Vampirblut (German Edition)
starrte mich wütend an. „Er war dabei, einen Menschen zu töten.“
„War er das? Und selbst wenn, vielleicht war es meine Schuld. Vielleicht habe ich das aus ihm gemacht.“ Wie konnte er ihn töten wollen? Nach allem, was wir durchgemacht hatten?
„Was auch immer“, sagte ich und ließ Tucker und Dakota stehen.
Ich stapfte eine Weile durch Vallington und grübelte über das nach, was gerade geschehen war. Wollte William wirklich einen Menschen beißen? Konnte er vielleicht einfach nur dem Menschenblut nicht widerstehen? Hatte er diesen Drang einfach noch nicht überstanden? War es noch zu früh für ihn, zurückzukehren? Aber, warum war er dann so anders geworden? Und seine Augen, sie hatten rot geleuchtet.
Ich verstand nicht, was passiert war. Er war mir so normal erschienen, aber wenn man alles, was in den letzten Tagen passiert war, genau betrachtete, besonders, dass Echnaton gewusst hatte, dass wir kommen würden, dann ließ es nur einen Schluss zu; William hatte uns verraten. Aber das wollte ich nicht glauben. Mein Blut konnte ihn unmöglich so sehr verändert haben. Oder doch?
Ich schlich mich leise zum Haus hinein. Aus der Küche konnte ich Stimmen hören. Meine Mutter, die lachte und eine dunklere Stimme. Ich überlegte, mich einfach vorbeizuschleichen und mich in meinem Zimmer zu verkriechen, aber das wäre unhöflich. Selbst wenn der Mann bei Mutter wieder nur einer ihrer Kurzzeitfreunde war, sollte ich ihn begrüßen. Also schleppte ich mich auf einen kurzen Besuch in die Küche und erstarrte. Die leise murmelnde männliche Stimme gehörte nicht einem Freund meiner Mutter, sondern meinem Freund.
William saß mit meiner Mutter und meiner Großmutter am Tisch. Als ich eintrat, hob William mir grinsend eine Tasse Tee entgegen. „Wir trinken englischen Tee zusammen. Nett von den zwei Damen, mich einzuladen, findest du nicht auch?“ Williams Hand legte sich auf die meiner Großmutter, die unbeweglich neben ihm saß und mich flehend anblickte, während meine Mutter lächelte und mich an den Tisch winkte. „William wollte dich besuchen. Da du nicht da warst, habe ich ihn gebeten, hier zu warten.“
„Welch ein Glück, dabei haben wir uns vorhin erst im Park getroffen“, sagte ich flüsternd und funkelte William an.
„Bitte? Ich habe dich nicht verstanden.“ Meine Mutter schenkte mir eine Tasse Tee ein.
„Nichts. Unwichtig.“ Ich hielt die Hand über die Tasse, als sie Milch hineingeben wollte. „Tee und Milch, Mom? Das ist doch eklig“, sagte ich und grinste William bitter an.
„Du weißt nicht, was dir entgeht.“ Williams Hand hielt noch immer die meiner Großmutter. Sie fühlte sich nicht wohl dabei, das konnte ich ihr ansehen und ich konnte es riechen. Und ich wusste, William konnte das auch. Ich warf ihm einen giftigen Blick zu, entzog ihm die Hand meiner Oma und hielt sie selbst fest.
„Wie geht es dir?“
„Nicht gut“, murmelte sie. Ich fragte mich, ob sie die ganze Zeit geahnt hatte, dass das passieren würde. Was sollte ich nur tun? Sollte ich ihn einfach rausschmeißen? Ihn hier vor den Augen meiner Mutter, zum Kampf fordern? Provozierte er vielleicht genau das mit diesem Besuch? Dass ich mich vor meiner Mutter enttarnte?
Das würde nicht passieren.
Ich lächelte ihn an und versuchte so zu tun, als wäre alles wie immer. Die Gefühle meiner Großmutter für William waren nichts Ungewöhnliches, also würde das meiner Mutter nichts verraten. Trotzdem beeilte ich mich, meinen Tee auszutrinken.
„Deine Mutter hat mir gerade erzählt, du warst Cheerleader?“
„Wusstest du das noch gar nicht?“, säuselte ich.
„Nein, war mir neu. Also, ich hätte dich ja gerne sehen wollen, wie du mit Pon Pons wedelst.“ Williams Augen funkelten mich an und für eine winzige Sekunde war da wieder dieses rote Leuchten.
„Da hast du wirklich nichts verpasst. Wie war das denn bei dir? Was hast du so in deiner Jugend getrieben?“
„In meiner Jugend? Das klingt so alt, findest du nicht auch?“
„William hat uns erzählt, du übst dich in Selbstverteidigung? Ihr habt vorhin im Park ein wenig trainiert? Das finde ich wirklich gut.“ Meine Mutter strahlte erst William und dann mich an. „Josie hat vor ein paar Jahren schon einen Kurs besucht, aber nicht lange, leider.“
William nickte und sein Blick bohrte sich tief in meinen. „Ja, das merkt man. Sie könnte wirklich besser sein.“
Ich musste ihn hier raus bekommen. Jetzt lächelte er mich auch noch an. Hatte da eine
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