Vampirblut (German Edition)
gefüllt. Ich erkannte seine Handschrift sofort, der weiche Schwung, die sauberen, gut leserlichen Buchstaben. Zärtlich strich ich darüber, bevor ich las, was William niedergeschrieben hatte.
Er schrieb, dass er den Verräter ausfindig gemacht hatte, der Schuld am Tod seines Vaters war, und ihn zur Strecke gebracht hatte. Leider hatte dieser ihm aber nicht verraten, wer sein Boss war, denn so vermutete William, der Mann konnte unmöglich allein gearbeitet haben. Dazu hielt er ihn nicht für fähig.
Das nächste Buch war ein Tagebuch, welches noch lange vor der Zeit entstanden sein musste, da William zum Vampir gewandelt wurde. Hier schrieb sein Vater über die Kindheit von William, und wie er diesen ausgebildet hatte, damit er eines Tages in seine Fußstapfen treten konnte, und fortsetzen konnte, was er, sein Vater begonnen hatte. Er schrieb, wie stolz er auf seinen Sohn wäre, der begierig alle Informationen aufsaugte, die er über die Kreaturen bekommen konnte. Das Buch endete mit dem Satz: „Heute hat Johannes sich lobend über William geäußert. Er hat gesagt, William wird ein guter Dämonenjäger im Dienste des Vatikans sein.“ Der Eintrag stammte vom 14. März 1846. Da war William sechzehn gewesen. Kurze Zeit später muss er angefangen haben, sich gegen seinen Vater aufzulehnen.
Es war in vielerlei Hinsicht merkwürdig, so in Williams Vergangenheit einzutauchen. Zum einen führte es mir vor Augen, wie alt William schon war und wie viel anders die Welt war, in der er aufgewachsen war. Zum anderen fühlte es sich nicht richtig an, all diese persönlichen Dinge über ihn zu lesen, ohne dass er es wusste. Und es schmerzte, denn jedes Wort, das ich las, zeigte mir den William, den ich kannte, und bewies mir, dass er nicht das Monstrum war, als das wir ihn in den vergangenen Tagen erleben durften.
„Hier“, rief Dakota plötzlich und ich fuhr zusammen.
„Was?“, fragte ich hoffnungsvoll.
„Ein Ritual zur Austreibung von Dämonen. Es ist lateinisch, deswegen kann ich nicht genau sagen, was das Ganze bedeutet, aber hier steht, dass man so einen Dämon austreiben kann, solange dieser, noch nicht vollständig Besitz ergriffen hat von seinem Opfer.“
Ich nahm ihr das Buch ab, las mir durch, was ich verstehen konnte und nickte. „Ja, das könnte klappen, wenn da nicht stehen würde, dass der Dämon seinen Wirt tötet, wenn er diesen verlässt. Das kommt nicht infrage. Williams Tod ist keine Option für uns.“
„Wir sollten es aber im Auge behalten“, sagte Dakota vorsichtig. „Nur als letzte Möglichkeit.“
Ich wusste, dass Dakota recht hatte, aber so weit war ich noch nicht. Noch war ich nicht bereit, William zu töten.
„Solange Aton nicht weiß, dass wir wissen, dass er jetzt in William steckt, sind wir doch im Vorteil. Das sollten wir irgendwie ausnutzen können. Vielleicht reicht es ja, wenn ich in seine Nähe komme. Vielleicht aktiviert sich die Kette dann wieder“, sinnierte ich.
„Das glaube ich nicht. Es ist doch ein Blutstropfen von Echnaton. Bei Aton wird das sicher nicht klappen.“
„Haben wir sonst noch was? Steht da irgendwo noch was?“, fragte ich ungeduldig.
„Nein, sonst nichts“, schüttelte Dakota den Kopf. „Wie viel Zeit bleibt uns wohl, bis die Wandlung abgeschlossen ist?“
„Ich weiß es nicht. Vielleicht ein paar Tage. Ich befürchte, dass ein Gott da wohl schneller ist, als Echnaton. Ich denke nicht, dass Echnaton wirklich ein Gott war. Ein Gott dient doch keinem anderen Gott, oder?“
„Da hast du sicher recht.“
„Und was machen wir jetzt? In den Büchern gibt es nichts? Wen, wenn nicht William, sollen wir fragen?“ Dakotas Wangen glühten vor Aufregung. Sie knabberte auf ihrer Unterlippe herum.
„Ich weiß nicht. Einen Pfarrer?“
„Hmm, vielleicht. Glaubst du, ein normaler Geistlicher kennt sich mit solchen Dingen aus? Gehören Austreibungen und so was zur Ausbildung bei denen?“
„Kann ich nicht sagen. Aber, ich glaube, ich kenne jemanden, der sich auskennt“, sagte ich grinsend.
„William fällt aus, schon vergessen?“ Dakota schüttelte den Kopf, weil ich überschwänglich auf dem Bett herumhüpfte.
„Den mein ich nicht.“
„Den Vatikan? Du willst doch nicht diese Gruppe ausfindig machen.“
Ich runzelte die Stirn. „An die hatte ich nicht gedacht, aber die wären auch eine Möglichkeit, vielleicht sogar keine schlechte.“
„Die töten ihn“, erinnerte Dakota mich.
„Deswegen werden wir auch erst meine Quelle
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