Vampire Academy 01 ● Blutsschwestern
Vielleicht wäre sie dann heute in Ordnung.
Ich blieb auf der Krankenstation, während sich Dimitri auf die Suche nach Alberta machte. Er hatte keine Sekunde gezögert, als ich ihm sagte, wo sie war. Ich hatte erklärt, sie sei in Gefahr, und er war auf der Stelle aufgebrochen.
Alles, was danach geschah, schien wie in einem auf Zeitlupe geschalteten Albtraum abzulaufen. Die Minuten schleppten sich dahin, während ich wartete.
Als er endlich mit der bewusstlosen Lissa zurückkehrte, brach auf der Station die Hektik aus, eine Hektik, die alle von mir fernhalten wollten. Lissa hatte eine Menge Blut verloren, und obwohl sofort ein Spender geholt wurde, erwies es sich als schwierig, sie so weit wieder zu Bewusstsein zu bringen, dass sie trinken konnte.
Erst mitten in der Nacht befand jemand in der Akademie, sie sei jetzt stabil genug für einen kurzen Besuch.
„Ist es wahr? ʺ , fragte sie, als ich in den Raum trat. Sie lag im Bett, die Handgelenke dick bandagiert. Ich wusste, sie hatten ihr eine Menge Blut eingeflößt, aber in meinen Augen sah sie immer noch sehr bleich aus. „Sie haben gesagt, du bist es gewesen. Du hättest es ihnen erzählt. ʺ
„Ich musste ʺ , antwortete ich und wagte nicht, ihr zu nahe zu kommen. „Liss....du hast dich schlimmer geschnitten, als du es je zuvor getan hast. Und das nachdem du mich geheilt hast....Und dann die ganze Sache mit Christian....Du konntest damit nicht fertig werden. Du brauchtest Hilfe. ʺ
Sie schloss die Augen. „Christian. Du weißt davon. Natürlich weißt du es. Du weißt alles. ʺ
„Es tut mir leid. Ich wollte nur helfen. ʺ
„Was ist aus dem geworden, was Mrs Karp gesagt hat? Dass du alles geheim halten sollst? ʺ
„Sie hat über diese andere Sache gesprochen. Ich glaube nicht, dass sie wollte, dass du dich weiter schneidest. ʺ
„Hast du ihnen von der, anderen Sache ʹ erzählt? ʺ
Ich schüttelte den Kopf. „Noch nicht. ʺ
Sie drehte sich mit kalten Augen zu mir um. ,„Noch nicht. ʹ Aber du wirst es tun. ʺ
„Ich muss. Du kannst andere Leute heilen....Aber es bringt dich um. ʺ
„Ich habe dich geheilt. ʺ
„Ich hätte mich irgendwann schon wieder erholt. Der Knöchel wäre geheilt. Es ist aber das, was es mit dir macht, nicht wert. Und ich denke, ich weiß, wie es angefangen hat.... wann du mich das erste Mal geheilt hast.... ʺ
Ich erläuterte ihr meine Erkenntnis, was den Unfall betraf ‐ und dass all ihre Kräfte und ihre Depressionen danach begonnen hatten. Außerdem wies ich sie darauf hin, dass sich unser Band ebenfalls nach dem Unfall gebildet hatte, obwohl ich noch nicht ganz verstand, warum das so war.
„Ich weiß nicht, was los ist, aber dies hier ist zu viel für uns. Wir brauchen Hilfe. ʺ
„Sie werden mich wegbringen ʺ , antwortete sie tonlos. „Wie Mrs Karp. ʺ
„Ich denke, sie werden versuchen, dir zu helfen. Sie machen sich alle wirklich große Sorgen. Liss, ich tue es für dich. Ich will, dass es dir gut geht. ʺ
Sie wandte sich von mir ab. „Geh weg, Rose. ʺ Ich tat es.
Sie entließen sie am nächsten Morgen unter der Bedingung, dass sie zu täglichen Besuchen beim Psychologen zurückkam. Dimitri erzählte mir, dass sie auch beabsichtigten, ihr irgendein Medikament gegen die Depression zu geben. Ich war kein großer Fan von Pillen, aber ich würde allem applaudieren, das ihr half.
Unglücklicherweise war gleichzeitig mit Lissa noch ein anderer Schüler auf der Krankenstation gewesen, wegen eines Asthmaanfalls. Er hatte gesehen, wie Dimitri und Alberta sie hereinbrachten. Er wusste nicht, warum sie eingeliefert worden war, aber das hatte ihn nicht daran gehindert, den Leuten in seinem Flur zu erzählen, was er gesehen hatte. Sie verrieten es dann beim Frühstück noch anderen.
Bis zum Mittagessen wusste die gesamte Oberstufe über Lissas spätnächtlichen Aufenthalt auf der Krankenstation Bescheid. Und ‐ was wichtiger war ‐ alle wussten auch, dass sie nicht mit mir sprach.
Was immer ich an gesellschaftlichem Aufstieg erlebt hatte, es war plötzlich wie weggewischt, einfach so. Sie hatte mich nicht direkt verdammt, aber ihr Schweigen sprach Bande — und die Leute benahmen sich entsprechend.
Den ganzen Tag lang lief ich wie ein Geist durch die Akademie. Die anderen Schüler beobachteten mich und sprachen gelegentlich mit mir, aber nur wenige gaben sich dabei größere Mühe. Sie folgten Lissas Führung und imitierten ihr Schweigen. Niemand war unverhohlen boshaft ‐ das wollten sie für den Fall,
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