Vampire Academy 01 ● Blutsschwestern
ein Rinnsal ihrer Gefühle. Sie waren stark genug, um mich praktisch umzuwerfen. Schwarz. Wütend. Gnadenlos. Erschreckende Gefühle, besonders, da sie von der lieben, ausgeglichenen Lissa kamen. Ich kannte sie seit dem Kindergarten, aber in diesem Augenblick erkannte ich sie kaum wieder.
Und ich hatte Angst.
„Bitte, Lissa ʺ , wiederholte ich. „Er ist es nicht wert. Lass ihn laufen. ʺ Sie sah mich nicht an. Ihre sturmumwölbten Augen waren ganz und gar auf Wade konzentriert. Langsam und bedächtig hob er den Schläger und kippte ihn so, dass er auf seinen eigenen Schädel zielte.
„Liss ʺ , flehte ich. Oh Gott. Ich würde sie niederringen müssen, um sie aufzuhalten. „Tu es nicht. ʺ
„Er hätte es nicht so weit treiben dürfen ʺ , sagte Lissa ruhig. Der Schläger hörte auf, sich zu bewegen. Er hatte jetzt genau die richtige Entfernung, um auszuholen und zuzuschlagen. „Er hätte ihr das nicht antun sollen. Niemand darf andere so behandeln ‐ nicht einmal einen Spender. ʺ
„Aber du machst ihr Angst ʺ , sagte ich sanft. „Sieh sie dir an. ʺ Zuerst geschah nichts, dann ließ Lissa den Blick zu der Spenderin flackern. Das Menschenmädchen kauerte noch immer in ihrer Ecke, die Arme schützend um den Leib geschlungen.
Ihre blauen Augen waren riesig, das Licht spiegelte sich auf ihrem nassen, tränenüberströmten Gesicht. Sie stieß erstickte, verängstigte Schluchzer aus.
Lissas Gesicht blieb leidenschaftslos. Ich konnte den Kampf um Kontrolle spüren, den sie führte. Etwas in ihr wollte nicht, dass Wade sich verletzte, trotz des blinden Zorn, der sie erfüllte. Ihre Miene verfiel, sie kniff die Augen fest zu. Dann griff sie mit der rechten Hand nach ihrem linken Handgelenk und bohrte sich die Nägel tief in das Fleisch. Bei dem Schmerz zuckte sie zusammen, aber durch das Band spürte ich, dass der Schock des Schmerzes sie von Wade ablenkte.
Sie ließ von dem Zwang ab, er warf den Schläger zu Boden und wirkte plötzlich verwirrt. Ich stieß den Atem aus, den ich angehalten hatte. Im Flur wurden Schritte laut. Ich hatte die Tür offen stehen lassen, und das Krachen hatte Aufmerksamkeit erregt. Ein paar Mitarbeiter des Wohnheims kamen in den Raum gestürmt und erstarrten, als sie die Zerstörung sahen. „Was ist passiert? ʺ
Wir anderen sahen einander an. Wade wirkte vollkommen hilflos. Er starrte den Schläger an, dann Lissa und mich. „Ich weiß nicht.... ich kann nicht.... ʺ Er richtete seine volle Aufmerksamkeit auf mich und wurde plötzlich wütend. „Was zum ‐ das warst du! Du wolltest diese Spendergeschichte nicht auf sich beruhen lassen. ʺ
Die Wohnheimangestellten sahen mich fragend an, und binnen weniger Sekunden hatte ich mich entschieden.
Sie müssen sie beschützen. Je mehr sie es benutzt, umso schlimmer wird es werden. Halten Sie sie auf Rose. Halten Sie sie auf, bevor es ihnen auffällt, bevor sie es bemerken und auch sie wegbringen. Schaffen Sie sie weg von hier.
Ich konnte Mrs Karps Gesicht vor meinem inneren Auge sehen, wie sie mich verzweifelt anflehte. Ich bedachte Wade mit einem hochmütigen Blick, wohl wissend, dass niemand ein Geständnis, das ich machte, bezweifeln oder Lissa auch nur verdächtigen würde.
Ja, hm, wenn du sie hättest gehen lassen ʺ , antwortete ich ihm, „hätte ich dies hier nicht tun müssen. ʺ
Retten Sie sie. Retten Sie sie vor sich selbst.
Nach jener Nacht hatte ich nie wieder getrunken. Ich weigerte mich, in Lissas Nähe unvorsichtig zu sein. Und zwei Tage später, während ich eigentlich wegen „Zerstörung von Schuleigentum ʺ suspendiert war, nahm ich Lissa und brach aus der Akademie aus.
Zurück in Lissas Zimmer, wo Xander den Arm um mich gelegt hatte und sie uns wütend und erregt anstarrte, wusste ich nicht, ob sie wieder so etwas Drastisches tun würde. Aber die Situation erinnerte mich zu sehr an die von vor zwei Jahren, und mir war klar, dass ich sie entschärfen musste.
„Nur ein klein wenig Blut ʺ , sagte Xander jetzt. „Es wird gar nicht so viel nötig sein. Ich will bloß wissen, wie Dhampire schmecken. Das kümmert hier niemanden. ʺ
,,Xander ʺ , knurrte Lissa. „Lass sie in Ruhe. ʺ
Ich schlüpfte unter seinem Arm hindurch, lächelte und suchte nach einer witzigen Antwort, um eine andere zu vermeiden, die vielleicht der Anfang eines Streits werden würde. „Komm schon ʺ , neckte ich. „Den letzten Burschen, der mich das gefragt hat, musste ich verprügeln, und du bist verdammt viel hübscher als Jesse.
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