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Vampire Academy 03 ● Schattenträume

Vampire Academy 03 ● Schattenträume

Titel: Vampire Academy 03 ● Schattenträume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richelle Mead
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Seine perlmuttfarbene Gestalt stand da, die Hände in den Taschen seines Mantels, eine beinahe beiläufige Geste, die die Erfahrung irgendwie umso unheimlicher machte.
    „Nun”, sagte ich überraschend ruhig, trotz des Kummers, der über mir zusammenschlug, wann immer ich ihn sah. „Freut mich zu sehen, dass du wieder allein bist. Die Extras im Flugzeug haben mir nicht besonders gefallen.”
    Er starrte mich an, mit einer leeren Miene und traurigen Augen. Es machte mich noch elender, und Schuldgefühle verkrampften mir den Magen. Ich brach zusammen.
    „Was bist du?”, rief ich. „Bist du wirklich da? Werde ich verrückt?” Zu meiner Überraschung nickte er. „Welches von beidem?” , quiekte ich. „Ja, du bist wirkl ich da?” Er nickte. „Oder.... meinst du, ich bin verrückt?” Er schüttelte den Kopf.
    „Nun”, sagte ich und zwang einen Scherz durch meinen Hurrikan der Gefühle. „Das erleichtert mich, aber ehrlich. Was solltest du auch sonst sagen, wenn du eine Halluzination bist?” Mason starrte mich nur an. Ich sah mich wieder um und wünschte, jemand würde vorbeikommen. „Warum bist du hier? Bist du böse auf uns und willst du dich rächen?”
    Er schüttelte den Kopf, und etwas in mir entspannte sich. Bis zu diesem Augenblick war mir gar nicht bewusst gewesen, welche Sorgen ich mir deswegen gemacht hatte. Die Schuldgefühle und die Trauer hatten sich zu einer festen Faust in mir geschlossen. Es war mir unausweichlich erschienen, dass er mir Vorwürfe machte - genauso wie Ryan es getan hatte.
    „Hast du.... hast du Schwierigkeiten, Frieden zu finden?”
    Mason nickte und schien nun noch trauriger zu werden. Ich dachte an seine letzten Augenblicke zurück und musste Tränen herunterschlucken. Wahrscheinlich hätte ich auch Schwierigkeiten, Frieden zu finden, wenn mir jemand das Leben gestohlen hätte, bevor es noch richtig begonnen hatte.
    „Aber da ist noch mehr, nicht wahr? Ein anderer Grund, warum du immer wieder zu mir kommst?” Er nickte. „Was?”, wollte ich wissen. Es gab in letzter Zeit so viele Fragen. Ich brauchte Antworten. „Worum geht es? Was muss ich tun?”
    Aber offenbar war uns alles, was ein Ja oder Nein überstieg, nicht gegeben. Er öffnete den Mund, als wolle er etwas sagen. Dabei sah er so aus, als gäbe er sich größte Mühe, genauso wie Adrian es mit der Pflanze getan hatte. Aber es kam kein Laut über seine Lippen.
    „Ich entschuldige mich”, flüsterte ich. „Ich entschuldige mich, dass ich nicht verstehe.... und.... ich entschuldige mich auch für alles andere.” Mason bedachte mich mit einem letzten sehnsüchtigen Blick, dann verschwand er.
    „Lassen Sie uns über Ihre Mutter reden.”
    Ich seufzte. „Was ist mit ihr?”
    Es war mein erster Tag bei meiner Therapeutin, bisher war ich nicht besonders beeindruckt. Die Erscheinung Masons vom vergangenen Abend war wahrscheinlich etwas, das ich sofort hätte zur Sprache bringen sollen. Aber ich wollte nicht, dass die Schulbehörden noch mehr Grund zu der Annahme bekamen, ich verlöre den Verstand - selbst wenn es so war.
    Und ehrlich, ich war mir da nicht besonders sicher. Adrians Analyse meiner Aura und die Geschichte von Anna verliehen der Theorie, ich sei auf dem Weg ins Irrenhaus, gewiss einiges an Glaubwürdigkeit.
    Doch ich fühlte mich nicht wahnsinnig. Wussten Wahnsinnige es denn, wenn sie wirklich wahnsinnig waren? Adrian hatte diese Frage verneint. Der Ausdruck wahnsinnig an sich war schon merkwürdig. Ich hatte genug über Psychologie gelernt, um zu wissen, dass es ein sehr vager Begriff war. Die meisten Formen von Geisteskrankheiten waren tatsäch li ch sehr spezifisch und hatten spezifische Symptome - Angst, Depressionen, Stimmungsumschwünge etc. Ich wusste nicht, wo auf dieser Skala ich stand, wenn ich überhaupt darauf stand.
    „Was empfinden Sie für sie?”, führ die Therapeutin fort. „Für Ihre Mutter?”
    „Ich denke, dass sie als Wächterin großartig ist und als Mutter so lala.”
    Die Therapeutin, deren Name Deirdre war, schrieb etwas auf ihren Notizblock. Sie war blond, Moroi-schlank und trug ein dunkelblau-grünes Kashmirkleid. Tatsächlich sah sie nicht viel älter aus als ich, aber die Zertifikate auf ihrem Schreibtisch besagten, dass sie alle möglichen Abschlüsse in Psychotherapie hatte. Ihr Büro befand sich im Verwaltungsgebäude, dem gleichen Gebäude, in dem auch das Büro der Direktorin lag und wo alle möglichen anderen Angelegenheiten der Akademie geregelt wurden.

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