Vampire Academy 01 ● Blutsschwestern
letzten Teil ‐ dass wir verschwinden würden ‐ nicht gehört.
„Sie sind spät dran fürs Training ʺ , sagte er gelassen. Als er Lissa sah, nickte er ihr höflich zu. „Prinzessin. ʺ
Während er und ich davongingen, machte ich mir Sorgen um Lissa und fragte mich, ob es richtig war, hierzubleiben. Ich spürte nichts Beunruhigendes durch das Band, aber ihre Gefühle waren sehr in Wallung geraten. Verwirrung. Wehmut. Furcht. Erwartung. Stark und mächtig fluteten sie in mich hinein.
Ich spürte den Sog, kurz bevor es geschah. Es war genau wie im Flugzeug. Ihre Gefühle wurden so stark, dass sie mich in ihren Geist „saugten ʺ , bevor ich etwas dagegen tun konnte. Jetzt konnte ich sehen und fühlen, was sie sah und fühlte.
Sie schlenderte langsam um die Mensa herum und auf die kleine russisch-orthodoxe Kapelle zu, die die meisten religiösen Bedürfnisse der Schule befriedigte. Lissa war stets regelmäßig zur Messe gegangen. Ich nicht. Ich hatte eine dauerhafte Übereinkunft mit Gott geschlossen: Ich fand mich bereit, an ihn zu glauben ‐ knapp ‐ , solange er mich sonntags ausschlafen ließ.
Aber als sie hineinging, konnte ich spüren, dass sie nicht dort war, um zu beten. Sie verfolgte ein anderes Ziel, eins, von dem ich nichts wusste. Sie schaute sich um und überzeugte sich davon, dass weder der Priester noch irgendwelche Gläubigen in der Nähe waren. Die Kapelle stand leer.
Dann schlüpfte sie durch eine Tür im hinteren Teil der Kapelle und stieg eine schmale, knarrende Treppe zum Dachboden hinauf. Hier war es dunkel und staubig. Das einzige Licht fiel durch ein großes Buntglasfenster, das das schwache Leuchten des Sonnenaufgangs auf dem Boden in winzige, vielfarbige Juwelen zerlegte.
Bis zu diesem Augenblick hatte ich nicht gewusst, dass dieser Raum für Lissa ein regelmäßiger Zufluchtsort war. Aber jetzt konnte ich es spüren, konnte ihre Erinnerungen daran spüren, wie sie in der Vergangenheit hierher geflohen war, um allein zu sein und nachzudenken. Die Angst in ihr verebbte kaum merklich, während sie die vertraute Umgebung in sich aufnahm. Sie kletterte auf den Fenstersitz und lehnte den Kopf an die Mauer, für einen Augenblick von der Stille und dem Licht verzaubert.
Moroi konnten im Gegensatz zu den Strigoi ein wenig Sonnenlicht ertragen, aber sie mussten die Zeit, da sie dem Licht ausgesetzt waren, begrenzen. Wenn sie dort saß, konnte sie beinahe so tun, als sei sie draußen in der Sonne, geschützt durch das Glas, das die Strahlen abschwächte.
Atme, atme einfach, sagte sie sich. Alles wird gut werden. Rose wird sich um alles kümmern.
An diesen Satz glaubte sie, glaubte wie immer leidenschaftlich daran, und entspannte sich noch weiter.
Dann erklang eine leise Stimme aus der Dunkelheit. „Du kannst vielleicht die Akademie haben, aber nicht den Fenstersitz. ʺ
Sie sprang mit hämmerndem Herzen auf. Ich teilte ihre Furcht, und mein eigener Puls beschleunigte sich. „Wer ist da? ʺ
Einen Moment später erhob sich eine Gestalt hinter einem Stapel von Kisten knapp außerhalb ihres Gesichtsfeldes. Die Gestalt trat vor, und in dem schlechten Licht bildeten sich vertraute Züge heraus. Wirres, schwarzes Haar. Hellblaue Augen. Ein dauerhaft sardonisches Feixen.
Christian Ozera.
„Keine Bange ʺ , sagte er. „Ich beiße nicht. Nun, zumindest nicht auf die Art und Weise, vor der du dich furchtest. ʺ Er kicherte über seinen eigenen Scherz.
Sie fand es nicht komisch. Sie hatte Christian bereits vollkommen vergessen. Genau wie ich.
Ganz gleich, was in unserer Welt auch geschah, einige grundlegende Wahrheiten über Vampire blieben doch unverändert. Moroi lebten; Strigoi waren untot. Moroi waren sterblich; Strigoi waren unsterblich. Moroi wurden geboren; Strigoi wurden gemacht.
Und es gab zwei Methoden, einen Strigoi zu machen. Strigoi konnten Menschen, Dhampire oder Moroi durch einen einzigen Biss mit Gewalt verwandeln. Moroi, die die Verheißung von Unsterblichkeit lockte, konnten aus freien Stücken Strigoi werden, wenn sie absichtlich eine andere Person beim Trinken töteten. Dies zu tun wurde als dunkel und krank erachtet, als die größte Sünde von allen, sowohl gegen die Lebensart der Moroi als auch gegen die Natur selbst. Moroi, die diesen dunklen Pfad wählten, verloren ihre Fähigkeit, sich mit elementarer Magie und anderen Mächten der Welt zu verbinden. Das war auch der Grund, warum sie nicht langer in die Sonne hinausgehen konnten.
Und genau das hatten Christians
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