Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vampirdämmerung / Roman

Vampirdämmerung / Roman

Titel: Vampirdämmerung / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Ashwood
Vom Netzwerk:
feuchten Augen. »Sie ist meine Schwester. Wie konntest du nur?«
    O nein!
Er hatte sie zum Weinen gebracht, zum allerersten Mal! Ein schweres, hohles Gefühl drohte, ihn auf dem Teppich zu zerdrücken. »Es tut mir so leid!«
    Er wollte sich auf der Stelle das Herz herausreißen.
Wie konnte ich so blöd sein? Vampirlogik ist keine Menschenlogik.
    »Ich weiß nicht, was du hättest machen sollen«, sagte Holly mit belegter Stimme. »Ich nehme es dir nicht übel, denn du musstest ja irgendwas tun, und ich wüsste selbst keine bessere Lösung. Ich könnte sie umbringen!«
    Alessandro war verwirrt. Wie sollte er das wieder richten? »Ich kann hingehen, nach ihr suchen und sie nach Hause bringen, jetzt gleich.«
    »Nein!« Sie drückte seine Hände. »Falls sie dich nicht erwischt, tun es die Wächter.«
    Alessandro blinzelte, denn das war ein Tiefschlag für seinen männlichen Stolz. »Ich kann auf mich aufpassen«, entgegnete er sanft. »Ich war der beste Schwertkämpfer der Königin und bin immer noch ziemlich gut.«
    »Ja, natürlich bist du das.«
    »Außerdem gehe ich dauernd in die Burg und wieder raus.« Jedenfalls lange genug hinein, um jemanden in die Gänge zu werfen.
    »Ich weiß.« Holly schloss die Augen.
    Das Haus war still, bis auf das Ticken der Uhr. Draußen fuhr ein Wagen vorbei. Aus der Küche hörte man das Knabbern des Katers, der sein Trockenfutter fraß. Und noch ein paar Hausgeräusche – Geräusche, die Alessandro liebgewonnen hatte.
    Holly schluckte. »Ich ertrage es nicht, dich jetzt in Gefahr zu wissen.«
    »Aber Ashe …«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich habe keine Ahnung, was ich mit ihr anfangen soll. Sie ist nicht mehr der Mensch, an den ich mich erinnere, die Frau, von der ich mir so sehr wünsche, sie wäre es. Es ist, als würde ich dauernd versuchen, sie mir im Kopf schönzureden, die alte Ashe über die neue zu stülpen, aber es funktioniert nicht.«
    »Glaubst du, die Schwester, an die du dich erinnerst, steckt noch in ihr?«
    »Weiß die Göttin! Ich glaube, dass über die Jahre eine Menge mit ihr passiert ist, und ich weiß, dass sie sich die Schuld am Tod meiner Eltern gibt.«
    »Ich würde sagen, dass sie voller Wut ist«, überlegte Alessandro.
Jedenfalls wenn man den Wink mit dem Pflock ernst nimmt.
    »Kann sein. Ich will sie nicht wieder hier im Haus haben. Weiß der Henker, was sie als Nächstes anstellt!« Holly ließ Alessandros Hand los und wischte sich die Wangen trocken. Sie war sichtlich erschöpft. »Aber wir dürfen sie nicht dort lassen. Gütige Hekate, ich fasse nicht, dass meine Familie so verkorkst ist!«
    Alessandro legte eine Hand an ihre Wange. Wie immer fühlte sie sich für ihn warm und lebendig an. »Bin ich Teil deiner Familie?«
    Stirnrunzelnd sah sie ihn an. »Selbstverständlich! Der wichtigste.«
    »Danke.«
Warum hast du dann Angst, mich beim Familientreffen allen anderen vorzustellen? Macht es dich unglücklich, dass ich keine Kinder zeugen kann? Wirst du mich noch lieben, wenn du begreifst, welchen Preis du für ein Leben mit einem Mann zahlst, der so anders ist? Der keine eigene Familie hat?
    Ihm war bewusst, dass seine Zweifel nicht zuletzt auf Ashes Giftsprüherei zurückgingen. Deshalb verdrängte Alessandro sie entschieden. »Was soll ich tun?«
    »Lass einfach … Mac sich darum kümmern.«
    »Mac?!«
Das war das Letzte, was er erwartet hatte. »Was kann er denn tun, das ich nicht kann?«
    Holly zuckte mit den Schultern, scheiterte jedoch kläglich in ihrem Bemühen, gelassen zu wirken. »Vermisste Personen zu finden ist, nun ja, Polizeiarbeit. Er ist darin ausgebildet, mit Verrückten zu reden, und Lor sagt, Mac geht sowieso in die Burg. Außerdem schuldet er mir was.«
    »Und er ist entbehrlich, falls Ashe ihn umbringt?«
    »Nein, natürlich nicht!«
    »Warum ist es dann okay, dass er sich in Gefahr begibt?«
    »Hast du heute schon mit Lor gesprochen?«
    »Nein.« Alessandro hatte vor, dem Alpha den Marsch zu blasen, weil dessen Höllenhunde ihre Pflicht schmählichst vernachlässigten. Aber er konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass Lor sich genauso verhielt wie jeder Hund, der etwas angestellt hatte: Er ließ sich nicht freiwillig blicken.
    Nun schien Holly noch weiter in sich zusammenzusacken. »Mac ist … also, so wie es sich anhört, ist der Dämon in ihm wieder stärker, was sich komisch auswirkt.«
    »Wie komisch?«, fragte Alessandro misstrauisch.
    »Körperlich eben.« Holly erzählte ihm, was Lor ihr berichtet

Weitere Kostenlose Bücher