Vampirblut (German Edition)
heftige Knutscherei.
So ein Training erweist sich als einfach, wenn man sich vorstellt, dass der Baumstamm, den du mit dem Pfeil deiner Armbrust treffen sollst, eins der Monster ist, die den Tod deines Großvaters verschuldet hatten.
Die Trauer und der Schock waren langsam einer Wut und tiefen Hass auf die Kreaturen der Unterwelt gewichen. Mit diesem Gefühl im Bauch fiel mir der Umgang mit der Armbrust erstaunlich einfach. Mir lag die Waffe und ich liebte das Gefühl, sie in den Armen zu halten. Nach anfänglichen Schwierigkeiten fand mein Pfeil immer sein Ziel.
William hatte für meine Zielübungen einen Baumstamm in einiger Entfernung am Rande der Lichtung, auf der wir uns befanden, ausgesucht. Mit weißer Kreide hatte er den Punkt gekennzeichnet, der das Herz meiner Feinde war.
Dank meiner guten Vampiraugen war es einfach, das Ziel auch auf einige Entfernung auszumachen und den Pfeil der Armbrust sicher in sein Ziel zu bringen.
Das Schwert lag mir nicht so. Meine Hiebe waren ungenau und unkoordiniert. Einige Male segelte mein Schwert gefährlich durch die Luft, um dann im Boden stecken zu bleiben, wenn ich es nicht fest genug in der Hand gehalten hatte. Ich ärgerte mich über meine eigene Unfähigkeit. Doch William tröstete mich und meinte, dass noch nie ein Profi vom Himmel gefallen wäre. In ein paar Tagen würde ich schon viel besser sein.
Man konnte es nur hoffen.
„Warum benutzen wir denn keine modernen Schusswaffen?“, fragte ich in einer Pause.
„Weil Kugeln Vampiren nichts anhaben können. Und Dämonen oft auch unempfindlich gegenüber Schusswaffen sind. Dann bräuchten wir schon Waffen oder Kugeln an die wir nicht so einfach herankommen. Kugeln, die große Löcher in ihren Opfern hinterlassen“, erklärte er, während er mir zeigte, wie ich das Schwert richtig in der Hand halten sollte.
Er zog mich in seine Arme, küsste mich auf die Nasenspitze und versteckte sein Gesicht in meinen Haaren. „Was denkst du? Der Dämon, der heute bei euch war. Glaubst du, der wurde von Echnaton geschickt, oder war das nur Zufall?“
„Ich weiß nicht. Wenn es ein spontaner Angriff gewesen wäre, hätte er dann erst vor unserem Garten herumgelungert? Das ergibt keinen Sinn“, überlegte ich.
„Hmm, nur was will Echnaton noch von dir?“
„Das kann ich dir sagen“, antwortete eine Stimme hinter uns. Ich drehte mich um und erstarrte. Aus dem Wald traten vier Männer. Dem Geruch nach Vampire. Wir hatten uns hier so sicher gefühlt, dass wir den Fehler begangen hatten, nicht auf unsere Umwelt zu achten. So gelang es den vier Vampiren, sich an uns heranzuschleichen.
Alle vier waren in schmutzige Sachen gekleidet und stanken, als hätten sie schon seit geraumer Zeit keine Dusche mehr gesehen. Sie standen am Rand der Lichtung und musterten uns, wie wir sie musterten.
Ein ungutes Gefühl überkam mich. Ich atmete schwer, weil ein Band aus Panik sich um meine Brust geschnürt hatte.
William zog mich an seine Seite und drückte mir mein Schwert in die Hand. „Ich denke, jetzt kannst du gleich zeigen, was du gelernt hast“, flüsterte er mir tonlos zu.
„Das könnt ihr uns sagen?“, sagte er zu den Vampiren. „Nicht, dass uns eure Meinung interessiert, aber ich bezweifle, dass Echnaton euch vollends in seine Pläne eingewiesen hat. Ihr seid doch nur Handlanger.“
Einer der Vampire kam langsam auf uns zu und blieb in etwa fünf Meter Entfernung wieder stehen. Er schnupperte in meine Richtung. „Ja, man kann es an ihr riechen. Das haben wir uns fast gedacht. Hatte Thomas wohl doch nicht gelogen.“ Er wendete sich um und nickte einem der anderen Vampire zu. Dieser wandte sich ab, um im Wald zu verschwinden. Einen Wimpernschlag später hörte ich das Zischen eines Pfeils, dann zerfiel der Vampir, der gerade gehen wollte, zu Staub.
William hatte ihn mit einem Pfeil seiner Armbrust getroffen. „Wir dürfen sie nicht entkommen lassen“, flüsterte er mir zu.
Ich nickte und verstand, dass wir verhindern mussten, dass die Vampire ihrem Meister erzählten, dass ich kein Mensch mehr war. Ich schluckte schwer. Jetzt wäre es unumgänglich. Ich musste gegen Vampire antreten. Dies war kein Spaß mehr, so wie mit William. Diese Vampire wollten mir wirklich wehtun.
Meine Hand verkrampfte sich um den Schaft des Schwertes. Mit aller Kraft unterdrückte ich die Angst, die in mir hochstieg, damit die Vampire sie nicht an mir riechen konnten. Ich konzentrierte mich voll auf die Wut in meinem Bauch. Die Wut, die
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