Vampirblut (German Edition)
Dann würde ich ihn töten müssen. Die Frage war nur, würde ich es über mich bringen, den Mann zu töten, den ich liebte?
Zumindest war William nur ein Vampir. Ich hatte also gute Chancen, es ohne Tucker und Dakota zu schaffen. Ihn zu besiegen, ohne meine Freunde da mit hereinziehen zu müssen. William war vielleicht stärker als ich, aber mit Sicherheit nicht stärker als Echnaton. Und, ich wusste, wie man einen Vampir töten konnte. Das war schon mehr, als ich bei Echnaton gewusst hatte.
In dieser Nacht bekam ich kein Auge zu. Dementsprechend zerknittert sah ich am Morgen aus, als Dakota mich für die Schule abholte. Sie runzelte zwar die Stirn, als ich die Tür öffnete, vermied es aber, mich darauf anzusprechen, stattdessen nahm sie mich in die Arme. Auch William war kein Thema, das sie wagte anzusprechen. Da es aber sonst nichts gab, über das wir hätten reden können, liefen wir schweigend nebeneinander her. Ich denke, wir waren beide glücklich, nicht ansprechen zu müssen, was gestern passiert war.
In Biologie bekamen wir einen Test zurück; ich kann nicht sagen, wer bei wem abgeschrieben hatte, aber Dakota hatte die gleichen Antworten falsch wie ich. Unsere Wir-sterben-sowieso-Einstellung hatte uns ein dickes F eingebrockt. Meine Mutter würde begeistert sein. Obwohl ich es immer noch auf die Umstellung schieben konnte. Was definitiv eine gute Idee wäre.
Es war kühler geworden in den letzten Tagen. Trotzdem beschlossen wir, die Mittagspause unter freiem Himmel zu verbringen. Wir setzten uns zu Tucker und David, die beide unter einer Eiche Platz genommen hatten. Die Holzbänke waren nicht bequem, aber David breitete seine Jacke für mich auf der Bank aus, sodass ich wenigstens nicht befürchten musste, mir einen Spreißel zuzuziehen. „Wie geht es dir?“
Ich starrte David verwirrt an. „Warum fragst du?“
Tucker zuckte die Schultern, als ich ihm einen giftigen Blick zuwarf, weil ich befürchtete, er könnte David etwas wegen William gesagt haben.
„Nur so. Du siehst krank aus.“
Meine Hand wanderte ganz von allein an meine Wange, als würde ich die Temperatur ertasten wollen. „Schlecht geschlafen“, murrte ich. Hatte keiner dem Jungen erklärt, dass man eine Frau nicht auf ihr schlechtes Aussehen anspricht?
„Also, heute Nachmittag wieder Biologie-Nachhilfe?“, warf Tucker schnell ein.
„Oh ja. Das haben wir wirklich nötig.“ Dakota stocherte schon fast verzweifelt in ihrem Essen herum.
„Das meine ich aber auch“, antwortete ich, obwohl ich wusste, dass Nachhilfe, das Letzte war, was Tucker im Sinn hatte.
„Du gibst ihnen Nachhilfe?“, fragte David erstaunt.
„Ja. Naturwissenschaften sind nicht ihr Fall.“
Ein Tablett wurde neben uns auf den Tisch gestellt und ein blondes Mädchen setzte sich mir gegenüber an den Tisch. „Hallo“, krächzte sie. Sie war heiser und ich wollte lieber nicht darüber nachdenken, woher sie die roten Male an ihrem Hals hatte.
„Hannah, was ist mit dir denn passiert?“, platzte David heraus. Ich schrumpfte um einige Zentimeter zusammen.
„Mein neuer Freund.“ Hannah wurde rot. „Knutschflecke. Ich habe erst überlegt, einen Schal umzubinden, aber jeder hätte doch gleich geahnt, warum ich den trage, also hab ich es gleich gelassen.“ Hannah drückte ihre Saftflasche gegen ihren Hals.
„Wie lange seit ihr denn schon zusammen?“ Tucker hatte sich etwas vorgebeugt, damit er um Dakota herum einen besseren Blick auf das Mädchen hatte, das jetzt wohl Williams neue Flamme war. Oder war er doch schon länger mit ihr zusammen, als mit mir? Was, wenn sie doch das Mädchen vom Festplatz war? Vielleicht gab es diese Vampirin ja gar nicht? Das würde bedeuten, dass William schon damals böse gewesen war.
In meinem Hals bildete sich ein Kloß und ich hatte Mühe die aufsteigenden Tränen hinunterzukämpfen.
„Erst seit gestern“, flüsterte sie fast tonlos.
„Seit gestern?“, hakte Tucker nach und warf mir einen flüchtigen Blick zu. „Er hat es ganz schön eilig, findest du nicht?“
„Das sind doch nur zwei Knutschflecke!“ Hannah klang beleidigt.
„Ja, hat er dir die gestern im Park verpasst?“ Worauf wollte Tucker hinaus? Wozu dieses Verhör?
„Woher weißt du …? Wart ihr gestern auch im Park?“
„Du weißt es nicht mehr?“ Dakota zog verwirrt die Augenbrauen hoch.
„Nein, haben wir uns getroffen?“ Hannah legte den Kopf schief und schien in ihren Erinnerungen zu wühlen.
„Nein, wir haben dich von Weitem
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