Vampirblut (German Edition)
nach meinem Puls und er war da. „Oh Gott, es stimmt, ich habe Puls.“ Schnell griff ich nach Williams Handgelenk – Nichts. Bei mir klopfte es heftig unter der Haut, bei ihm – Stille. In mir jubelte es so sehr, das ich fast geplatzt wäre vor Freude.
Ohne darüber nachzudenken, warf ich mich William an den Hals. Als mir das bewusst wurde, lief ich rot an und zog mich schnell zurück. Peinlich berührt räusperte ich mich und blickte auf die Decke.
„Ich verstehe das nicht“, sinnierte William. „Wie kann das sein? Versteh mich nicht falsch, aber so was gibt es einfach nicht. Ich habe noch nie davon gehört, dass ein Mensch nur geheilt wurde von Vampirblut.“
Ich zog seine Hand zu mir, legte sie auf meine Brust, dort wo mich der Pfeil getroffen hatte: „Es ist gut so William, wirklich. Danke, du hast mich gerettet.“
„Du hast recht“, gab er zurück und seine Augen leuchteten. „Es ist gut so, und ich habe keine Schuld auf mich geladen. Ich verstehe es zwar nicht, aber es ist gut so.“
Ich war erleichtert. Ich musste mir keine Gedanken mehr machen, meiner Mutter irgendwas erklären zu müssen. Ich war keine blutsüchtige Kreatur der Nacht, kein Monster – auch wenn ich William schon lange nicht mehr in diese Kategorie einstufte. William war kein Monster, er war mein Freund. Schade nur, dass ich seine Gefühle nicht lesen konnte. In der Beziehung fühlte ich mich ihm hilflos ausgeliefert. Auch wenn ich mich noch so anstrengte, nicht an ihn und meine Gefühle für ihn zu denken, so konnte ich es doch nicht vor ihm verbergen.
Draußen vor dem Fenster war es taghell, als ich aufwachte. Die Sonne schien zu mir herein und blendete meine Augen so sehr, dass es mich schmerzte. William hatte darauf bestanden, dass ich noch etwas schlief. Ich hatte mich zwar gesträubt, weil das hieße, ich konnte nicht mit ihm zusammen sein, aber mich dann doch ergeben.
Vorsichtig, Fußzehe für Fußzehe, stieg ich aus meinem Bett – Williams Bett – und ging auf das Fenster zu. Ich musste meine Augen mit der Hand vor der Sonne abschirmen. Da ich nicht wusste, inwieweit Vampire empfindlich auf das Sonnenlicht reagierten, beschloss ich die Vorhänge zu schließen, damit William sich frei im Zimmer bewegen konnte, wenn er mich besuchen wollte.
Als ich vor das Fenster ins direkte Sonnenlicht trat, kribbelte es auf meiner Haut wie Brausepulver im Mund. Ich fuhr mir mit der Hand über den Unterarm und schloss die Vorhänge. Sofort war auch das Kribbeln weg.
Schnell huschte ich wieder ins Bett. Meine Mutter würde wohl gleich kommen. Ich musste mir etwas einfallen lassen, warum ich noch hier bleiben müsste. Der Gedanke, nicht in Williams Nähe zu sein, löste in mir Flutwellen von Panik aus. Bisher war ich ihm noch kein Stück näher gekommen und so langsam hatte ich das Gefühl, dass er nicht für mich empfand, was ich für ihn empfand. Ein paar Stunden länger in seinem Haus, würden mir vielleicht helfen hinter Williams gut geschützte Fassade zu blicken.
Gerade hatte ich es mir wieder bequem gemacht, meinen Kopf in das weiche Kissen gedrückt, um noch ein wenig meinen Träumen nachzuhängen, als es an der Tür klopfte.
Meine Mutter kam, ein Tablett in den Händen, ins Zimmer. „Guten Morgen du Langschläferin. Es ist beinahe Mittag. Ich hab dir Frühstück mitgebracht. Wie geht es dir heute?“
Schade, dachte ich. Ich hatte gehofft William käme zu mir, aber essen ist auch nicht schlecht. Mein Magen knurrte viel lauter, als ich es gewohnt war.
Meine Mutter stellte das Tablett auf dem Nachttisch ab, dass das Klirren des Geschirrs in meinen Ohren klingelte und ein Rauschen in meinem Kopf verursachte. Sie zog den Stuhl zurück und das Geräusch, das dieser machte, als er über den Holzboden schrubberte, verursachte mir Kopfschmerzen.
Schon die ganze Zeit rauschte es irgendwie in meinen Ohren. Schon das leiseste Geräusch dröhnte in meinem Kopf, wie nach einer durchzechten Nacht. Ich nahm an, das wären Nachwirkungen meines gestrigen Abenteuers. So was wie der Kater danach.
Nachdem sie auf dem Stuhl Platz genommen hatte, reichte sie mir einen Teller mit Toast und Rührei. „William meinte, du hättest Hunger.“
Dankend nahm ich den Teller und verschlang gierig mein Essen.
„Also, wie geht es dir heute?“, hakte meine Mutter nach.
„Es könnte besser sein“, log ich. „Ich habe starke Kopfschmerzen, mir ist übel und es dreht sich alles. Wirklich kräftig fühle ich mich auch nicht.“
„Der Arzt
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