Vampire Academy 01 ● Blutsschwestern
beinahe einfach. Eine Gezeitenwoge von Gefühlen traf mich, schlimmer als in den Nächten, da mich ihre Albträume verschlangen. Ich hatte noch nie zuvor Gefühle von solcher Intensität bei ihr gespürt.
Sie saß auf dem Dachboden der Kapelle und weinte. Sie wusste nicht einmal genau, warum sie weinte. Sie war glücklich und erleichtert darüber, dass ich unverletzt geblieben war, dass sie es geschafft hatte, mich zu heilen. Gleichzeitig fühlte sie sich an Geist und Körper schwach. Sie brannte innerlich, als hätte sie einen Teil ihrer selbst verloren. Sie machte sich Sorgen, ich könnte wütend sein, weil sie ihre Kräfte benutzt hatte. Ihr graute davor, morgen einen weiteren Schultag durchstehen zu müssen, so tun zu müssen, als sei sie gern mit einer Clique zusammen, die kein anderes Interesse hatte, als das Geld ihrer Familie auszugeben und sich über jene lustig zu machen, die weniger schön und beliebt waren. Sie wollte nicht mit Aaron zum Ball gehen und beobachten müssen, wie er sie bewundernd ansah – und spüren, wie er sie berührte wenn sie nur Freundschaft für ihn empfand.
Die meisten dieser Dinge waren ganz normale Sorgen, aber sie trafen sie hart, härter, als sie eine gewöhnliche Person getroffen hätten, dachte ich. Sie konnte keine Ordnung in diese Gefühle bringen oder herausfinden, wie die Probleme zu beheben waren.
„Alles in Ordnung mit dir? ʺ
Sie blickte auf und schob sich das Haar aus dem Gesicht, das ihr an den feuchten Wangen klebte. Christian stand im Eingang des Dachbodens. Sie hatte nicht einmal gehört, wie er die Treppe heraufgekommen war. Zu tief war sie in ihrem eigenen Kummer verloren gewesen. Ein Flackern von Sehnsucht und Ärger flammte in ihr auf.
„Mir geht es gut ʺ , fuhr sie ihn an. Schniefend versuchte sie, ihren Tränen Einhalt zu gebieten; sie wollte nicht, dass er sie so schwach sah.
Er lehnte sich an die Wand und kreuzte die Arme über der Brust. Sein Gesichtsausdruck war undeutbar. „Willst....willst du reden? ʺ
„Oh.... ʺ Sie lachte rau. „Jetzt möchtest du reden? Nachdem ich es so viele Male versucht habe.... ʺ
„Ich wollte das nicht! Das war Rose.... ʺ
Er unterbrach sich, und ich zuckte zusammen. Ich war so was von aufgeflogen. Lissa stand auf und ging auf ihn zu. „Was ist mit Rose? ʺ
„Nichts. ʺ Seine Maske der Gleichgültigkeit rückte wieder an diese Stelle. „Vergiss es. ʺ
„Was ist mit Rose? ʺ Sie trat näher. Trotz ihres Ärgers verspürte noch immer diese unerklärliche Anziehung. Und dann begriff sie. hat dich dazu gebracht, nicht wahr? Sie hat dir gesagt, dass du nicht mehr mit mir reden sollst? ʺ
Er starrte steinern geradeaus. „Wahrscheinlich war es das Beste Ich hätte nur alles noch schwerer für dich gemacht. Du wärst nicht wo du jetzt bist. ʺ
„Was soll das nun wieder heißen? ʺ
„Was denkst du denn, was es heißt? Gott. Die Leute leben und sterben jetzt, wie Ihr es befehlt, Hoheit. ʺ
„Du bist melodramatisch. ʺ
„Ach ja? Den ganzen Tag höre ich Leute darüber reden, was du magst und was du denkst und was du anhast. Ob du etwas gutheißen wirst. Wen du magst. Wen du hasst. Sie sind deine Marionetten. ʺ
„So ist es nicht. Außerdem musste ich es tun. Um Mia eins aus wischen.... ʺ
Er verdrehte die Augen und wandte den Blick von ihr ab. „Du weißt nicht einmal, wofür du ihr eins auswischst. ʺ
Lissas Ärger loderte auf. „Sie hat Jesse und Ralf dazu gebracht, die Dinge über Rose zu sagen! Damit konnte ich sie nicht durchkommen lassen. ʺ
„Rose ist zäh. Sie wäre darüber hinweggekommen. ʺ „Du hast sie nicht gesehen ʺ , erwiderte sie halsstarrig. „Sie hat weint. ʺ
„Na und? Leute weinen eben. Du weinst ja auch. ʺ „Aber nicht Rose. ʺ
Er drehte sich wieder zu ihr um, und ein dunkles Lächeln umspielte seine Lippen. „So etwas wie euch beide habe ich noch nie gesehen. Immer so in Sorge umeinander. Ihr Ding kapiere ich ‐ so eine Art Superwächter-Stunt. Aber du bist ganz genauso. ʺ
„Sie ist meine Freundin. ʺ
„Dann ist es wohl einfach so. Ich kann das ja nicht wissen. ʺ Er seufzte, für einen Moment nachdenklich, dann verfiel er wieder in seinen gewohnten Sarkasmus. „Wie dem auch sei. Mia. Du musst ihr also heimzahlen, was sie Rose angetan hat. Aber du verstehst nicht, worum es eigentlich geht. Warum hat sie es getan? ʺ
Lissa runzelte die Stirn. „Weil sie eifersüchtig wegen mir und Aaron.... ʺ
„Da steckt mehr dahinter, Prinzessin. Welchen Grund hatte sie,
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