Vampirblut (German Edition)
Früchten standen. Es roch würzig, nach Wald und Kräutertee und nach dem Feuer, das in einer offenen gemauerten Feuerstelle knisterte. Über dem Feuer hing an einem Haken ein Kessel.
Wir setzten uns an den kleinen Tisch und Mona öffnete lächelnd das Päckchen. „Mais, Kräuter, Gewürze und Trockenfleisch für Mutter Erde“, sagte er und packte alles wieder ein. „Ich werde es in deinem Namen übergeben.“
Meine Großmutter nickte.
„Was führt dich und die kleine Tiponi zu mir?“
„Tiponi?“ Ich warf meiner Großmutter einen fragenden Blick zu, denn Mona hatte eindeutig mich damit gemeint.
„Kind von Bedeutung.“
Dakota kicherte. „Das passt.“
Meine Großmutter erzählte Mona von ihrer Vermutung, dass ich die Auserwählte sei, von unserem Kampf gegen Echnaton und von Aton, der in William steckte. Der Medizinmann hörte ihr geduldig zu, warf mir hin und wieder einen Blick zu und nickte. Als meine Großmutter fertig war, sagte er: „Ich hab es dir ja schon immer gesagt, sie ist die große Kriegerin. Ihre Träume haben es uns verraten.“
Ich starrte meine Großmutter mindestens genauso verwirrt an, wie Dakota. Sie lächelte entschuldigend. „Als du dich als Kind verlaufen hattest, war Mona es, der dich gefunden hat. Er hat sofort gewusst, wer du bist. Er gab dir damals den Namen Tiponi. Auf seinen Wunsch hin habe ich dich mit unseren Traditionen und Legenden vertraut gemacht.“
Ich tat das mit einem Stirnrunzeln ab und Dakota grinste breit. „Ich find ihn schön. Tiponi“, säuselte sie.
„Können sie uns helfen?“, fragte ich ungeduldig.
„Kann ich.“ Mona stand auf, ging zur Feuerstelle und nahm den Kessel herunter. Er nahm eins der Kräutergläser vom Regal und gab eine Handvoll davon in den Topf, in dem ich heißes Wasser vermutete. Meine Großmutter nahm ihm den Kessel ab, stellte ihn auf den Tisch und holte Tassen vom Regal.
„Du musst lernen, dich in Geduld zu üben“, murmelte der alte Mann. Er stellte eine der Tassen vor mich hin und ließ eine Flüssigkeit aus einem kleinen Fläschchen hineintropfen. Meine Großmutter goss Tee drüber und schob mir die Tasse zu.
Ich runzelte die Stirn. „Was ist das?“
„Kräuter“, sagte der Medizinmann knapp. „Und du musst lernen zu vertrauen.“ Er ließ das Fläschchen in seiner Hosentasche verschwinden.
„Dakota bekommt nichts?“
„Nein.“
„Trink“, ermahnte mich meine Großmutter.
Ich nippte vorsichtig an dem heißen Getränk. Es schmeckte bitter. Ich schüttelte mich und eine Gänsehaut überzog meine Arme.
Dakota kostete von ihrem Tee und seufzte wohlig. Ich zog eine Grimasse in ihre Richtung.
Ich schnappte nach Luft, um endlich zu erfragen, was wir denn nun wegen Aton unternehmen sollten, doch meine Großmutter hüstelte und legte einen Fingen auf ihre Lippen, also schwieg ich und schaute zu, wie Mona langsam seinen Tee trank. Als seine Tasse fast leer war, blickte er zu mir auf.
„Wenn du sie nicht leerst, wirst du nicht erfahren, was du wissen möchtest.“
Ich stöhnte, trank dann aber schnell meinen Tee aus. Bisher hatte ich angenommen, dass die alten Indianer in Wirklichkeit nicht so merkwürdig waren, wie wir es im Fernsehen zu sehen bekamen, aber ich musste meine Annahme korrigieren; sie waren definitiv so merkwürdig.
Als Mona sah, dass meine Tasse leer war, gluckste er zufrieden, stand auf, holte etwas, was in Stoff eingewickelt war aus einem Tonkrug, der auf dem Regal über seinem Bett stand, und legte es vor mir auf den Tisch. Ich schaute ihn fragend an.
„Na pack es schon aus!“
Ich tat, was mir gesagt wurde und befreite ein Messer aus einer kleinen gewebten Decke. Es glich in Größe und Form der Athame, die Echnaton benutzt hatte, um mich zu verletzen. Es war nur viel schlichter. Es hatte einen geschnitzten Holzgriff mit Bären, Wölfen und Falken. Aber ich fand diesen Dolch bei Weitem schöner, als Echnatons Athame. Trotzdem fragte ich erstaunt: „Und das soll die Wunderwaffe sein?“
„Nein, die Wunderwaffe bist du. Du bist ihm in Kraft und Schnelligkeit ebenbürtig, das Messer wird deinen Freund nur von Aton befreien.“
Ich schluckte. „Ich soll ihn damit töten?“
„Du sollst es benutzen. Ja.“ Mona grinste mich an.
„Nein, das werde ich nicht. Ich werde ihn nicht töten.“
„Tiponi.“
Ich warf Dakota einen warnenden Blick zu. „Josie.“
„Okay. Das wird ihn nicht töten. Hast du schon vergessen. Er ist ein Vampir. Den haut so schnell nichts um.“
Ich nahm
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