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Vampirblut (German Edition)

Vampirblut (German Edition)

Titel: Vampirblut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Savannah Davis
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hervor.
    William zog mich mit sich auf die Hollywoodschaukel, die in der Ecke unserer Veranda stand. Ich vergrub mein Gesicht an seinem Hals und sog tief seinen süßen Duft ein.
    „Erzähl es mir“, forderte er ruhig aber bestimmt.
    Ich holte tief Luft, wischte mir die Tränen aus den Augen und erzählte ihm, was passiert war.
    „Kommen sie also schon in die Stadt“, seufzte er. „Du warst so tapfer.“
    Einen langen Augenblick lang saßen wir so beieinander. Als mein Großvater geholt wurde, zog er mich an seine Brust, damit ich nicht sehen musste, wie sie ihn in einem Sarg wegbrachten.
    Irgendwann hatte ich keine Tränen mehr übrig. Ich zog mich von ihm zurück. „Bring mich hier weg“, bat ich ihn.
    Er nickte, ergriff meine Hand und lief mit mir in sein Haus. Langsam wurde dieses Haus, diese Bibliothek ein Zufluchtsort für mich. Kaum hatte ich mich in einen der großen Ohrensessel fallen lassen, fühlte ich mich viel besser.
    Nach einer langen Zeit des Schweigens bat ich William, mit mir in den Wald zu gehen. Etwas Training wäre jetzt genau das Richtige für mich.
    „Bist du dir sicher?“, fragte William zweifelnd, nachdem er mich an sich gezogen hatte.
    „Ja, ich denke, das ist genau das, was ich jetzt brauche, um mich abzulenken. Außerdem wartet Echnaton nicht, bis ich meine Trauer verarbeitet habe. Während wir hier herumsitzen, sind vielleicht noch mehr Menschen in Gefahr“, antwortete ich entschlossen.
    William nickte und ging dann auf eine große dunkle Holztruhe, die in der Ecke der Bibliothek stand, zu. Er öffnete den Deckel. Die Scharniere der Truhe knarrten, als wäre sie schon lange nicht mehr geöffnet worden.
    Neugierig stellte ich mich hinter William und schaute über seine Schulter. In der Truhe lagen Waffen; Schwerter, Armbrüste, Messer und kleine Fläschchen mit Weihwasser.
    William nahm zwei Schwerter und zwei Armbrüste aus der Truhe, bevor er den Deckel krachend zufallen ließ. „Wir müssen eine Weile laufen. Es ist sicherer, wenn wir irgendwo trainieren, wo nicht so viele Wanderer sind. Wir wollen ja niemanden verletzen“, sagte er mit einem Zwinkern.
    Hand in Hand rannten wir durch das Grün des Nationalparks. Es war schön meinen Vampirkräften freien Lauf zu lassen. Die Bäume flogen mit solcher Geschwindigkeit an uns vorbei, dass sie eine geschlossene grüne Wand bildeten.
    Geräusche, die ich mit meinen begrenzten menschlichen Fähigkeiten nie wahrnehmen konnte, drangen jetzt, vom Wind getragen, an meine Ohren. Das Summen von kleinen Insekten, den Herzschlag eines Hasen, der sich irgendwo in der Nähe versteckt hatte. Die Farben und Konturen der Blätter, an den Bäumen, die ich bis ins kleinste Detail sehen konnte. Selbst kleinste Insekten, die ich mit meinen menschlichen Augen nie hätte sehen können, vernahm ich jetzt deutlich. Die Staubteilchen, die auf den Sonnenstrahlen ritten, die durch das dichte Blätterdach drangen, glitzerten in vielen Farben. Den Geruch des Waldes konnte ich viel intensiver wahrnehmen. Wenn ich mich darauf konzentrierte, konnte ich die verschiedenen Gerüche, sogar verschiedenen Tieren zuordnen.
    Auf einer großen Lichtung stoppte William plötzlich. „Hier ist gut“, sagte er. Die Lichtung war Oval. Ungefähr so groß wie ein Footballfeld, umzäunt von großen, alten Bäumen mit mächtigen Stämmen.
    Wir waren gerade einmal dreißig Minuten gelaufen. Ich fragte mich, wie lange wohl ein Mensch für diese Strecke brauchen würde. Ganz sicher mehrere Stunden.
    Ich schloss die Augen und sog tief die Luft ein. Eine saubere, von der Zivilisation unberührte Luft.
    William trug einen langen Ledermantel und einen Hut, um sich vor dem Sonnenlicht zu schützen. Ich spürte zwar auch ein Kribbeln auf der Haut, aber schien gut zurechtzukommen, mit der direkten Einstrahlung. Ich hoffte, dass das auch nach einiger Zeit noch so war. Seit William mich gerettet hatte, hatte ich nicht viel Zeit in der Sonne verbracht, konnte aber spüren, dass meine Haut auf ihr Licht reagierte. Bei Tageslicht nicht mehr hinaus zu dürfen, wäre jedenfalls eine Nebenwirkung meiner Wandlung, mit der ich nicht so glücklich wäre.
    So ein Training erweist sich als schwierig, wenn die körperliche Nähe zu deinem Trainingspartner, dich bis in die kleinste Faser deines Seins irritiert.
    Immer wenn William mir nahe kam, um mir zu zeigen, wie ich die Armbrust oder das Schwert richtig halten sollte, verloren wir uns in unserer gegenseitigen Anziehung und verfielen in eine

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