Vampirblut (German Edition)
das Messer, wiegte es in der Hand und legte es wieder hin. „Wozu sollte ich ihm sonst dieses Ding in seinen Körper jagen?“
Der Medizinmann lachte laut auf. „Die große Jägerin der Miwok macht sich Sorgen um einen Anderen. Keine Angst, er wird es überleben. Deine Aufgabe ist es nur, dieses Ding tief in sein Herz zu treiben.“
„In sein Herz?“, quiekte ich. „Niemals. Das überlebt auch ein Vampir nicht.“
„Tu es einfach und sorge dafür, dass er vorher von dir trinkt.“
„Warum?“, hakte ich nach.
„Weil ich es sage. Du bist wirklich schwierig für eine Kriegerin unseres Volkes. Jetzt geht!“
Ich schnappte nach Luft. Dieser alte Mann denkt, ich wäre schwierig?
„Jetzt musst du bloß noch schauen, wie du an ihn herankommst.“ Dakota saß auf meinem Bett und hüpfte aufgeregt herum. „Tiponi. Hmm, wirklich schön. Wie ich wohl heißen würde? Was glaubst du, welchen Namen würden sie mir geben? Vielleicht so was, wie kämpft gegen das Böse?“
„Schnatternde Ente“, sagte ich.
Tucker saß in meinem Sessel und grunzte leise, worauf seine Freundin ihm einen bitteren Blick zuwarf. Wir hatten ihm am Nachmittag alles erzählt, was er wissen musste. Ich hatte meinen indianischen Namen ausgespart, aber Dakota fand, das wäre auch eine wichtige Information. Jetzt überlegten wir, wie wir es anstellen sollten, so nahe an Aton heranzukommen. Und zwar möglichst schnell, nämlich bevor die Wirkung des Kräutertranks nachließ. Das war das Einzige, was der Medizinmann mir noch nahegelegt hatte.
„Es wird wohl darauf hinauslaufen, dass ich ihn besuchen muss.“
„Aber, du kannst doch da nicht einfach hereinspazieren?“, rief Dakota entrüstet.
„Warum nicht? Das haben wir die ganze Zeit gemacht“, gab ich zurück.
„Sie hat recht. Er denkt, wir glauben noch immer, er wäre William. Was wäre also normaler, als dass, das Mädchen, das ihn liebt, versucht mit ihm zu reden?“, meinte Tucker.
„Nein, wir wissen noch nicht mal, was es mit diesen Kräutern auf sich hat und mit dem Messer. Und wenn er Josie wirklich beißt, was wenn er sie komplett aussaugt, bevor sie sich befreien kann. Und selbst, wenn sie sich befreien kann, danach wird sie geschwächt und angreifbar sein.“
„Wenn er mir so nahe kommt, dass er mich beißt, ist es kein Problem ihm das Messer ins Herz zu bohren“, sagte ich und versuchte möglichst ruhig zu klingen, um Dakota zu beruhigen. „Du wirst sehen, es klappt.“
„Wir kommen mit“, warf Tucker ein. „Dann hast du Rückendeckung.“
Vorsichtig wickelte ich den Dolch aus und betrachtete die Schnitzereien. Ich schloss die Finger um den Griff und stieß mehrmals in die Luft um ein Gefühl für die Waffe zu bekommen.
„Das ist ein hübsches Ding“, meinte Tucker, stand auf und kam auf mich zu. Er nahm mir den Dolch aus der Hand und fuchtelte ein wenig damit herum und gab ihn mir mit dem Griff voran zurück. Als ich den Griff berührte, während die Spitze noch auf Tucker gerichtet war, begann diese grün zu leuchten. Meine Hand zuckte automatisch wieder zurück und das Leuchten verschwand.
„Wow“, machte Tucker. „Das war cool.“ Er nahm den Griff des Dolchs wieder in die Hand und richtete die Spitze auf mich. Nichts. „Versuch du es noch mal.“
Meine Finger schlossen sich um den Griff. Ich richtete die Spitze auf Tucker und die Klinge leuchtete grün auf. Dakota schob Tucker beiseite und platzierte sich selber vor die Waffe. Grün. Sie nahm das Messer in die Hand, richtete die Spitze auf Tucker; nichts.
„Er leuchtet nur, wenn du ihn hältst . Ganz, als würde der Dolch nur auf dich hören. Ähnlich wie mit dem Kreuz.“
„Seht ihr, ich bin bestens bewaffnet. Also könnt ihr ganz beruhigt sein. Es wird mir nichts passieren. Ich gehe also allein rein.“
Tucker schnappte nach Luft, aber ich winkte ab. „Nein!“
„Wir warten in der Nähe. Nur für alle Fälle“, sagte Tucker.
24. Kapitel
In Williams Eingangshalle war alles wie gewohnt, nur roch es hier jetzt stärker nach Vampir. Und noch etwas lag jetzt hier in der Luft, etwas was ich bisher noch nicht gerochen hatte. Eine Mischung aus Schwefel und Metall. Ich betete, dass William allein war. Oder sollte ich ihn besser Aton nennen?
Vorsichtig öffnete ich die Tür zur Bibliothek. „William?“, fragte ich in den Raum.
„Komm rein“, kam die Antwort von drinnen. „Ich hab mich schon gefragt, wo du bist.“
Langsam betrat ich den Raum, das Messer in meinem
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