Vampirblut (German Edition)
glatt auf ihn hereingefallen. Nur, wann war das passiert? Bevor, oder nachdem er von meinem Blut getrunken hatte? Bevor, oder nachdem er mich gewandelt hatte? Nein, sagte ich mir. Es musste an meinem Blut liegen. Das musste ihn verändert haben. Aber, er hat mich doch geliebt? Das konnte doch nicht gespielt sein? Es konnte nur meine Schuld sein. Aber er war doch wieder ganz der Alte gewesen?
Ich fuhr mir mit den Fingern ins Haar und zog. Was war nur los? Ich wollte mich so gerne einfach auf den Boden fallen lassen, wollte abschalten, an nichts mehr denken. Ich fühlte mich leer und gleichzeitig rasten die Gedanken in meinem Kopf.
William lachte und in seinen Augen blitzte es rot auf.
Ich stürmte auf William zu, zerrte ihm mit aller Kraft, die ich aufbringen konnte, das Mädchen aus den Armen und versetzte ihm einen Hieb ins Gesicht. Blut spritze aus seinem Mund. Für einen Augenblick starrte er mich erschrocken an, dann setzte er wieder sein bösartiges Grinsen auf. Ich erkannte den Mann, den ich liebte, kaum wieder hinter dieser Maske. Ich war wütend auf mich selbst, wütend auf ihn und diese Wut brach sich jetzt Bahn. Noch einmal holte ich zum Schlag aus.
Bevor meine Faust seine Wange treffen konnte, hielt er meinen Arm fest. Mit der anderen Hand schlug er mir ins Gesicht. Ich konnte spüren, wie die Haut über meinem Wangenknochen aufriss und sich gleich wieder schloss. Ein Tritt gegen meine Knie folgte.
Ich sackte zusammen, keuchte unter den Schmerzen und vergrub meine Finger im saftigen Rasen unter mir.
Ein paar Sekunden atmete ich durch, dann blickte ich hoch. William kam auf mich zu. Seine Finger vergruben sich in meinem Haar. „Hoch mit dir. Wir sind noch nicht fertig. Du wagst es dir, deine Hand gegen mich zu erheben?“
„Josie!“, schrie Dakota hinter mir.
Tucker kam von der Seite, wollte William angreifen, doch der hielt ihn am ausgestreckten Arm auf, ohne ihn auch nur anzusehen. „Ich könnte deinem Freund mit nur zwei Fingern das Genick brechen.“ William schleuderte Tucker von sich. „Aber, ich habe mehr Lust auf einen Kampf mit einem Gegner, der mir etwas ebenbürtiger ist.“ William ließ mich los und versetzte mir einen Schlag gegen die Brust, der alle Luft aus meinen Lungen presste. Jetzt reichte es mir. Ich würde die Sache ein für alle Mal klären. Hier und jetzt. Das hier war meine Stadt. Ich war die Auserwählte.
Ich sprang mit ausgestreckten Beinen auf den Mann zu, den ich liebte. Meine Füße trafen ihm im Gesicht. Sein Kopf wurde zurückgeschleudert. Er strauchelte. „Nicht schlecht“, murmelte er und rieb sich den Hals, als er sein Gleichgewicht wiedergefunden hatte. „Aber, ich kann das besser.“ William nahm Anlauf und sprang. Ich duckte mich und tauchte unter Williams Körper hindurch und postierte mich gleich wieder hinter ihm. Ich schlang ihm meine Arme um den Hals und hielt ihn so gefangen. William wehrte sich heftig, doch ich gab nicht nach.
„Der Pflock!“, rief Tucker Dakota entgegen. Dakota nickte, zog einen Pflock aus ihrem Hosenbund und gab ihn Tucker. Der kam auf mich zugewankt. William zerrte an meinen Armen. Seine Nägel bohrten sich in meine Haut. Tränen brannten in meinen Augen. Tucker hob die Hand mit dem Pflock und bereitete seinen Stoß vor.
„Nein!“, schrie ich. Hatte Tucker wirklich vor William zu töten? Das war William. Vielleicht nicht der William, den wir kennengelernt hatten, aber trotzdem war er doch unser Freund? Und ich liebte ihn. Nicht diesen William, aber den anderen. Nur welcher war der echte William?
Tucker zögerte.
William trat mit seinen Füßen nach meinen Beinen. Ein reißender Schmerz durchfuhr meinen Arm. Reflexartig ließ ich los. Dann stieß er Tucker fort und verschwand in Vampirgeschwindigkeit in der Dunkelheit.
„Er hat mich gebissen“, stöhnte ich. „Ich glaub es ja wohl nicht.“ Ich rieb über meinen Arm und beobachtete, wie die Wunde sich schloss.
„Du wolltest ihn wirklich töten?“ Dakota nahm meinen Arm und wischte das Blut mit einem Taschentuch fort.
„Ja.“ Tucker klopfte sich den Staub von den Hosen und warf mir einen zornigen Blick zu.
„Aber er ist unser Freund!“
„Nicht er. Der William, den er uns vorgespielt hat. Der ist unser Freund“, sagte Tucker.
„Das hat er nicht gespielt. Niemals“, sagte ich, war mir aber selber nicht sicher.
„Bist du denn blind? Da stimmt was nicht. Er ist deinen Fragen regelrecht ausgewichen. Du kannst ihn nicht frei herumlaufen lassen.“ Tucker
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