Vampirblut (German Edition)
meinte, solange dir schwindelig ist, sollst du liegen bleiben. Schade, ich hatte gehofft du kommst heute nach Hause. Du könntest auch zu Hause im Bett liegen.“
Ich machte ein schmerzverzerrtes Gesicht, rieb mir den Kopf und stöhnte kläglich. „Mom, ich weiß nicht. Ich glaube nicht, dass ich bis nach Hause laufen kann. Meine Beine zittern schon stark, wenn ich nur ins Bad gehe, und das ist gleich nebenan. Du kannst mich ja auch hier pflegen.“ Ich hoffte, meine Mutter würde meine schlechten Schauspielkünste nicht durchschauen, aber ich brauchte noch Zeit mit William – nicht zuletzt, weil ich das Gefühl hatte, etwas Merkwürdiges ginge in meinem Körper vor. Meine Augen waren extrem empfindlich, meine Ohren rauschten bei dem kleinsten Geräusch und mein Kopf drohte zu zerspringen, wenn meine Mutter etwas lauter sprach. Ganz zu schweigen davon, dass meine Haut viel empfindlicher auf meine Umwelt reagierte, als normal.
„Oh, so schlecht geht es dir? Der Arzt meinte doch, du hättest nur eine Gehirnerschütterung. Kann es sein, dass deine Unpässlichkeit eher mit dem gut aussehenden jungen Mann unten in der Bibliothek zusammenhängt?“, zwinkerte sie mir zu?
„Mom, bitte“, trötete ich entrüstet.
„Schon gut. Dann bleibst du eben noch. Oma wird mir zwar einen riesen Ärger machen – sie mag William irgendwie nicht –, aber ich kann dich verstehen.“
Ich hatte Mühe mir ein Grinsen zu verkneifen, und spielte weiter krank.
Nachdem meine Mutter gegangen war, schnappte ich mir eine Jeans und ein Shirt aus der Tasche, die sie mitgebracht hatte, und schlich mich auf Zehenspitzen durch das Haus.
Es war ein großes Haus. Überall im Flur hingen Bilder aus den verschiedensten Epochen der Menschheit an den Wänden. Ein großer robuster Eichenschrank stand direkt neben dem Treppenaufgang, der hinunter in die untere Etage führte.
Da meine Mutter von „unten in der Bibliothek“ gesprochen hatte, ersparte ich es mir, die unzähligen Zimmer in der oberen Etage zu durchsuchen und ging gleich nach unten. Links der Treppe kam man in eine riesige Küche. Ich fragte mich, wozu ein Vampir eine Küche brauchte. Eine Frage, die ich William unbedingt stellen sollte.
Unter einer schweren Eichentür, gegenüber der Küche, schimmerte Licht hindurch. Ich nahm an, dass ich dort wohl auf William treffen würde. Zögernd tapste ich mit meinen nackten Füßen auf die Tür zu, als ich William schon von drinnen rufen hörte: „Komm ruhig rein, Josie!“
Mit Kraft drückte ich die schwere Tür auf und wäre fast gestürzt, als ich verwundert bemerkte, dass ich mich verschätzt hatte – die Tür ging ganz leicht auf. Irritiert warf ich dem schwer aussehenden Holz einen letzten Blick zu, bevor ich die Bibliothek betrat.
William saß über einige Bücher gebeugt an einem großen Schreibtisch. Das Fenster hinter ihm war mit schweren Vorhängen verschlossen. Im Kamin knisterte ein wohlig warmes Feuer. Trotz, dass es eigentlich hätte, recht dunkel im Raum sein sollen, schien es, als würde auf allem ein orangener Schleier liegen. So, als hätte ich eine Sonnenbrille mit orangenen Gläsern auf. Aber eine Quelle für dieses merkwürdige Licht konnte ich nicht ausmachen. Schon in der Nacht war mir dieses Licht in meinem Zimmer aufgefallen.
William blickte kurz zu mir auf. „Ich habe Feuer gemacht. Ich wusste nicht, ob du was anhaben würdest, außer deinem Nachthemd. Hier unten ist es auch im Sommer immer recht kühl.“
Staunend blieb ich im Eingang stehen. Der Raum war ungefähr so groß, wie ein Klassenzimmer an meiner alten Schule und über und über mit Büchern gefüllt. Es roch nach altem, modrigem Papier. Tief sog ich den Geruch ein. Er erinnerte mich an die riesige Bibliothek in meiner Schule in L.A. Ich trat an eins der Regale heran und strich mit den Fingerspitzen über die Rücken der Bücher. „Die hast du doch nicht alle gelesen?“, fragte ich erstaunt.
„Nicht alle, aber die meisten. Für einen wie mich, können die Tage manchmal lang werden“, grinste er. „Wie geht es dir?“
„Och. Naja es geht so“, stotterte ich verlegen und gab mir Mühe meine Gefühle in Zaum zu halten, damit er nicht merkte, dass ich log. Ich lümmelte mich in einen der beiden Ohrensessel, die vor dem Schreibtisch standen, zog die Knie bis an die Brust, und betrachtete den Stapel Bücher der vor William auf dem Tisch lag.
„Was machst du?“, fragte ich neugierig.
Er blickte zu mir auf, seine Stirn war sorgenvoll
Weitere Kostenlose Bücher