Vampire Academy 01 ● Blutsschwestern
, erwiderte er. „Warum geht man denn sonst hin? Zum Wohl seiner Seele? ʺ
„Was auch immer ʺ , sagte Lissa, die in diesem Punkt offensichtlich anderer Meinung war. „Dann lass ich dich jetzt mal allein. ʺ
„Warte ʺ , sagte er abermals. Er schien nicht zu wollen, dass sie ging. „Ich schlage dir einen Handel vor. Du kannst auch hier rumhängen, wenn du mir nur eins verrätst. ʺ
„Was denn? ʺ Sie drehte sich wieder zu ihm um.
Er beugte sich vor. „Von allen Gerüchten, die ich heute über dich gehört habe ‐ und glaub mir, ich habe jede Menge gehört, auch wenn niemand wirklich mit mir darüber gesprochen hat ‐ , ist über eins fast gar nicht gesprochen worden. Alles andere haben sie hin und her gewendet: warum ihr weggegangen seid, was ihr da draußen getrieben habt, warum ihr zurückgekommen seid, die Spezialisierung, was Rose zu Mia gesagt hat, bla, bla, bla. Und bei alledem hat sich niemand, absolut niemand auch nur einmal nach dieser blödsinnigen Geschichte von Rose gefragt, dass es unter den Menschen alle möglichen Randexistenzen gab, die dich ihr Blut haben nehmen lassen. ʺ
Sie wandte den Blick ab, und ich konnte spüren, dass ihre Wangen brannten. „Es ist aber nicht dumm. Und auch keine Geschichte. ʺ
Er lachte leise. „Ich habe unter Menschen gelebt. Meine Tante und ich haben uns zurückgezogen, nachdem meine Eltern....gestorben waren. Es ist nicht so einfach, Blut zu finden. ʺ Als sie nicht antwortete, lachte er abermals. „Es war Rose, nicht wahr? Sie hat dich trinken lassen. ʺ
Lissa durchzuckte Furcht, doch niemand in der Schule konnte davon wissen. Kirova und die Wächter, die uns gesehen hatten, wussten Bescheid, aber sie hatten dieses Wissen für sich behalten.
„Nun. Wenn das nicht Freundschaft ist, weiß ich es auch nicht ʺ , sagte er.
„Du darfst es niemandem erzählen ʺ , platzte sie heraus.
Das war alles, was wir brauchten. Wie man mir soeben ins Gedächtnis gerufen hatte, waren Spender Süchtige, süchtig nach dem Biss von Vampiren. Wir akzeptierten dies als Teil des Lebens, blickten aber dennoch auf diejenigen herab, die dazu bereit waren. Für alle anderen ‐ insbesondere für einen Dhampir ‐ war es beinahe, nun ja, schmutzig, einen Moroi sein Blut trinken zu lassen. Tatsächlich gehörte es zu den abartigsten, beinahe pornografischen Dingen, die ein Dhampir tun konnte, wenn er einen Moroi beim Sex Blut trinken ließ.
Lissa und ich hatten natürlich keinen Sex gehabt, aber wir hatten beide gewusst, wie andere darüber denken würden, dass ich ihr zu trinken gegeben hatte.
„Erzähl es niemandem ʺ , wiederholte Lissa.
Er schob die Hände in die Manteltaschen und setzte sich auf eine der Kisten. „Wem sollte ich es denn erzählen? Hör mal, schnapp dir ruhig den Fenstersitz. Du kannst ihn heute haben und für eine Weile hierbleiben. Falls du nicht immer noch Angst vor mir hast. ʺ
Sie zögerte und betrachtete ihn forschend. Er wirkte düster und mürrisch, die Lippen zu jener Art von Feixen verzogen, die sagte: Was bin ich doch für ein Rebell. Aber er sah nicht allzu gefährlich aus. Er sah nicht wie ein Strigoi aus.
Zaghaft setzte sie sich wieder auf den Fenstersitz und rieb sich dabei unbewusst die Arme, um sich gegen die Kälte zu schützen.
Christian beobachtete sie, und einen Moment später wurde die Luft beträchtlich wärmer.
Lissa sah Christian in die Augen und lächelte, überrascht, dass sie noch nie zuvor bemerkt hatte, wie eisblau sie waren. „Du hast dich auf Feuer spezialisiert? ʺ
Er nickte und zog sich einen zerbrochenen Stuhl heran. Jetzt haben wir ein Luxusquartier. ʺ
Ich brach ruckartig aus der Vision aus.
„Rose? Rose? ʺ
Blinzelnd konzentrierte ich meinen Blick auf Dimitris Gesicht. Er beugte sich über mich und packte mich an den Schultern. Ich war stehen geblieben; wir standen mitten in dem Geviert der Oberstufengebäude.
„Ist mit dir alles in Ordnung? ʺ
„Ich....ja. Ich war....ich war bei Lissa.... ʺ Ich legte mir eine Hand auf die Stirn. Noch nie zuvor hatte ich eine so lange oder so deutliche Erfahrung wie diese gehabt. „Ich war in ihrem Geist. ʺ
„In ihrem....Geist? ʺ
,Ja. Das ist ein Teil des Bandes. ʺ Mir war wirklich nicht danach zumute, das jetzt näher zu erläutern. „Geht es ihr gut? ʺ
„Ja, sie ist.... ʺ Ich zögerte. Ging es ihr gut? Christian Ozera hatte sie gerade eingeladen, mit ihm abzuhängen. Nicht gut. Es gab den goldenen Mittelweg, und dann gab es eine Hinwendung an die
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