Vampirblut (German Edition)
gesehen“, warf ich schnell ein.
„Ach so“, sagte Hannah. Konnte sie sich wirklich nicht erinnern?
David hatte das Gespräch bisher schweigend verfolgt. Doch, so wie es aussah, hatte er Verdacht geschöpft, denn er schob seine Hand in meine und drückte sie sanft. „Wie heißt er denn, dein Freund. Kennen wir ihn?“
Hannah lief wieder rot an und grinste. Dakota verdrehte die Augen. „Er geht nicht auf unsere Schule“, sagte sie und strahlte stolz. „Er ist schon älter.“
„Wir sollten gehen“, warf Tucker schnell ein. Die Pause ist gleich vorbei.
„Stimmt“, sagte ich. Ich musste mich räuspern, um nicht zu krächzen, denn mein Hals war wie zugeschnürt. Ich hätte mich jetzt viel lieber irgendwo verkrochen, statt im Unterricht zu sitzen. Aber selbst das war besser, als in Hannahs leuchtendes Gesicht zu blicken und zu wissen, dass sie nur so glücklich war, weil sie glaubte, William wäre jetzt ihr Freund. Nicht, dass ich annahm, dass er das wirklich war, auch nach dem, was ich gestern gesehen hatte. Aber, jeder der genau hinsah, konnte doch die zwei winzigen Verkrustungen sehen, die in der Mitte dieser „Knutschflecke“ saßen. William hatte sie nur als Mahlzeit missbraucht. Zugegeben, vielleicht war ich auch ein wenig eifersüchtig. Vielleicht auch ein bisschen mehr.
Dass ich richtig lag, wurde uns am nächsten Tag bestätigt, als noch ein Mädchen stolz ihre „Knutschflecke“ präsentierte, die eigentlich nur zwei Einstichstellen von Williams Reißzähnen waren, um die herum sich dunkelrote Flecken gebildet hatten. Und auch sie schwebte auf einer rosa Wolke und erzählte jedem, den es nicht interessierte, von ihrem neuen Freund. Nur einem erzählte sie etwas mehr; Tucker. Er verhörte auch sie.
Ich wollte mir diese Schwärmerei nicht noch einmal mit anhören müssen, also ließ ich Tucker einfach stehen und schloss mich David an, der unter einem Baum saß und ein Sandwisch verschlang.
Leider bewahrte mich das nicht vor Tuckers Bericht. Er kam quer über den Rasen gestampft und zerrte Dakota regelrecht hinter sich her. „Wir müssen reden.“
„Kann das nicht warten?“, sagte ich genervt.
„Nein!“ Tucker reichte mir eine Hand und zog mich hoch. Ich verdrehte genervt die Augen.
„Weißt du, was auch immer sie dir vorgeschwärmt hat, ich will es gar nicht wissen.“
„Keine Angst. Darum geht es nicht.“ Tucker klang ziemlich zornig, also folgte ich ihm, ohne mich weiter zu beschweren.
Als wir weit genug von den anderen Schülern entfernt waren, dass uns keiner hören konnte, blieb er stehen. „So geht das nicht weiter. Keins der Mädchen kann sich wirklich an viel erinnern. Es ist fast, als würde er sie unter Drogen setzen.“
„Ja, und was denkst du, was ich dagegen tun soll?“, fragte ich wütend.
„Du musst es beenden.“
„Beenden? Du meinst, ich soll ihn töten? Warum, weil er in ein paar Hälse beißt?“
„Ja.“
„Aber er tut ihnen doch nicht wirklich weh. Sie leben und sind glücklich.“ Ich würde ihn nicht töten, nicht solange es keinen Grund gab. Was machte es schon, dass er sich von ihnen nährte. Die Hauptsache war doch, dass er sie nicht tötete.
„Dann werde ich es tun.“ Tucker schien wild entschlossen.
„Nein! Das darfst du nicht.“
„Siehst du nicht, er macht mit ihnen das Gleiche wie mit dir.“ Dakota sah mich mitleidig an.
„Es ist nichts Verbotenes daran, jemanden zu beißen“, verteidigte ich William.
„Dann ist dir noch nicht aufgefallen, dass Hannah heute nicht da ist?“ Tucker sah mich ernst an, während Dakota den Blick senkte und mit dem Fuß ein Loch in den Rasen scharte.
„Und? Sie ist eben krank“, gab ich trotzig zurück.
„Sie ist tot. Lies die Zeitung!“ Tucker ergriff Dakotas Hand und wandte sich von mir ab. Dakota ging mit ihm, ohne mich auch nur anzusehen. Wann bitte schön war ich zur Schuldigen geworden? Warum glaubten die beiden, ich wäre verantwortlich für diesen Schlamassel? Gut, wahrscheinlich war ich das, schließlich hatte ich ihm mein Blut aufgedrängt, aber konnten sie deswegen von mir verlangen, dass ich ihn umbringen sollte?
Hannah tot? Nein, das war nicht wahr. William war vielleicht süchtig nach Menschenblut, aber töten? Nein, das konnte nicht stimmen. Aber, da war ja auch noch das Tor. Es war nicht nur das Menschenblut, was ihn antrieb. Er wollte auch das Tor öffnen.
Ich wischte mir die Tränen aus dem Gesicht und verließ das Schulgelände. Ich musste ihn zur Rede stellen. Ich
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