Vampire Academy 01 ● Blutsschwestern
aber sein Gesicht war ihrem noch immer sehr nahe.
„Das ist es, was du tust, wenn du jemanden magst.“ Lissas Herz hämmerte vor Wut und Verlangen. „Nun, ich mag dich nicht, und ich mag dich auch nicht. Außerdem denke ich, dass du und Mia, dass ihr beide in Bezug auf Andre lügt. Aaron würde so etwas nie erfinden. ʺ
„Das liegt daran, dass Aaron nichts sagt, dass Worte mit mehr als einer Silbe erfordert. ʺ
Sie rückte von ihm ab. „Geh. Geh weg von mir. ʺ
Er sah sich auf komische Weise um. „Du kannst mich nicht rauswerfen. Wir haben beide den Mietvertrag unterzeichnet. ʺ „Geh weg! ʺ , schrie sie. „Ich hasse dich! ʺ
Er verbeugte sich. „Alles, was Ihr wollt, Hoheit. ʺ Mit einem letzten düsteren Blick verließ er den Dachboden.
Lissa sank auf die Knie und ließ den Tränen freien Lauf, die sie vor ihm verborgen hatte. Ich konnte all die Dinge, die sie verletzten, kaum entwirren. Gott allein wusste, dass mich viele Dinge aus der Fassung brachten ‐ wie der Zwischenfall mit Jesse ‐ , aber sie griffen mich nicht auf dieselbe Weise an. In ihr brodelten sie, droschen auf ihr Gehirn ein. Die Geschichten über Andre. Mias Hass. Christians Kuss. Meine Heilung. So, begriff ich, fühlten sich echte Depressionen an. So fühlte sich Wahnsinn an.
Überwältigt, in ihrem eigenen Schmerz ertrinkend, traf Lissa die einzige Entscheidung, die sie überhaupt treffen konnte. Das Einzige, was sie tun konnte, um diese Gefühle zu kanalisieren. Sie öffnete ihre Handtasche und holte die winzige Rasierklinge heraus, die sie immer bei sich trug....
Von Übelkeit erfüllt und doch außerstande, mich zurückzuziehen, spürte ich, wie sie sich den linken Arm aufschnitt; sie zeichnete perfekte, gleichmäßige Schnitte und sah zu, wie ihr das Blut über die weiße Haut floss. Wie immer mied sie Venen, aber ihre Schnitte gingen diesmal tiefer. Die Wunde brannte schrecklich, doch indem sie sich schnitt, konnte sie sich auf den körperlichen Schmerz konzentrieren, konnte sich so von geistigen Qualen ablenken, dass sie das Gefühl bekam, alles unter Kontrolle zu haben.
Blutstropfen fielen auf den staubigen Boden, und ihre Welt begann sich zu drehen.
Der Anblick ihres eigenen Blutes faszinierte sie. Sie, hatte ihr Leben lang Blut von anderen genommen. Von mir, von Spendern. Doch das hier war ihr Blut, es sickerte aus ihrem Fleisch. Mit einem nervösen Kichern befand sie, dass es komisch war.
Indem sie es herausließ, gab sie es jenen zurück, von denen sie es gestohlen hatte.
Oder vielleicht verschwendete sie es auch, verschwendete das heilige Dragomirblut, von dem alle so besessen waren.
Ich hatte mich in ihren Kopf hineingedrängt, aber jetzt kam ich nicht wieder heraus. Ihre Gefühle hatten mich eingefangen ‐ sie waren: zu stark und zu mächtig. Aber ich musste entkommen ‐ ich wusste es mit jeder Faser meines Seins. Ich musste sie aufhalten. Sie war von der Heilung zu schwach geworden, um so viel Blut zu verlieren. Es wurde Zeit, jemanden zu verständigen.
Nachdem ich endlich frei war, fand ich mich wieder auf der Krankenstation.
Dimitri berührte mich, schüttelte mich sanft, während er wieder und wieder meinen Namen sagte, um meine Aufmerksamkeit zu erringen. Doktor Olendzki stand neben ihm, das Gesicht dunkel und sorgenvoll.
Ich starrte Dimitri an und sah jetzt wahrhaft, wie sehr er sich um mich sorgte, wie viel ich ihm bedeutete. Christian hatte mich aufgefordert, Hilfe zu beschaffen, mich um Lissas willen an jemanden zu wenden, dem ich vertraute. Ich hatte den Rat ignoriert, weil ich außer ihr niemandem vertraute. Aber als ich Dimitri jetzt ansah und das Gefühl des Verstehens spürte, das wir miteinander teilten, wusste ich auch, dass ich doch jemand anders vertraute.
Meine Stimme brach, als ich sprach: „Ich weiß, wo sie ist. Lissa. Wir müssen ihr helfen. ʺ
Es ist schwer zu sagen, was mich schließlich dazu brachte, es zu tun. Ich hatte so lange so viele Geheimnisse für mich behalten, hatte getan, was ich für das Beste hielt, um Lissa zu beschützen. Aber indem ich ihre Neigung, sich zu schneiden, verborgen hielt, beschützte ich sie keineswegs. Ich war nicht imstande gewesen, sie daran zu hindern, und wirklich, ich fragte mich jetzt, ob es meine Schuld war, dass sie überhaupt damit angefangen hatte. Nichts von alledem war geschehen, bis sie mich nach dem Unfall geheilt hatte. Was wäre gewesen, wenn sie mich meinen Verletzungen überlassen hätte? Vielleicht hatte ich mich erholt.
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