Vampire Academy 03 ● Schattenträume
solltest doch vermeiden, Aufmerksamkeit zu erregen.” Ich improvisierte hier vollkommen.
Sie verzog das Gesicht. „Unsere Hausmutter hat es bemerkt und mich geschickt. Wenn der Rest der Män ner es herausfindet, bekomme ich Ärger.”
„Hoffentlich schickt die Ärztin dich wieder weg, bevor es irgendjemand von ihnen herausfindet. Sie hat ziemlich viel zu tun. Du hast die gleichen Verletzungen wie Brett und Brandon, und die waren nicht allzu ernst.” Hoffte ich zumindest. „Die.... ähm , Brandwunden waren ein wenig heikel, aber wir hatten keine Probleme.”
Es war das reine Glücksspiel. Ich hatte nicht nur keinen Schimmer über den genauen Umfang von Bretts Verletzungen, ich wusste auch nicht, ob die Wunden, die Jill beschrieben hatte, tatsächlich Brandwunden waren. Wenn nicht, war ich vielleicht gerade aufgeflogen.
Aber sie korrigierte mich nicht und strich sich mit den Fingern geistesabwesend über eine der Striemen.
„Ja, sie haben gesagt, es würde keine bleibenden Schäden geben. Ich muss mir nur etwas für Olendzki ausdenken.” Ein leichtes Flackern von Hoffnung glomm in ihren Augen auf. „Sie haben gesagt, dass sie es nicht tun würden, aber vielleicht .... vielleicht lassen sie es mich noch einmal versuchen.”
In diesem Augenblick kam die Ärztin zurück. Sie war überrascht, mich noch immer dort zu sehen, und erklärte mir, ich müsse nach Hause gehen und mich ausruhen. Ich verabschiedete mich von beiden und marschierte zurück hinaus in die Kälte. Auf dem Weg in mein Wohnheim bemerkte ich das Wetter jedoch kaum. Endlich, endlich hatte ich einen Hinweis in diesem Rätsel. Mänä.
Lissa war seit der Grundschule meine beste Freundin, was auch der Grund dafür war, warum es so sehr schmerzte, dass ich in letzter Zeit so viele Geheimnisse vor ihr hatte. Sie war mir gegenüber immer offen, immer bereit, mir mitzuteilen, was in ihr vorging - aber das lag vielleicht daran, dass sie keine andere Wahl hatte. Früher war ich ihr gegenüber genauso offen gewesen, doch irgendwann hatte ich angefangen, meine Geheimnisse zu hüten, außerstande, ihr von Dimitri zu erzählen oder ihr den wahren Grund zu nennen, warum ich die Sache mit Stan vermasselt hatte. Ich hasste es. Es fraß mich von innen auf und führte dazu, dass ich in ihrer Nähe stets ein schlechtes Gewissen hatte.
Heute jedoch war es ganz und gar unmöglich, ihr nicht zu erklären, was am Flughafen geschehen war. Selbst wenn ich etwas erfand, die Tatsache, dass ich Christian nur noch die halbe Zeit bewachte, würde ihr einen deutlichen Hinweis geben, dass etwas los war.
Keine Ausreden diesmal.
Also gab ich ihr und Christian - ebenso wie Eddie und Adrian, die in der Nähe herumhingen - die Kurzfassung dessen, was geschehen war. So sehr es auch schmerzte.
„Du denkst, du hast Geister gesehen?”, rief Christian. „Im Ernst?” Der Ausdruck auf seinem Gesicht verriet mir, dass er sich bereits eine Liste von spöttischen Kommentaren zurechtlegte.
„Hört mal”, blaffte ich, „ich habe euch erzählt, was los war, aber ich will nicht in die Einzelheiten gehen, also lasst das Thema fallen.”
„Rose ”, begann Lissa unbehaglich . Ein Hurrikan von Gefühlen schoss von ihr zu mir herüber. Furcht. Sorge. Schock. Ihr Mitgefühl machte alles noch viel schlimmer.
Ich schüttelte den Kopf. „Nein, Liss, bitte. Ihr könnt von mir denken, was immer ihr wollt, oder euch eure eigenen Theorien basteln, aber wir werden nicht darüber sprechen. Nicht jetzt. Lasst es einfach gut sein.”
Ich erwartete, dass mir Lissa mit ihrer gewohnten Beharrlichkeit zusetzen würde. Ich erwartete, dass Adrian und Christian es tun würden, einfach weil sie von Natur aus aufreizend waren. Aber obwohl meine Worte simpel gewesen waren, wurde mir klar, dass ich mit Stimme wie Gebaren eine gewisse Schroffheit vermittelt hatte. Es war Lissas überraschte mentale Reaktion, die mir das klarmachte, und dann brauchte ich den Jungen nur ins Gesicht zu sehen, um zu begreifen, dass ich unglaublich zickig geklungen haben musste.
„Tut mir leid”, murmelte ich. „Ich weiß eure Sorge zu schätzen, aber ich bin einfach nicht in der Stimmung dafür.”
Lissa musterte mich. Später, sagte sie in meinen Geist hinein. Ich nickte ihr kurz zu und fragte mich insgeheim, wie ich dieses Gespräch vermeiden konnte. Sie und Adrian hatten sich wieder getroffen, um Magie zu üben. Ich war immer noch gern in ihrer Nähe, was jedoch nur möglich war, weil auch Christian dabei war. Und
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