Vampire Academy 03 ● Schattenträume
Zeit einen ziemlich kurzen Geduldsfaden, und du, nun ja, du siehst Geister.”
Er sprach ganz lässig, als könne es schon mal vorkommen, dass man Geister sah. „Ich denke, dass die schädlichen Dinge, die die Magie des Geistes birgt und die den Verstand trüben, aus ihr abfließen und in dich hineinfließen. Auf diese Weise bleibt sie stabil, und du, nun.... Wie ich schon sagte, du siehst Geister.”
Es war wie ein Schlag ins Gesicht. Eine neue Theorie. Kein Trauma. Keine echten Geister. Sondern ich, die Lissa ihren Wahnsinn abnahm. Ich dachte daran, wie sie in ihrer schlimmsten Zeit gewesen war, depressiv und selbstzerstörerisch. Ich dachte an unsere ehemalige Lehrerin, Ms Karp, die ebenfalls eine Geistbenutzerin gewesen war - und wahnsinnig genug, um eine Strigoi zu werden.
„Nein”, erwiderte ich mit angespannter Stimme. „Das geschieht nicht mit mir.”
„Was ist mit eurem Band? Ihr habt diese Verbindung. Ihre Gedanken und Gefühle kriechen in dich hinein.... Warum nicht auch der Wahnsinn?” Adrians Benehmen war locker und neugierig, wie es für ihn typisch war. Er begriff einfach nicht, welche furchtbare Angst mir das allmählich machte.
„Weil es keinen Sinn....” Und dann traf es mich. Die Antwort, nach der wir die ganze Zeit gesucht hatten.
Der Heilige Vladimir hatte sein Leben lang mit den Nebenwirkungen von Geist gerungen. Er hatte Träume und Wahnvorstellungen gehabt, Erfahrungen, die er auf „Dämonen” zurückführte. Aber er war nicht vollkommen verrückt geworden oder hatte versucht, sich umzubringen. Lissa und ich waren davon überzeugt gewesen, dass dieser Umstand darauf zurückzuführen war, dass er eine schattengeküsste Wächterin hatte, Anna, und dass ihm dies geholfen hatte, dieses Band mit ihr zu teilen. Wir hatten angenommen, es sei einfach die Nähe einer guten Freundin gewesen, die Nähe von jemandem, der ihn unterstützen und durch die schweren Zeiten begleiten konnte, da man damals noch keine Antidepressiva oder angsthemmenden Medikamente gekannt hatte.
Aber was, wenn.... was, wenn.... Ich konnte nicht atmen. Ich konnte nicht einen einzigen Augenblick so weitermachen, ohne die Antwort zu kennen. Wie spät war es überhaupt? Etwa eine Stunde vor der Sperrstunde? Ich musste es herausfinden. Ich blieb sofort stehen und wäre auf dem glatten Boden beinahe ausgerutscht.
„Christian!”
Die Gruppe vor uns blieb stehen und drehte sich zu mir und Adrian um. „Ja?”, fragte Christian.
„Ich muss einen Umweg machen - oder genauer gesagt, wir müssen einen Umweg machen, da ich ohne dich nirgendwo hingehen kann. Wir müssen in die Kirche gehen.”
Er zog überrascht die Augenbrauen hoch. „Was, willst du etwas beichten?”
„Stell keine Fragen. Bitte. Es wird auch bestimmt nur ein paar Minuten dauern.”
Ein Ausdruck der Sorge glitt über Lissas Züge. „Na ja, wir können alle hingehen....”
„Nein, wir werden uns beeilen.” Ich wollte sie nicht dabeihaben. Ich wollte nicht, dass sie die Antwort hörte, von der ich überzeugt war, dass ich sie bekommen würde. „Geht ihr ins Wohnheim. Wir kommen nach. Bitte, Christian?”
Er betrachtete mich. Seine Miene schwankte zwischen dem Wunsch, mich zu verspotten, und dem, mir zu helfen. Er war schließlich kein vollkommener Mistkerl. Letzteres Gefühl gewann die Oberhand. „Na schön, aber wenn du versuchst, mich dazu zu kriegen, mit dir zu beten, verschwinde ich.”
Er und ich zweigten zur Kapelle ab. Ich ging so schnell, dass er Mühe hatte, Schritt zu halten. „Du willst mir wohl nicht erzählen, worum es geht?”, fragte er.
„Nein. Aber ich weiß deine Hilfe zu schätzen.”
„Immer gern”, antwortete er. Ich war mir sicher, dass er die Augen verdrehte, aber meine Aufmerksamkeit galt dem Weg vor mir.
Wir erreichten die Kapelle. Die Tür war - wenig überraschend - verschlossen. Ich klopfte an und schaute mich ängstlich um, um festzustellen, ob Licht durch die Fenster fiel. Es sah nicht so aus.
„Weißt du, ich bin schon früher hier eingebrochen”, bemerkte Christian.„Wenn du rein musst .... ”
„Nein, es ist nicht nur das. Ich muss mit dem Priester sprechen. Verdammt, er ist nicht hier.”
„Er liegt wahrscheinlich im Bett.”
„Verdammt”, wiederholte ich und hatte nur ein geringfügig schlechtes Gewissen, dass ich auf der Schwelle einer Kirche fluchte. Wenn der Priester im Bett lag, befand er sich im Quartier des Moroi-Personals und war nicht zu erreichen. „Ich muss....”
Die Tür wurde
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