Vampirblut (German Edition)
Farbe einer überreifen Tomate angenommen. Jetzt war ich froh, dass ich über meinem Shirt noch eine dünne Jacke trug, sonst hätte William wohl die hässlichen Schweißflecke gesehen, die sich vor lauter Panik unter meinen Achseln bildeten.
Dann war meine Mutter endlich verschwunden und ich atmete erleichtert aus, was William kichernd beantwortete. „Deine Mutter arbeitet hier? Hättest du was gesagt, wir hätten uns auch woanders treffen können, wenn dir das hier unangenehm ist.“ William lächelte mich auf diese besondere Art an, die, die mir immer den Atem stocken ließ.
„Ich komm schon klar. Sicher wird sie mich zu Hause mit Fragen löchern, aber ich werde es überleben“, gab ich heiser zurück, weil mein Hals ganz trocken vor Aufregung war. Dann kam meine Mutter mit den Gläsern, stellte sie – nicht ohne einen argwöhnischen Blick in meine Richtung zu werfen - auf den Tisch vor uns, und ging ohne ein weiteres Wort wieder hinter den Tresen, von wo aus sie uns bestens beobachten konnte.
Nervös nippte ich an meiner Cola, während mein Körper langsam aber sicher unter Williams Blicken dahinschmolz. Ich hatte das Gefühl, seine Augen bohrten sich in meinen Kopf, wo er versuchte herauszufinden, warum ich so rot war.
Ich hatte meinen Blick auf das Glas in meinen Händen gesenkt, um so seinen Blicken und der Verwirrung, die seine Nähe in mir auslöste, zu entgehen. Mein Herz schlug noch immer im wilden Takt und auch die Schmetterlinge waren nicht ruhiger geworden, was sein studierender Blick der auf mir ruhte, nicht besser machte.
„Also, wann steht die nächste Rettung an?“, durchbrach William meine verzweifelten Bemühungen mich etwas zu entspannen.
Empört starrte ich ihn an. Dachte er ernsthaft, er müsste mich andauernd vor irgendwelchen Gefahren retten? „Wieso? Wann hast du Zeit?“, fragte ich schnippisch.
Er lachte, griff nach seinem Glas und nippte ein wenig daran, während er mich weiter musterte. „Oh, an der Zeit würde es mir nicht mangeln. Davon habe ich genug.“ Er kniff die Augen leicht zusammen und studierte mich, als könnte er die Antwort auf seine Fragen in meinem Gesicht ablesen. „Die eigentliche Frage wird sein, werde ich mich dann gerade in deiner Nähe aufhalten?“
„Ich denke, es wird mir zuzutrauen sein, einige Zeit ohne größere Katastrophen zurechtzukommen“, knurrte ich ihn leicht beleidigt an, schließlich konnte ich ja nichts dafür, dass dieser – mir fiel es nach wie vor schwer dieses Wort auch nur zu denken – Vampir sich gerade mich als Snack ausgesucht hatte.
Nervös nahm ich einen großen Zug von meiner Cola und genoss das Gefühl, das die kalte Flüssigkeit in meinem Brustkorb hinterließ, als sie meine Speiseröhre hinunter rann. Meine Mutter stand hinter dem Tresen, so weit wie möglich in unserer Nähe, und beobachtete genau jede unserer Bewegungen, um sie später dann in einem Mutter-Tochter-Gespräch ausführlich zerlegen zu können. Ich wünschte mir, dass der Boden unter mir mich auf der Stelle verschlingen möge.
William hatte sich mit dem Oberkörper gegen die Tischplatte gelehnt, und war so nun noch näher bei mir, nahe genug, dass ich nur die Hand hätte heben brauchen, um sein Gesicht zu streicheln. Nahe genug, dass meine Mutter hinter ihrem Tresen, uns einen warnenden Blick zuwarf, begleitet von einem bösen Stirnrunzeln.
„Also? Du wolltest mir doch was erzählen?“, versuchte ich das Thema in eine für mich weniger peinliche Richtung zu wechseln.
William folgte mit seinen Augen meiner Mutter, die gerade einen Gast am Nachbartisch bediente, nicht ohne uns immer wieder zweifelnde Blicke zu zuwerfen. „Vielleicht sollten wir das lieber woanders klären“, gab er mir zu verstehen.
Ich nickte. Nichts lieber als das. Überall wäre besser als hier, wo meine Mutter uns mit aller Sorgfalt unter die Lupe nahm und ich Gefahr lief, dass sie vielleicht doch einige Wortfetzen mitbekam, und so von meiner gestrigen Lebensrettung erfuhr.
William klemmte einen Geldschein unter sein noch fast volles Glas und stand auf.
Ich stellte mich etwas ungeschickt beim Aufstehen an, was wohl zum Teil an meinen zitternden Knien lag, und blieb mit der Schuhspitze am Tischbein hängen, wodurch ich William fast in die Arme stolperte, was dieser mit einem Ich-hab-es-doch-gesagt Blick kommentierte.
Was jetzt folgte, machte mir das Laufen auch nicht unbedingt leichter. Langsam schob William seine Hand in meine. Mein Herz sprang gegen meine Brust, in
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