Vampire Academy 01 ● Blutsschwestern
auffiel, abseits der Gruppe, offenkundig unsicher, wie sie sich in Gegenwart der anderen benehmen sollte. Ihre Unbeholfenheit war absolut augenfällig.
Lissa erhob sich taumelnd, und die verschwommenen Gefühle in unserem Band verrieten mir, dass sie schon seit einer ganzen Weile trank. „Rose! ʺ Sie drehte sich mit einem strahlenden Lächeln zu Mason um. „Du hast geliefert. ʺ
Er machte eine übertriebene Verbeugung vor ihr. „Stets zu Diensten. ʺ
Ich hoffte, er hatte es um des Kitzels Willen getan und nicht wegen irgendeiner Art von Zwang. Lissa legte mir einen Arm um die Taille und zog mich zu den anderen hinunter. „Feier mit uns. ʺ
„Was feiern wir denn? ʺ
„Keine Ahnung. Deine Flucht heute Abend? ʺ Einige der anderen hielten Plastikbecher hoch und prosteten mir zu. Xander Badica füllte zwei weitere Becher und reichte sie Mason Und mir. Ich nahm meinen mit einem Lächeln entgegen, wobei ich mich aufgrund der Ereignisse dieser Nacht die ganze Zeit über höchst unwohl fühlte. Vor nicht allzu langer Zeit hätte ich eine solche Party sehr willkommen geheißen und meinen Becher in dreißig Sekunden geleert. Doch diesmal gab es zu viele Dinge, die mich beunruhigten. Wie zum Beispiel die Tatsache, dass die Königlichen Lissa wie eine Göttin behandelten. Wie zum Beispiel die Tatsache, dass keiner von ihnen sich daran zu erinnern schien, dass man mich bezichtigt hatte eine Bluthure zu sein. Wie zum Beispiel die Tatsache, dass Lissa trotz ihres Lächelns und ihres Gelächters zutiefst unglücklich war.
„Woher habt ihr den Whisky? ʺ , fragte ich.
„Mr Nagy ʺ , antwortete Aaron. Er saß sehr dicht bei Lissa. Jeder wusste, dass Mr Nagy nach der Schule ständig trank und auf dem Campus Schnaps lagerte. Er suchte sich immer wieder neue Verstecke ‐ und immer wieder fanden die Schüler sie.
Lissa lehnte sich an Aarons Schulter. „Aaron hat mir geholfen, in sein Zimmer einzubrechen und die Flaschen rauszuholen. Er hatte sie im Sockel eines Schranks versteckt. ʺ
Die anderen lachten, und Aaron sah sie mit ganz und gar anbetender Bewunderung an. Zu meiner Erheiterung begriff ich, dass sie bei ihm keinen Zwang hatte einsetzen müssen. Er war einfach so verrückt nach ihr. War es immer gewesen.
„Warum trinkst du nicht? ʺ , fragte mich Mason ein Weilchen später, wobei er mir leise ins Ohr flüsterte.
Ich blickte auf meinen Becher hinab, halb überrascht, ihn voll zu sehen. „Keine Ahnung. Ich schätze, ich finde, dass Wächter in die Nähe ihrer Schutzbefohlenen nicht trinken sollten. ʺ
„Sie ist aber noch gar nicht deine Schutzbefohlene! Du bist nicht im Dienst. Du wirst es noch lange nicht sein. Seit wann bist du so verantwortungsbewusst? ʺ
Ich fand nicht wirklich, dass ich besonders verantwortungsbewusst war. Aber ich dachte durchaus an das, was Dimitri über die Balance von Spaß und Verpflichtung gesagt hatte. Es erschien mir einfach falsch mich gehen zu lassen, während sich Lissa in einem so verletzbaren Zustand befand. Ich zappelte mich zwischen ihr und Mason hervor, ging durch den Raum und setzte mich neben Natalie.
„He, Nat, du bist ja heute Abend so still. ʺ
Sie hielt einen Becher hoch, der genauso voll war wie meiner. „Du auch. ʺ
Ich lachte leise. „Ja, wahrscheinlich. ʺ
Sie legte den Kopf schräg und beobachtete Mason und die Königlichen, als wären sie eine Art Biologieexperiment. Sie hatten erheblich mehr Whisky konsumiert, seit ich erschienen war, und die allgemeine Torheit hatte beträchtlich zugenommen.
„Komisch, hm? Früher warst du der Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Jetzt ist sie es. ʺ
Ich blinzelte überrascht. So hatte ich das noch gar nicht betrachtet. „Ja, so ist es wohl. ʺ
„He, Rose ʺ , sagte Xander, der beinahe seinen Drink verschüttete, als er auf mich zukam. „Wie war es denn so? ʺ
„Wie war was? ʺ
„Jemanden von dir trinken zu lassen? ʺ Die anderen waren urplötzlich still, eine erwartungsvolle Stimmung machte sich breit.
„Sie hat es nicht getan ʺ , erklärte Lissa warnend. „Ich habe es dir gesagt. ʺ
„Ja, ja, ich weiß, dass mit Jesse und Ralph nichts passiert ist. Aber ihr zwei habt es getan, stimmt ʹ s? Während ihr fort wart? ʺ
„Lass gut sein ʺ , sagte Lissa. Zwang funktionierte am besten bei direktem Blickkontakt, und seine Aufmerksamkeit war auf mich gerichtet, nicht auf sie.
„Ich meine, es ist cool und alles. Ihr zwei habt getan, was ihr tun musstet, stimmt ʹ s? Es ist nicht so, als wärst du eine
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