noch der ganz alltägliche Müll: benutzte Taschentücher, Bonbonpapiere, festgetretene Kaugummis und noch vieles mehr.
Die Stunden waren wie im Fluge verstrichen. Jake hatte nicht einmal bemerkt, wie spät es schon war. Was zu einem guten Teil aber auch daran lag, dass er die ganze Zeit über völlig in Gedanken versunken war.
Mit einem flüchtigen Nicken verabschiedete er sich von Jock und trat hinaus in die Nacht. Er fröstelte, nicht wegen der Temperaturen, die auch um diese nachtschlafende Zeit noch recht sommerlich waren, sondern weil er einfach fühlte, dass etwas in der Luft lag.
In der Stadt stimmte etwas nicht. Ihm war, als könnte er die Veränderung nicht nur spüren, sondern auch riechen und schmecken. Nur fassen konnte er sie einfach nicht. Aber was immer es auch war – es bereitete ihm diffuses Unbehagen.
Colleen hatte es auch gespürt. Selbst wenn sie es nicht zugegeben hätte, so hätte er es von ihrem Gesicht ablesen können, als die Kinobesucher den Vorführsaal verließen. Und das war ja noch nicht alles. Als er ihr gegenüber von einem seltsamen Verhalten einiger Kids gesprochen hatte, war das noch untertrieben gewesen.
Kopfschüttelnd bestieg er sein giftgrünes Fahrrad, das er immer neben dem Kino abstellte. Sein bester Freund Cole Dawson, den er schon seit dem Kindergarten kannte und der direkt neben ihm wohnte, war das beste Beispiel hierfür. Als Jake ihn an diesem Nachmittag einen Besuch abgestattet hatte, war er völlig genervt gewesen und hatte ihm schließlich einfach die Tür vor der Nase zugeschlagen.
Und er war nicht der Einzige, der plötzlich völlig umgekrempelt zu sein schien. Die Liste derer, die tagsüber nur noch schlecht gelaunt in ihren Zimmern hockten und sich, wenn sie überhaupt einmal das Haus verließen, nur noch im Schatten der Bäume und Häuser herumdrückten, war erschreckend lang.
Jake seufzte. Er wünschte sich, einfach abschalten zu können. Doch so sehr er sich auch bemühte, die ganze Sache wollte ihm einfach nicht mehr aus dem Kopf gehen. Es war wie eine Vorahnung. Etwas Schreckliches würde geschehen, das spürte er einfach.
Bloß was? Was bahnte sich in Jaspers Landing an?
Nachdenklich stieg er die Stufen zur Veranda seines Elternhauses hinauf und wollte gerade den Schlüssel ins Schloss stecken, als er seltsame Geräusche vernahm. Es klang, als würde ganz in der Nähe eine Party gefeiert – und der Lärm drang ganz eindeutig aus dem Nachbarhaus.
Das Haus, in dem Cole mit seinen Eltern lebte.
Jake runzelte die Stirn. Er wusste, dass Coles Eltern im Moment verreist waren und sein Freund deshalb sturmfreie Bude hatte. Doch wenn er geplant hätte, eine Feier starten zu lassen, dann hätte er ihn, Jake, doch sicher ebenfalls dazu eingeladen. Oder?
Gestern noch wäre Jake sich dessen vollkommen sicher gewesen. Nachdem sein bester Freund ihn heute jedoch geradezu aus dem Haus geworfen hatte, war er nicht mehr ganz so überzeugt.
Er schüttelte den Kopf. Was war bloß mit Cole los? Ob er einfach mal zu ihm rübergehen und nach dem Rechten sehen sollte?
Nach kurzem Überlegen stieg er wieder von der Veranda und lief die Einfahrt zu Coles Elternhaus hinauf.
Schon von weitem konnte er sehen, dass hier eine wilde Party im Gange war. Hinter allen Fenstern brannte Licht, und laute Musik schallte durch die halbe Nachbarschaft. Dass sich noch niemand beschwert hatte, grenzte fast schon an ein Wunder.
Vorsichtig ging Jake näher an eines der Fenster heran. Er wusste selbst nicht warum, aber plötzlich wollte er nicht mehr, dass er von jemandem gesehen wurde. Verstohlen blickte er durch die Scheibe und sah, dass sich jede Menge Jugendliche im Haus befanden. Jugendliche, die er allesamt kannte – darunter auch Julie Parson.
Er stutzte. Hatte Colleen nicht gesagt, dass sich Julie noch am Nachmittag richtig abscheulich aufgeführt hatte? Jetzt machte sie allerdings einen vollkommen anderen Eindruck. Wie sie da gerade mit Peter Hampton, dem Quarterback des hiesigen Highschool-Teams über die Tanzfläche wirbelte, war schon beinahe obszön. Sie klebten förmlich aneinander, so eng hielten sie
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