Vampire Academy 03 ● Schattenträume
Versuch es noch einmal.”
„Tu du es noch einmal”, bat er. „Ich möchte dich beobachten.... Ich kann irgendwie spüren, was du mit der Pflanze machst.” Sie demonstrierte ihr Kunststückchen an einer weiteren Pflanze.
Wieder spürte ich, wie die Magie aufloderte, und mit ihr die Freude - dann geriet sie plötzlich ins Stocken. Ein Aufblitzen von Furcht und Instabilität färbte die Magie und erinnerte ein wenig an die Zeit, als es mit ihrem Geisteszustand so schlimm bergab gegangen war. Nein, nein, flehte ich im Stillen. Es passiert schon wieder. Ich wusste, dass es so kommen würde, wenn sie die Magie weiter benutzte. Bitte, lass es nicht wieder geschehen.
Und einfach so verschwand der dunkle Fleck innerhalb ihrer Magie.
All ihre Gedanken und Gefühle wurden wieder normal. In diesem Augenblick bemerkte ich, dass Lissa auch diese Pflanze hatte wachsen lassen. Es war mir vorher entgangen, weil mich Lissas kurze Entgleisung abgelenkt hatte. Adrian war die Magie ebenfalls entgangen, weil sein Blick auf mir ruhte. Sein Gesichtsausdruck wirkte nun besorgt und sehr, sehr verwirrt.
„Okay”, sagte Lissa glücklich. Sie bemerkte gar nicht, dass er nicht aufgepasst hatte. „Versuch es noch einmal.”
Adrian konzentrierte sich wieder auf ihre Arbeit. Seufzend ging er zu einer neuen Pflanze, aber Lissa winkte ihn zurück. „Nein, arbeite weiter an der, mit der du angefangen hast. Vielleicht kannst du es nur in zwei kleinen Anläufen schaffen.”
Nickend richtete er seine Aufmerksamkeit wieder auf die ursprüngliche Pflanze. Einige Minuten lang tat er nichts anderes als sie anzustarren.
Im Raum herrschte Stille. Ich hatte ihn noch nie so konzentriert erlebt, auf seiner Stirn bildete sich tatsächlich Schweiß. Endlich zuckte die Pflanze abermals. Sie wurde noch grüner, und winzige Knospen erschienen. Als ich zu ihm aufblickte, sah ich, dass er die Augen zusammenkniff und mit den Zähnen knirschte; zweifellos konzentrierte er sich mit aller Macht. Die Knospen platzten auf. Blätter und winzige, weiße Blumen erschienen.
Lissa stieß einen Freudenschrei aus. „Du hast es geschafft!” Sie umarmte ihn, und ein Gefühl des Entzückens bemächtigte sich ihrer.
Sie war richtig glücklich darüber, dass es ihm gelungen war. Und obwohl ihr eigener Mangel an Fortschritten sie immer noch enttäuschte, weckte sein Erfolg Hoffnungen in ihr. Er bedeutete, dass sie tatsächlich voneinander lernen konnten. „Ich kann es gar nicht erwarten, bis ich auch etwas Neues tun werde”, sagte sie, immer noch ein ganz klein wenig eifersüchtig.
Adrian tippte auf ein Notizbuch. „Nun, in der Welt des Geistes gibt es noch jede Menge anderer Tricks. Du solltest in der Lage sein, dir zumindest einen davon anzueignen.”
„Was ist das?”, fragte ich.
„Erinnerst du dich an die Nachforschungen, die ich über Leute angestellt habe, die durch ein merkwürdiges Verhalten aufgefallen sind?”, fragte sie. „Wir haben eine Liste all der Dinge angelegt, die sie gemacht haben.” Ich erinnerte mich tatsächlich. Auf ihrer Suche nach anderen, die Geist besaßen, war sie auf Behauptungen über Moroi gestoßen, die über sonst unbekannte Fähigkeiten verfügten. Nur wenige Leute hielten die Berichte für wahr, aber Lissa war davon überzeugt, dass all diese Sonderlinge Geistbenutzer waren.
„Neben dem Heilen, dem Aurensehen und dem Traumwandeln gibt es offenbar auch eine Art Superzwang.”
„Das wusstest du bereits”, bemerkte ich.
„Nein, hier handelt es sich um noch etwas Stärkeres. Es geht nicht nur darum, jemanden dazu zu bringen, etwas Bestimmtes zu tun. Sondern jemanden auch Dinge sehen und fühlen zu lassen, die gar nicht da sind.”
„Was denn? So etwas wie Halluzinationen?”, hakte ich nach.
„Irgendwie schon”, antwortete er. „Es gibt Geschichten über Leute, die Zwang benutzten, um andere dazu zu bringen, ihre schlimmsten Albträume zu durchleben, zu denken, sie würden angegriffen oder so ähnlich.”
Ich schauderte. „Das ist tatsächlich irgendwie beängstigend.”
„Und beeindruckend”, sagte Adrian.
Lissa gab mir recht. „Ich weiß nicht. Gewöhnlicher Zwang ist die eine Sache, aber dies scheint mir einfach Unrecht zu sein.”
Christian gähnte. „Jetzt, da dieser Sieg errungen ist, können wir mit der Magie Feierabend machen?”
Als ich hinter mich schaute, sah ich, dass Christian aufrecht dasaß und hellwach war. Sein Blick ruhte auf Lissa und Adrian, und er wirkte nicht besonders glücklich
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